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Verführer oder Gentleman? (German Edition)

Verführer oder Gentleman? (German Edition)

Titel: Verführer oder Gentleman? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Dickson
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sie in das unerbittliche, viel zu schöne Gesicht ihres Peinigers, kämpfte mit den Tränen und klammerte sich an den Rest ihrer Würde. Entschlossen hob sie den Kopf. Irgendwie gelang es ihr zu verbergen, was in ihr vorging, und mit kalter Stimme zu sprechen.
    „Würdest du mir bitte Platz machen?“
    Zu ihrer Verblüffung trat er beiseite. Wie von einer schweren Last befreit, unter der sie zu lange gelitten hatte, eilte sie leichtfüßig zur Tür. Ein letztes Mal drehte sie sich zu Dominic um, denn sie wollte sich stets an die beschämende Szene erinnern, damit sie seiner Anziehungskraft nie mehr erliegen würde. Dankbar hieß sie das Eis in ihrer Seele willkommen, das alle zärtlichen Gefühle verscheuchte.
    Als sie die Bibliothek stolz erhobenen Hauptes verließ, hämmerte Dominics Herz schmerzhaft gegen die Rippen, seltsame Emotionen mischten sich mit Reue und Sorge.
    Verstört schaute er ihr nach und schalt sich einen Narren, weil er sie flüchten ließ. Von allen Frauen, die durch sein Leben gegangen waren, hatte er seit Amelia keine so heiß begehrt wie Juliet Lockwood. Was faszinierte ihn so sehr an ihr? Das bezaubernde Lächeln? Ihre Zärtlichkeiten, die ihn betörten wie einen liebeskranken grünen Jungen? Ihre Unschuld? Ihr aufrichtiges Wesen?
    Die Stirn gefurcht, schenkte er sich noch einen Brandy ein und leerte das Glas in einem Zug. Was immer es sein mochte, es konnte nicht Liebe sein. In seiner Welt existierte die Liebe nicht. Gegen die Liebe war er gefeit. Und doch – Juliet Lockwood hatte sich einen Weg in die Tiefe seiner Seele gebahnt.
    Und sie rannte davon, hatte es gewagt, ihre Stellung in seinem Haus zu kündigen. Dieser Gedanke wurde zur Qual, die schließlich zu hellem Zorn überwechselte.

7. KAPITEL
    G eradewegs eilte Juliet in ihr Zimmer und kannte nur mehr einen einzigen Gedanken. So schnell wie möglich musste sie Lansdowne House verlassen. Zorn und Verzweiflung erfüllten ihr Herz. Und beklemmende Angst um Robby. Obwohl sie wusste, dass er keinen Diebstahl begangen hatte, konnte ihn allein schon der Hauch eines Skandals ins Verderben stürzen.
    Dominic Lansdowne, ihr Liebhaber für eine einzige wundervolle Nacht, würde das Verschwinden der Miniaturen nicht auf sich beruhen lassen. Das durfte sie ihm nicht verübeln, denn selbstverständlich wollte er die kleinen, von seiner Mutter gemalten Aquarelle zurückgewinnen.
    Aber sich selbst würde sie die hemmungslose Lust, der sie sich hingegeben hatte, niemals verzeihen. Was war mit ihr geschehen? Wieso hatte sie die Kontrolle über ihre Gefühle so leichtfertig verloren? Jetzt stand sie mit leeren Händen da, denn sie konnte unmöglich weiterhin für den Duke of Hawksfield arbeiten, und sie hatte keine neue Stellung in Aussicht.
    Was sie getan hatte, war beschämend und sündhaft. Wenigstens gestand sie sich die Wahrheit ehrlich ein. Nur sie selbst trug die Schuld daran. Nicht Dominic Lansdowne. Niemand anders. Einzig und allein sie, Juliet Lockwood, denn sie hatte ihn mit einem wahnwitzigen Verlangen begehrt, das ihr zuvor völlig fremd gewesen war. Sogar jetzt, wo ihrem Bruder das Gefängnis drohte – oder etwas Schlimmeres, was der Himmel verhüten möge  –, änderte sich nichts an jenen verhängnisvollen Gefühlen. Das hatte ihr der Kuss in der Bibliothek unleugbar bewiesen.
    Auf der Fahrt nach London dachte Juliet in wachsender Sorge an ihre Situation. Nun war sie an einer Kreuzung angelangt, verschiedene Wege führten in eine unsichere Zukunft. Alles, was auf sie zukommen und wie sie die Vergangenheit betrachten würde, hing von der Entscheidung ab, die sie bald treffen musste. Der Brief des Großvaters schien ein Loch in ihre Rocktasche zu brennen.
    Bei der Ankunft in London stand ihr Entschluss fest, die Würfel waren gefallen. Jetzt brauchte sie nur noch die nötige Kraft, die Entwicklung der Dinge zu überstehen, wie immer die Konsequenzen aussehen mochten.
    Da sie sich keine Schwäche erlauben durfte, versuchte sie, die letzte Nacht zu vergessen. Sollte ihr das misslingen, hätte Dominic ihr alles geraubt, was ihr Selbstwertgefühl ausmachte. Die Zeit für Reue und Schuldzuweisungen würde später anbrechen. Vorerst zählte nur eins: Sie musste ihren Bruder vor dem Gefängnis – oder sogar vor dem Galgen – retten. Und das war wichtiger als ihr gebrochenes Herz.
    Und doch – die Erinnerung an ihren Liebhaber, die glühende Leidenschaft in seinem Blick, die heißen Küsse beschworen schmerzliche Visionen herauf und

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