Verführerische Maskerade
Sekunde zeigte sich wieder das diamantene Funkeln in seinem Blick. »Ich interessiere mich dafür, was Lord Eversham durch den Kopf geht, meine Liebe.«
»Aber er ist doch Politiker … ich dachte, du interessierst dich nicht für Politik?«
»Wenn ich dich daran erinnern darf, hatte ich gesagt, dass ich mich nicht dafür interessiere, was in der Welt vor sich geht. Aber ich habe nichts dagegen, an anregenden Debatten beteiligt zu sein.«
»Und die anderen … möchtest du auch anregend mit ihnen debattieren?« Spöttisch wedelte sie mit der Namensliste.
»Hoffentlich«, bekräftigte er.
»Anregender als mit Harry … oder Nick … oder David?«
»Garantiert nicht anregender als mit Harry. Aber Petersham und Foster kennen sich eher am Spieltisch aus als in der politischen Arena«, meinte er, »obwohl ich ihre Gesellschaft hin und wieder sehr schätze. Alles zu seiner Zeit, meine Liebe. Kann ich mir sicher sein, dass du mich unterstützt?«
»Ja, natürlich«, bestätigte Livia sofort und fragte sich insgeheim, warum er diese Frage überhaupt stellte. »Aber ich möchte noch mehr Paare einladen, um die Meute ein wenig aufzulockern.«
»Nein.« Entschlossen schüttelte er den Kopf. »Ich will nur diese Leute sehen. Mehr musst du nicht tun.«
Livia ließ den Blick schweigend über ihn schweifen. Es konnte nur einen einzigen Grund für diese Einladung geben: Alex wollte seine politischen Ambitionen vorantreiben. Wenn auch bestimmt nicht in ihrem Land, so doch vielleicht in seinem.
Nun, es ist nicht zu ändern. Innerlich zuckte sie mit den Schultern. Wenn es ihrem Ehemann gefiel, würde sie auch eine langweilige Dinnergesellschaft überstehen. Bestimmt wird er sich etwas einfallen lassen, womit er sich für den Gefallen bedanken kann, dachte sie und lächelte wie verzaubert. »Dann ist es abgemacht. Leider ist mir nicht ganz klar, wie ich die Zubereitung des Dinners zwischen deinem Koch und den Zwillingen aufteilen soll.« Sie tippte wieder auf die Liste. »Die Zwillinge sind eher mit einfachen kulinarischen Genüssen vertraut, und das werden diese Leute zu schätzen wissen. Bestimmt werden sie deinem Koch argwöhnisch gegenüberstehen.«
»Boris wird sich um alles kümmern, sobald die Einladungen verschickt sind. Die Zwillinge haben mit dem Dinner nichts zu tun«, verkündete er, »und jetzt lass uns ins Bett gehen.« Alex streckte die Hände über dem niedrigen Tisch aus und zog sie auf die Füße. »In mein Bett, würde ich sagen. Deins ist zu zerwühlt.«
Livia schlief den langen Schlaf der Erschöpfung. Kaum war sie am nächsten Morgen erwacht, beschlich sie wieder ein leises Unbehagen, das sie anfangs kaum beschreiben konnte. Die Vorhänge rund um das Bett waren zugezogen, sodass sie in ihrem verhängten Bett hören konnte, wie Alex nebenan mit Boris sprach. Die beiden Männer sprachen kein Englisch. Plötzlich erinnerte sie sich daran, wie er ihr bei ihrer ersten Begegnung gestanden hatte, dass er sich in vielen Sprachen fließend ausdrücken konnte - außer auf Russisch. Manchmal redete er die Hunde in seiner Muttersprache an, und sie war jedes Mal überzeugt gewesen, dass es sich nur um ein paar Sätze handelte. Niemals hatte sie ihn so flüssig reden hören wie jetzt. Und wenn er kein Russisch sprach, was dann? Ganz sicher kein Französisch. Und überhaupt, warum unterhielten sie sich nicht auf Englisch? Boris beherrschte die Sprache perfekt.
Offenbar wollten die beiden Männer nicht verstanden werden. Livia fand keine andere Erklärung. Aber was war das für eine Unterhaltung zwischen Alex und seinem Kammerdiener, die sie auf keinen Fall verstehen durfte? Es muss sich um eine Sache handeln, die nur Boris etwas angeht, überlegte sie weiter. Es machte Sinn, dass der Butler sie aus seinen Privatangelegenheiten heraushalten wollte. Denn schließlich waren sie nicht unbedingt die besten Freunde.
Livia legte sich zurück, schloss die Augen und ließ die Geräusche über sich schwappen. Sogar jetzt noch störte sie sich an den Worten. Aber noch mehr störte sie sich daran, dass sie absichtlich ausgeschlossen worden war, und stellte verärgert fest, dass sie sich nicht das erste Mal in ihrer Ehe ausgeschlossen fühlte.
Sie schlug die Augen auf, als Alex die Vorhänge mit einem heftigen Ruck zurückriss. »Ist Boris fort?«
»Ja, du hast freie Bahn.« Alex kam zum Bett und küsste sie. »Guten Morgen, meine Liebe. Du hast tief und fest geschlafen.«
»Ja, wie eine Tote«, stimmte sie zu. »Hast du
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