Verführer der Nacht
bohrten.«
Er legte seinen Mund auf das Mal an ihrem Hals und ließ seine Zunge darüberkreisen. »Und es war erotisch, oder nicht?« Er beugte sich über das andere Mal auf ihrer Brust. »Ich will alles von dir. Du gibst mir nur einen Teil von dir, und ich weigere mich, das zu akzeptieren.«
»Es ist alles, was ich dir zu geben habe. Es tut mir leid, wenn es dir nicht genügt, aber du hast gewusst, dass ich Verpflichtungen habe. Pauls und Ginnys Zukunft würde ich für nichts auf der Welt eintauschen. Das habe ich dir gesagt.«
Seine Zunge huschte über das Mal, bevor er den Kopf hob und sie aus glitzernden, schwarzen Augen ansah. »Und was, glaubst du, würde ein Vampir mit Paul und Ginny machen ?«
Aus irgendeinem Grund tauchte wie von selbst die Erinnerung an das Bergwerk auf, in das sie mit einem lebenden, atmenden Monster eingesperrt gewesen war. Es war genauso gefangen gewesen wie sie, verschüttet unter all dem Geröll, aber es hatte sich durch die Erde zu ihr durchgewühlt. Sie erinnerte sich an das Zischen und Gurgeln, an Augen, die in der Finsternis der Mine dämonisch geglüht hatten. Der Gestank war bestialisch gewesen, und etwas Böses hatte den Minenschacht erfüllt, so intensiv, dass ihr schlecht geworden war. Ohne es zu wollen, hatte sie dieses Wesen mit Feuer vertrieben. Durch ihre panische Angst waren Flammen entstanden, die über seinen Körper gerast waren, sodass es entsetzliche Schreie ausgestoßen hatte. Immer noch wachte sie schweißgebadet aus Albträumen auf und hörte das Echo dieser Schreie. War es ein Vampir gewesen? Könnte sie in ihrer Jugend auf einen gestoßen sein? Ginny und Paul würden die Begegnung mit einem solchen Geschöpf nicht überleben.
»Ich werde sie beschützen«, stieß sie inbrünstig hervor. »Vor dir, deinem Bruder, den Brüdern Chevez und notfalls auch vor einem Vampir. Lass mich aufstehen, Rafael. Ich meine es ernst.«
Er rührte sich nicht. Seine breiten Schultern versperrten den Blick auf den Himmel, und seine starken Muskeln rieben sich an ihrer Haut und ließen jeden Nerv in ihrem Körper zum Leben erwachen. Seine Augen wurden wenn möglich noch dunkler, und ihr stockte der Atem. »Du kannst die Augen nicht vor dem, was zwischen uns ist, verschließen. Ich habe dir gesagt, dass ich alles von dir will, und ich habe es so gemeint. Wenn ich dich jetzt küsse und deinen Körper nehme, würdest du es zulassen, obwohl du Angst hast und böse auf mich bist. Weil du mich willst und brauchst.« Er beugte sich so nahe zu ihr, dass sein Atem ihren Mund streifte. »Du bist ohne mich nicht vollständig. Deshalb überlässt du mir deinen Körper, Colby. Das ist der einzige Grund. Du brauchst mich. Du willst, dass es nur Sex ist, doch das ist nicht genug und wird es nie sein.«
»Was dann?« Sie stellte ihm die Frage ganz ruhig, und in ihrem trotzigen Blick war nichts von Kapitulation zu erkennen. Sie würde die Kinder nicht für ihr eigenes Leben aufgeben. Was er auch verlangte, der Preis war zu hoch.
»Ich werde dich voll und ganz in meine Welt holen.«
Das hätte sie erwarten müssen. Sie hatte kurz überlegt, ob er sie fragen würde, aber die unerbittliche, entschlossene Art, wie er es sagte, war beängstigend. Die Worte laut ausgesprochen zu hören war ganz anders, als sich in Gedanken damit zu beschäftigen. Einen Moment lang war sie wie gelähmt und lag wie ein Opfer unter ihm. Ihr Körper hatte sie schon längst verraten und schmiegte sich weich in Rafaels Hände, obwohl er sie praktisch gefangen hielt.
»Was hast du mit mir gemacht?« Sie erkannte sich selbst nicht wieder. Er könnte sie hier und jetzt nehmen, und obwohl sie Angst hatte und ihr vor Kummer das Herz brach, würde sie es genießen. »Das ist nicht Liebe, Rafael. Ganz gleich, was du denkst, das ist nicht Liebe.«
»Für mich ist es Liebe.« Seine Hände glitten über ihre nackte Haut, zogen ihre Kurven nach und testeten ihre Reaktion auf ihn. »Du hast meinen Körper und meine Seele. Du hast alles von mir. Ich werde mich nicht mit weniger zufriedengeben.«
»Was hast du getan?«, fragte sie, wild entschlossen, nicht hysterisch zu werden.
»Um eine menschliche Gefährtin vollständig in unsere Welt zu bringen, ist ein dreimaliger Blutaustausch erforderlich. Die Frau muss übernatürliche Fähigkeiten haben, was auf dich zutrifft.«
Sie starrte ihn entsetzt an. »Du hast Blut mit mir getauscht?«
»Natürlich. Du bist meine Gefährtin des Lebens. Das gehört dazu. Mein Blut fließt in
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