Verführerische Julia
ihr, was diese Gefühle wirklich bedeuteten. Nämlich Schwierigkeiten. Wie konnte es nur sein, dass sie Cameron Duke absolut nichts entgegenzusetzen hatte? Nein, sie würde ihm nicht wieder verfallen! Immerhin hatte sie ihre Lektion in Sachen bindungsallergische Männer gelernt. Abgesehen davon kamen sie und Jake ganz prima alleine zurecht.
Und eines hatte Cameron ihr mehr als deutlich zu verstehen gegeben: dass er nicht glaubte, dass Jake sein Sohn war. Und das, obwohl er den Kleinen erstaunlich gernzuhaben schien. Vermutlich war das nur eine Taktik, um sie wieder in sein Bett zu locken. Tja, das konnte er sich abschminken. Julia musste jetzt an ihr Kind denken, und Sex ohne Liebe passte nun mal nicht in dieses neue Leben.
In den letzten zwanzig Monaten war sie stark geworden. Dass sie ihren Sohn alleine würde großziehen müssen, hatte sie spätestens in dem Moment begriffen, als Cameron auch auf ihren Brief nicht reagiert hatte. Aber sie war auch ohne ihn glücklich. Sie hatte ein erfülltes Leben, und sie brauchte keinen Cameron Duke, um sich vollständig zu fühlen.
Wenn da nur nicht diese leise Stimme in ihrem Kopf gewesen wäre, die behauptete, dass sie sich mit ihrer angeblichen Unabhängigkeit etwas vormachte …
4. KAPITEL
Als Cameron ein leises Seufzen hörte, schlug er die Augen auf. Julia stand nur ein paar Meter vom Bett entfernt da und blickte liebevoll auf ihn und Jake hinab. Noch immer trug sie ihren strengen Hosenanzug, aber nun wirkte sie weicher als am Morgen, fast schon zerbrechlich. Ohne sich zu bewegen, flüsterte Cameron: „Er schläft.“
„Das sehe ich“, erwiderte sie ebenso leise. „Habe ich dich geweckt?“
„Nein, ich hab mich nur ein bisschen ausgeruht.“
„Ach so.“ Sie lächelte. „Am besten wecken wir Jake jetzt, sonst schläft er die Nacht über nicht durch.“
Stirnrunzelnd erwiderte Cameron: „Daran habe ich gar nicht gedacht.“
„Macht nichts, das konntest du ja auch nicht wissen.“ Mit leisen Schritten kam sie näher.
Sanft streichelte Cameron seinem Sohn über den Rücken. „Hey, Kleiner, deine Mom ist daheim! Zeit fürs Essen!“
Jake streckte sich und gab ein unwilliges Geräusch von sich. Dann schlug er blinzelnd die Augen auf, sah Cameron an und fing an zu wimmern.
„Schsch“, machte Cameron, dann sah er besorgt zu Julia auf. „Warum weint er?“
„Ach, wenn er aufwacht, ist er immer ein bisschen nörgelig“, erwiderte sie und streckte die Arme nach ihrem Sohn aus. „Wahrscheinlich ist er noch müde, und außerdem braucht er bestimmt eine frische Windel.“
„Schon wieder?“ Widerwillig reichte Cameron Julia das Baby. Auf einmal fühlte sich seine Brust seltsam leer an. „Aber die Babysitterin hat das doch erledigt, bevor sie gegangen ist.“
Lächelnd drückte Julia den Kleinen an sich und schlüpfte in die flachen Ballerinas, die sie neben dem Bett hatte liegen lassen. „Mit einem Mal am Tag ist es leider nicht getan.“
Cameron stand auf und streckte sich. „Dann gucke ich dir wohl am besten zu. Du weißt schon, damit ich lerne, wie das geht, falls du mal nicht da bist.“
„Oh.“ Sie wirkte verblüfft, so als wäre ihr niemals in den Sinn gekommen, dass er sich genug für Jake interessieren könnte, um sich um ihn kümmern zu wollen. „Okay, gute Idee.“
Minuten später beobachtete Cameron staunend, mit welcher Effizienz Julia die Katastrophe in Jakes Windel beseitigte. „Hast du eigentlich schon mit der Krankenschwester gesprochen?“, fragte sie beiläufig, während sie den Strampler wieder zuknöpfte.
Es dauerte einen kurzen Moment, bis ihm einfiel, wovon sie da überhaupt sprach. „Ach so, der Bluttest! Nein, das habe ich vergessen.“
Seufzend erwiderte sie: „Ich verstehe sowieso nicht, warum du nicht auf Anhieb erkannt hast, dass er dein Sohn ist. Deine Mutter wusste es nach wenigen Sekunden. Und nur, um deinen Anschuldigungen gleich vorzubeugen: Ich habe ihr kein Wort verraten. Sie ist von selbst drauf gekommen.“
„Meine Mutter?“, fragte Cameron entsetzt. „Sie weiß Bescheid?“
Während Julia ihrem Sohn seinen hellblauen Schlafanzug überstreifte, erzählte sie Cameron, was passiert war.
„Meine Güte, da hat Sally aber mal wieder tief in die Trickkiste gegriffen“, murmelte Cameron resigniert. „Ich fürchte, ihre Verkupplungsversuche werden niemals aufhören.“ Dann räusperte er sich. „Wie dem auch sei, das beweist noch lange nicht, dass Jake mein Sohn ist. Immerhin haben wir
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