Verführerische Julia
gönnte!
Seufzend ließ er sich gegen die Stuhllehne sinken. Nein, dem würde Julia nie im Leben zustimmen. Wenn er für seinen Sohn da sein wollte, musste er auch Julia in Kauf nehmen. Der Junge brauchte beide Eltern, also würden sie nicht umhinkommen, Frieden miteinander zu schließen.
Für einen Moment schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, einfach mit Julia und seinem Sohn zusammenzuziehen – doch das war lächerlich. Cameron Duke war nicht der Typ für ernsthafte Bindungen. Und sie würden es auch so schaffen, Jake ein geregeltes Leben zu bieten.
Schließlich war Cameron selbst auch nicht gerade in geordneten Verhältnissen groß geworden. Tatsächlich hatte sein Vater ein absolut lausiges Vorbild abgegeben, und seine Mutter war kaum besser gewesen. Camerons Erfahrung nach waren Beziehungen, ganz zu schweigen von Ehen, nichts, wonach man sich sehnen sollte.
Und dann waren da natürlich auch noch seine Brüder und der Pakt, den sie miteinander geschlossen hatten.
Er erinnerte sich, als wäre es gestern gewesen, wie er damals, kurz nach seinem achten Geburtstag, zum ersten Mal die riesige Villa von Sally Duke auf den Klippen von Dunsmuir Bay betreten hatte. Zunächst hatte es ihn beunruhigt, dass Sally nicht nur ihn, sondern noch zwei weitere Jungen als Pflegekinder aufgenommen hatte.
Die ersten Wochen mit Adam und Brandon waren unglaublich anstrengend gewesen. Mit allen Mitteln kämpften die drei Jungen um den obersten Platz in der Hackordnung. Tag für Tag prügelten sie sich um Spielzeug, die Fernbedienung, Essen und Sallys Aufmerksamkeit. Gleichzeitig aber fürchteten sie ständig, dass ihre neue Pflegemutter sie zurück ins Waisenhaus schicken könnte. Für keinen von ihnen wäre es das erste Mal gewesen.
Doch sie hatten ihre Rechnung ohne Sally Duke gemacht.
Eines Tages hatte sie genug von den Streitereien ihrer Pflegekinder und verbannte die drei Rabauken kurzerhand in das Baumhaus, das sie für sie hatte errichten lassen. Sie sagte ihnen klipp und klar, dass sie sich erst wieder blicken lassen sollten, wenn sie gelernt hatten, sich wie Brüder zu verhalten.
Es dauerte Stunden, bis die drei Jungen sich schließlich aussprachen. Brandon erzählte von seiner drogenabhängigen Mutter, die ihn schon früh mit seinem gewalttätigen Vater allein gelassen hatte, der kurz darauf bei einer Schlägerei in einer Bar ums Leben gekommen war. Adam war von seinen Eltern vor einem Krankenhaus ausgesetzt worden, als er noch nicht einmal zwei Jahre alt war. Nach einigen Jahren im Waisenhaus war er dann von einer Pflegefamilie zur nächsten weitergereicht worden.
Cameron hatte als Letzter von seiner Vergangenheit berichtet. Auch sein Vater war gewalttätig gewesen, wobei das meiste seine Mutter abbekommen hatte. Da sie drogen- und alkoholabhängig gewesen war, hatte sie weder sich noch ihren Sohn schützen können. Cameron wusste, dass sie fürchterliche Dinge getan hatte, um ihre Sucht zu finanzieren. Doch er gab seinem Vater die Schuld dafür, dass sie überhaupt erst süchtig geworden war. Noch heute wachte er manchmal schweißgebadet aus Albträumen auf, in denen er die Angstschreie seiner Mutter und das dumpfe Klatschen der Schläge seines Vaters hörte. „Ich tue das nur, weil ich dich liebe“, hatte sein Vater immer wieder gebrüllt, wenn er sie verprügelte. Bis Cameron mit gerade mal sieben Jahren eines Morgens aufgewacht war und seine Eltern tot aufgefunden hatte.
Nachdem er seine Erzählung beendet hatte, waren Adam und Brandon offensichtlich erschüttert gewesen. Und so war es zu ihrem Pakt gekommen.
Sie schworen, einander niemals im Stich zu lassen und nie zu heiraten und Kinder zu bekommen, da die Ehe ganz offensichtlich die pure Hölle war – für die Eltern genauso wie für ihre Kinder.
Außerdem schworen sie, dafür zu sorgen, dass Sally Duke stolz auf sie sein würde.
Und tatsächlich waren sie alle erfolgreiche, ehrbare Männer geworden, und Sally gab ihnen Tag für Tag zu spüren, dass sie den letzten Teil ihres Schwurs erfüllt hatten. Es gab nur eine einzige Sache an ihrer Mutter, die die Brüder in den Wahnsinn trieb: Sallys unermüdliche Bemühungen, sie zu verkuppeln.
Nichts wünschte sie sich so sehr wie eine Horde Enkelkinder, und obwohl Cameron wirklich alles dafür getan hatte, es nicht so weit kommen zu lassen, hatte seine Mutter jetzt genau das bekommen, was sie wollte.
„Mann“, sagte er laut. „Mal abwarten, wie Mom reagiert, wenn sie den kleinen Jake zu Gesicht
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