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Verführer der Nacht

Titel: Verführer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Atem angesichts der unverhohlenen Drohung, die in seinem Blick lag. Winzige rote Flammen glühten in den dunklen Tiefen seiner Augen. Er wirkte wie ein Raubtier oder ein bösartiger und verschlagener Dämon. Nichts in ihrem Leben hatte sie je mehr geängstigt als die grimmige Leere, die sich in seinen Augen zeigte. Sie sah den Tod vor sich. Und sie wusste, dass er ohne Weiteres imstande wäre, Tony Harris zu töten.
    Nein! Nein, Rafael! Das kannst du nicht machen! Sie benutzte absichtlich die intimere Kommunikationsform, um den Mann in seinen Körper, in seinen Geist zurückzuholen. Was sie jetzt vor sich hatte, war ein ungezähmtes Raubtier. Schon wandte er sich von ihr ab und drehte sich zu Harris um, der der Länge nach auf der Straße lag.
    »Hör auf, Rafael«, rief sie laut, während sie sich bemühte, vom Sitz zu rutschen. Ihr Herz klopfte laut vor Angst. Als ihr verletztes Bein ihr Gewicht abfangen musste, schoss ein brennender Schmerz durch ihren Körper, und sie stieß einen unterdrückten Fluch aus.
    Tony sprang mit geballten Fäusten auf und spuckte auf die Straße.
    Rafael schlug Tony Harris gezielt und sehr brutal mit der offenen Hand ins Gesicht, so kräftig, dass der Mann zurücktaumelte. Rafael versetzte ihm einen Schlag nach dem anderen und trieb so den Cowboy vor sich her. Tony, der bei jedem Hieb das Gleichgewicht verlor, taumelte die Straße hinunter. Colby hatte schon unzählige Prügeleien erlebt, aber das hier war etwas ganz anderes. Es war ein wilder und doch kaltblütiger Angriff, eine demütigende Bestrafung und eine so offen zur Schau gestellte Demonstration von Macht, dass die Leute auf den Bürgersteigen wie angewurzelt stehen blieben und mit offenen Mündern zuschauten.
    Colby humpelte hinter den beiden her. Ihr Herz schlug schneller, als ihr aufging, dass Rafael Tony Harris mit einem einzigen Schlag zu Boden hätte werfen können, und Zorn stieg in ihr auf. Das hier war eine öffentliche Bestrafung. Rafael war imstande, Tony kaltblütig und ohne Reue zu töten. Wahrscheinlich hätte er es auch getan, er hielt sich jedoch zurück, weil er wusste, dass Colby ihm einen Mord nie verziehen hätte.
    Es war keine große Hilfe, dass sie nicht aufhören konnte, ihn förmlich mit Blicken zu verschlingen, und ihr Körper zu neuem Leben erwachte. Sie konnte fühlen, wie sie sich mit jeder Faser ihres Seins nach ihm sehnte. Colby hasste es, wie sehr er ihren Körper und ihren Geist beherrschte. Sah man es ihr an? Natalya hatte sie mitleidig angeschaut... Ohne Rafael fühlte sie sich verzweifelt, fast schon selbstmordgefährdet, und verachtete sich dafür. Sie war gezwungen gewesen, sich an Nicolas zu wenden, um diese furchtbaren Nächte zu überstehen.
    »Lass die beiden doch in Ruhe!«, rief Paul und packte seine Schwester am Arm. Er war die Straße hinuntergerannt und völlig außer Atem. Colby hinkte und schien nicht zu merken, dass sie vor Schmerzen die Zähne zusammenbiss.
    Sie schüttelte ihren Bruder ab. »Halt die Klappe!«, brüllte sie ihn an.
    Paul blieb abrupt stehen. Colbys Haarfarbe war kein Zufall. Sie konnte buchstäblich rotsehen, wenn ihr der Kragen platzte. Paul betrachtete De La Cruz mit größter Genugtuung. Der Mann würde öffentlich in die Schranken gewiesen werden. Die Menschenmenge war jedenfalls groß genug.
    Colby packte Rafael am Arm und hielt einen Moment lang erschrocken inne, so hart fühlten sich diese Muskeln an. Es war, als hätte sie ein Stück Eisen in der Hand. »Hör auf damit, Rafael! Sofort!« Sie versuchte, sich zwischen die beiden zu stellen, aber Rafael glitt mühelos um sie herum und pflanzte seinen Körper zwischen Colby und Harris. Das machte Colby nur noch wütender. »Ich will nicht, dass du mir meine Probleme abnimmst. Verstanden? Mach das nie wieder! Das ist meine Sache.« Sie wusste, was Macht bedeutete, und verstand besser als irgendjemand sonst das Bedürfnis, die Kontrolle zu behalten, doch jetzt war sie schrecklich wütend auf die beiden Männer und versuchte, Rafael von Tony wegzuziehen. Viel Erfolg hatte sie nicht.
    Harris nutzte die Gelegenheit, sich davonzumachen, wobei er sein zerschlagenes Gesicht mit beiden Händen hielt. Rafael sah ihm über Colbys Kopf hinweg nach. In den Tiefen seiner Augen flackerten immer noch rote Lichter.
    »Verdammt, Rafael!« Colby fühlte sich wie eine lästige Fliege, die um ihn herumsummte. Sie boxte ihn in die Brust und legte all ihre aufgestaute Wut in den gut gezielten Hieb.
    Er stand groß und aufrecht

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