Verführer der Nacht
Zündschlüssel.
»Du fährst nicht einen Meter näher an diesen Laden ran -ihr schicker, kleiner Porsche steht direkt vor der Apotheke. Ein bisschen Bewegung wird dir nicht schaden.«
»Das ultimative Opfer«, stöhnte Paul. »Cowboys gehen einfach nicht zu Fuß.« Er steckte die Rezepte ein und half Colby, sich etwas bequemer hinzusetzen. »Unter all dem Dreck siehst du ein bisschen blass um die Nase aus, Colby. Bist du sicher, dass mit dir alles in Ordnung ist und ich dich allein lassen kann?«
»Mir geht's gut, Paul«, versicherte sie ihm. »Lass bitte die Tür offen, damit ich keine Platzangst kriege und noch versuche, aus dem Fenster zu klettern.«
»Bin gleich wieder da!« Paul flitzte die Straße hinunter.
Als sie ihm nachschaute, befiel sie eine furchtbare Müdigkeit. Das Schlimmste war, dass immer noch unendlich viel Arbeit auf sie wartete. Da Juan und Julio ihnen halfen, hatten sie endlich alles aufgeholt, was liegen geblieben war. Aber eine Verletzung wie diese würde sie ebenso bei den erforderlichen Reit- und Trainingsstunden der Pferde wie bei den täglichen Arbeiten behindern.
Was war mit dem Braunen los gewesen? Könnte er genauso wie King Drogen bekommen haben ? Ernie war tot. Er konnte nicht dahinterstecken. Sie wollte nicht daran denken, dass es Paul gewesen sein könnte. Sie versuchte, sich genau zu erinnern, wie das Pferd ausgesehen hatte, bevor sie in den Sattel gestiegen war. Ihr Verhalten war unverzeihlich. Sie hatte nicht bemerkt, in welcher Verfassung das Tier war, weil sie in Gedanken mal wieder bei Rafael gewesen war. Immer wieder lief es darauf hinaus: auf Rafael und die Macht, die er über sie hatte.
»Hallo!« Eine leise Stimme riss sie aus ihren Überlegungen.
Als Colby aufblickte, sah sie die Frau mit den auffallenden grünen Augen vor sich, die ihr Hilfe angeboten hatte, als Rafael sich auf dem Parkplatz vor dem Saloon wie der letzte Macho aufgeführt hatte. Sie schenkte ihr ein freundliches Lächeln. »Ich scheine ständig in der Klemme zu sein, was? Ich bin Colby Jansen.«
»Natalya Shonski.« Als die Frau lächelte, erhellte sich ihr Gesicht schlagartig. Sie zeigte auf Colbys Bein. »Sieht schmerzhaft aus.«
»Ist es auch, glauben Sie mir. Ich wollte Ihnen wegen neulich Abend noch danken. Die meisten Leute wären einfach weitergegangen.«
»Sie hatten Angst vor ihm«, sagte Natalya. »Ich konnte es fühlen.«
Colby strich sich ihr Haar aus dem Gesicht und lächelte schwach. »Ich habe immer noch Angst vor ihm.«
Natalya lehnte sich in die offene Tür und begutachtete Colbys Hals. »Er ist einer der Jäger, nicht wahr? Haben Sie überhaupt eine Ahnung, wie gefährlich diese Männer sind?«
Colbys Handfläche legte sich sofort auf das Mal an ihrem Hals. »Woher wissen Sie etwas über sie?«
Natalya zögerte und wählte ihre Worte sorgfältig. »Ich hatte das Pech, bei mehr als einer Gelegenheit auf ihre Gegenspieler zu stoßen.« Sie beobachtete Colby scharf, um zu sehen, ob sie verstand, worauf sie anspielte.
»Ich hatte meine erste derartige Begegnung erst vor ein paar Nächten.« Colby erschauerte. »Es tut gut zu wissen, dass ich nicht im Begriff bin, den Verstand zu verlieren. Ich dachte schon, dass ich mir das Ganze vielleicht nur eingebildet habe.« Ihr fiel vor Erleichterung ein Stein vom Herzen, und sie brannte darauf, mit dieser Frau zu sprechen, die wusste, was sie, Colby, zurzeit durchmachte, und trotzdem nicht der Meinung war, dass man sie einsperren sollte. »Wie haben Sie davon erfahren? Die Hälfte der Zeit kann ich es immer noch nicht glauben.«
»Was will der Jäger von Ihnen?«
Colby drückte ihre Finger noch fester auf Rafaels Mal. Es war immer noch da, frisch wie an dem Tag, an dem er es hinterlassen hatte; es verblasste nie und pochte ständig, als riefe es nach ihr. Ja, was wollte er von ihr? Sex? Wenn es doch nur das wäre! Damit könnte sie umgehen.
Sie erinnerte sich an den Klang seines Lachens, das durch ihr Bewusstsein wehte. Tief und sinnlich und sehr verführerisch. Colby senkte die Wimpern. Er beherrschte sie sexuell, das traf zu. Sie konnte ihr Verlangen nach ihm nicht ablegen. »Ich weiß es nicht genau.« Sie versuchte, ehrlich zu sein. Zu ihrer Überraschung stellte sie fest, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. »Ich bin völlig durcheinander, Natalya. Er hat mich irgendwie an sich gebunden, und jetzt kann ich es nicht mehr ertragen, von ihm getrennt zu sein. Ich hasse diesen Zustand.«
Natalya schaute sich verstohlen um und
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