Verführerische Julia
bestimmt nichts mehr passieren.“ Mit einer Beiläufigkeit, die in direktem Widerspruch zu seinen eigentlichen Gefühlen stand, ließ er ihren Arm los und ging wieder in den Wohnbereich hinüber. „Aber ihr könnt trotzdem hier übernachten.“
„Okay. Wahrscheinlich ist es sowieso besser, Jake schlafen zu lassen. Gleich morgen früh nehme ich mir ein anderes Zimmer.“
Sehr zu seinem Missfallen verärgerte ihn Julias abweisende Reaktion. Um sich nichts anmerken zu lassen, wandte er sich von ihr ab und holte sich noch ein Bier aus dem Kühlschrank. „Du kapierst es einfach nicht. Bis wir den Vaterschaftstest hinter uns haben, bleibst du besser, wo du bist. Am besten, ihr wohnt während der gesamten Konferenz in meiner Suite. Schließlich sind alle anderen Zimmer ausgebucht.“
Zähneknirschend gab Julia sich geschlagen. „Dein Tonfall gefällt mir zwar nicht, aber du hast wohl recht. Das Zimmer, das ich eigentlich reserviert hatte, ist jetzt bestimmt schon vergeben.“
„Parallel zu deiner Konferenz läuft auch noch ein Golfturnier“, sagte er bestätigend und beobachtete voller Genugtuung, wie sie ihm einen frustrierten Blick zuwarf.
„Aber das Hotel gehört dir doch! Kannst du nicht etwas für Jake und mich arrangieren?“
„Ich könnte schon. Aber ich will nicht“, erklärte er rundheraus und nickte in Richtung des zweiten Schlafzimmers. „Wenn das da drin wirklich mein Sohn ist, dann will ich, dass er hier bei mir ist. Morgen werden wir die Wahrheit erfahren.“
„Hätte schlimmer laufen können“, murmelte Julia, während sie sich zwischen den duftenden Laken ausstreckte. Jake schlief tief und fest, ahnungslos, was für Dramen sich um ihn herum abspielten. Dankbar lauschte Julia seinem leisen Atem. Wenn es ihr nur gelang, das Beste für ihn zu tun, war alles gut. Sie wusste, dass sie ihn nicht für immer würde beschützen können. Aber dass sich seine Mommy und sein Daddy gerade wegen ihm stritten, sollte er nicht mitbekommen.
Ja, sie musste sich auf das Wohl ihres Babys konzentrieren! Doch leider schummelten sich immer wieder Gedanken an Cameron in ihren Kopf. Wie leicht sie in seinen Armen dahingeschmolzen war … Einfach unglaublich, dass er immer noch so eine Wirkung auf sie hatte.
Ihr war immer klar gewesen, dass sie ihm eines Tages von Jake würde erzählen müssen. Aber sie hatte gedacht, dass sie mehr Zeit haben würde, sich auf diesen Augenblick vorzubereiten. Doch anstatt sich hart und entschlossen zu zeigen, hatte sie ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass er nur mit dem kleinen Finger zu winken brauchte, damit sie ihm wieder in die Arme fiel.
Angesichts dieser deprimierenden Einsicht krümmte Julia sich frustriert zusammen. In nur wenigen Stunden würde sie ihm wieder gegenüberstehen! Würde sie noch einmal seinem Charme verfallen, oder würde sie seiner faszinierenden Ausstrahlung diesmal widerstehen können? Verdammt, es war, als hätte er sie verhext!
Gähnend schüttelte sie ihr Kissen auf und versuchte, sich zu beruhigen, indem sie mehrmals tief durchatmete und bis zehn zählte. Wenn sie Cameron Duke morgen früh gegenübertrat, musste sie ausgeschlafen sein. Sonst würde sie diese Schlacht niemals gewinnen.
Cameron reckte sich, versuchte, sich auf den Rücken zu drehen, und landete unversehens einen halben Meter weiter unten auf dem Boden.
„Was, zum Teufel?“, murmelte er schlecht gelaunt und versuchte, sich zu orientieren.
Nur langsam kam sein Gehirn in Schwung. Genau, das Wohnzimmer. Stöhnend rappelte er sich auf und setzte sich aufs Sofa.
Nachdem Julia ins Bett gegangen war, hatte er sein Bier ausgetrunken und versucht, sich auf das Footballspiel zu konzentrieren, es aber nicht mehr sonderlich interessant gefunden. Also war er ins Bett gegangen, wo er sich stundenlang hin - und hergewälzt hatte. Das Wissen, dass Julia nur einige Meter von ihm entfernt schlief, hatte ihn schier um den Verstand gebracht. Er wollte sie in seinem Bett, wollte ihren geschmeidigen, weichen Körper dicht an seinem spüren, wollte in ihre seidige Wärme gleiten.
Tja, man kann nicht immer alles haben, dachte er. Jedenfalls nicht sofort. Aber mit etwas Geduld würde er bekommen, was er wollte.
Doch als er allein in seinem Bett gelegen hatte, war dieser Gedanke seiner Nachtruhe nicht eben zuträglich gewesen. Also war er wieder ins Wohnzimmer gegangen, um sich mit dem Spätprogramm abzulenken. Dann war er auf dem Sofa eingeschlafen, und nun hatte er den Salat: schlechte Laune, ein
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