Verführerische Julia
Julias Fotoalbum entdeckt hatte, war es schon zu spät. „Nichts, lass das liegen“, sagte er hastig, doch Brandon blätterte schon eifrig darin.
„Mann, das sind ja Babyfotos!“
„Von was für einem Baby?“, fragte Adam neugierig und gesellte sich zu Brandon, um ihm über die Schulter zu schauen.
Verdammt.
Cameron versuchte, Brandon das Album zu entreißen. „Gib her.“ Plötzlich hatte er überhaupt keine Lust mehr, seinen Brüdern die große Neuigkeit mitzuteilen.
„Auf keinen Fall!“, erklärte Brandon und drehte sich weg.
Adam warf Cameron währenddessen einen durchdringenden Blick zu. „Gibt es vielleicht etwas, das du uns sagen willst?“
„Glaubt bloß nicht, dass ich dieses blöde Spiel mitspiele.“ Geduldig streckte Cameron die Hand aus und wartete, bis Brandon ihm das Fotoalbum wiedergegeben hatte. „Gut, Jungs, dann sehen wir uns später.“
„Du machst wohl Witze, oder?“, fragte Brandon und stemmte die Hände in die Hüften.
„Also, was ist los, Cam?“, fragte Adam ruhig.
Früher oder später musste er es ihnen ja sagen – also konnte er genauso gut jetzt mit der Sprache herausrücken. Seufzend setzte Cameron sich an den Esstisch. „Also gut, ich wollte es euch sowieso erzählen.“
„Na, dann los!“, sagte Brandon und nahm ihm gegenüber Platz.
„Ich habe einen Sohn.“
Seine Verkündung wurde mit sprachlosem Staunen honoriert. Brandon blinzelte ungläubig und öffnete mehrmals den Mund, aber er brachte keinen Ton heraus.
Adam war der Erste, der sich wieder fing. „Würdest du das bitte wiederholen?“
Und dann erzählte Cameron ihnen die ganze Geschichte.
„Du hast wirklich keine von ihren E-Mails gelesen?“, fragte Brandon ungläubig, nachdem sein Bruder geendet hatte.
„Warst du gar nicht neugierig, was sie von dir will?“
„Ehrlich gesagt dachte ich, dass es um das Übliche geht“, erwiderte Cameron entschuldigend.
„Na, dann sollten wir uns mal dieses Fotoalbum vornehmen“, schlug Adam vor.
„Eigentlich würde ich es mir zuerst gern selber ansehen“, warf Cameron ein.
„Mann, wir sind Brüder!“, protestierte Brandon. „Und vielleicht sehen wir die ganze Sache ein bisschen objektiver als du.“
Womit er vermutlich recht hatte. Also öffnete Adam widerwillig das Album, während seine Brüder rechts und links von ihm Platz nahmen.
Auf der ersten Seite war ein Bild von Jake zu sehen, das nur eine Stunde nach seiner Geburt aufgenommen worden war, wie der Text neben dem Foto erklärte.
„Er sieht aus wie ein runzliger Greis“, stellte Brandon fest.
„Überhaupt nicht“, widersprach Cameron.
„Babys sehen am Anfang immer so aus! Man darf nicht vergessen, wo sie sich gerade durchgequetscht haben.“
„Echt eklig“, murmelte Brandon.
Lachend blätterte Cameron weiter und betrachtete die Babyfotos, auf denen Jake meistens in Julias Armen lag. Wer wohl die Kamera bedient hatte? Eigentlich hätte er selbst das sein sollen – doch er hatte Julia einfach ignoriert. Der Gedanke nagte immer stärker an ihm, je weiter er durch das Album blätterte und je älter Jake auf den Bildern wurde.
Schließlich gelangten sie auf eine Seite, auf der zu sehen war, wie Jake zum ersten Mal geimpft wurde. Julia hatte ihn fest im Arm. Der Text neben den Bildern erklärte, dass eine Krankenschwester die Fotos gemacht hatte.
„Autsch, das wird wehtun“, bemerkte Brandon. Auf dem ersten Bild war ein Arzt mit einer Spritze zu sehen, dann folgte eine Serie mit Jakes Gesichtsausdruck, der immer entsetzter wurde, so als würde er begreifen, dass ihm etwas Schreckliches bevorstand. Auf dem letzten Bild brach der kleine Kerl dann in Tränen aus. Sein winziges Gesicht war purpurfarben vor Wut über diese Ungerechtigkeit, die Augen hatte er fest zusammengekniffen und den Mund weit aufgerissen.
Cameron glaubte fast, die Schreie seines Sohnes hören zu können.
„Mann, das ist einfach nur grausam“, warf Adam ein.
„Ja, ich kann die Schmerzen fast fühlen“, entgegnete Brandon und schüttelte sich.
Auf dem nächsten Bild war Jake bei seinem ersten Bad im Meer zu sehen. Julia, die ihn mit einem fröhlichen Lachen in die Wellen tauchte, trug einen knappen Bikini, in dem sie so umwerfend sexy aussah, dass Cameron unwillkürlich über die Seite strich.
Doch als ihm auffiel, dass seine Brüder ihn beobachteten, blätterte er hastig weiter.
„Moment mal, nicht so schnell“, protestierte Adam.
„Ja, genau, mach mal langsamer“, meinte auch Brandon. „Echt
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