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Verführerische Maskerade

Verführerische Maskerade

Titel: Verführerische Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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eben Russisch gesprochen? Ich dachte, du beherrschst die Sprache gar nicht.«
    »Ich spreche sie nur selten«, meinte er beiläufig. »Und noch seltener freiwillig.«
    »Und warum hast du gerade eben Russisch gesprochen?« Livia gab sich Mühe, lässig zu klingen.
    »Du bestürmst mich ja regelrecht mit Fragen. Warum willst du das alles wissen?« Alex lächelte. Aber in seinen durchdringend blauen Augen keimte bereits ein Verdacht auf.
    »Ach, nur so«, wiegelte sie ab. »Du hast Recht, deine Gespräche mit Boris gehen mich gar nichts an.«
    »Boris würde dir sicher zustimmen«, meinte er sanft. »Stehst du jetzt auch auf?«
    Damit schien ihre kurze Unterhaltung auch schon beendet zu sein. »Ja.« Livia schlug die Decken beiseite. »Und was hast du heute Morgen vor?« Sie verließ das Bett, reckte sich und genoss die kühle Luft auf ihrer Haut.
    Alex ließ den Blick anerkennend über sie schweifen, schüttelte dann den Kopf und griff nach ihrem Morgenmantel. »Um Himmels willen, zieh dir das an. Du bist wirklich verführerisch. Und ich bin heute Morgen zu beschäftigt, um mich verführen zu lassen.«
    Livia gab sich enttäuscht und stöhnte auf. »Womit bist du zu sehr beschäftigt?«
    »Ich habe Verabredungen. Hier und da«, kündigte er mit einer ungewissen Handbewegung an und eilte zur Tür. »Denk an die Einladungen. Boris wird sie ausliefern lassen, sobald du sie geschrieben hast.«
    »Wie könnte ich das vergessen?«, murmelte Livia. »Obwohl ich immer noch nicht begriffen habe, warum du uns zu einem Abend voll unermesslicher Langeweile verurteilst.«
    Alex gab nicht zu erkennen, ob er Livia verstanden hatte oder nicht. Die Tür schloss sich hinter ihm.
    Livia ging in ihr eigenes Schlafzimmer. Die Teller ihrer nächtlichen Mahlzeit waren bereits fortgeräumt worden, das Bett war frisch bezogen, und im Kamin flackerte ein Feuer. Wer weiß, dachte sie lächelnd, als sie nach Ethel klingelte, vielleicht hat die Unordnung im Zimmer das Personal sogar zu ein paar spöttischen Bemerkungen auf der Hintertreppe veranlasst.
    Als sie kurz darauf in ihren Salon gehen wollte, hörte sie, wie es an der Tür klopfte. Für Besuche war es zu früh, und kein Lieferant würde es wagen, an der Haustür zu klopfen. Unwillkürlich blieb sie auf der Treppe stehen, eilte dann wieder hinauf, bis sie aus dem Blickfeld war. Trotzdem hatte sie die volle Sicht in die Halle. Livia konnte sich selbst nicht erklären, warum sie sich so merkwürdig benahm. Denn man konnte es drehen und wenden, wie man wollte, das Haus gehörte immer noch ihr. Trotzdem war sie in den vergangenen Wochen wachsam und misstrauisch geworden. Schon heute Morgen neben Alex im Bett hatte sie ein unbehagliches Gefühl beschlichen, und jetzt plagte sie sich wieder damit. Es war, als ob um sie herum Dinge vor sich gingen, die unbedingt von ihr ferngehalten werden sollten.
    Livia hatte immer offen und spontan reagiert. Lügen waren ihr fremd, und soweit sie sich erinnern konnte, gab es keinen Menschen in ihrem ganzen Leben, der sie je absichtlich angelogen hatte. Ihr Vater hatte ganz sicher niemals irgendwelche Geheimnisse vor ihr gehabt, und er hatte ihr stets die volle Wahrheit gesagt. In ihren Kinderjahren hatte er dafür gesorgt, dass ihre Neugier erhalten blieb, und im Allgemeinen hatte er ihre Fragen erschöpfend beantwortet. Und in den seltenen Fällen, wo er das nicht getan hatte, hatte er ihr den Grund genannt. Aber jetzt gewann sie mehr und mehr den Eindruck, als würde sie am Rande einer Welt leben, in der nach anderen Regeln gespielt wurde. Regeln, die ihr vollkommen unbekannt waren. Es war eine Welt, die parallel zu derjenigen lief, die ihr vertraut war, in der es einen liebevollen Ehemann gab, lebendige Freundschaften und eine angenehme Art, im Kreise ihrer Freundinnen die Zeit zu verbringen.
    Langsam fragte sie sich, ob sie dabei war, durch ihr tiefes Misstrauen den Sinn für die Tatsachen zu verlieren. Denn immerhin hatte sie sich im Treppenhaus ihres eigenen Anwesens versteckt und lugte in die Halle hinunter. Boris hatte die Tür geöffnet, es folgte ein kurzer Wortwechsel auf Russisch zwischen ihm und dem Besuch, der eintrat.
    Livia erkannte den ruppig aussehenden Gast, den sie unlängst in der Bibliothek angetroffen hatte, als sie Alex stürmisch damit hatte konfrontieren wollen, was mit Morecombe und den Zwillingen geschehen sollte. Wie lange war das jetzt schon her? Boris begleitete den Mann zur Bibliothek und ließ die Tür leicht angelehnt,

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