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Verführerische Maskerade

Verführerische Maskerade

Titel: Verführerische Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Neugier im Keim zu ersticken.

19
    L ivia schrieb gerade die letzte Einladung, als sie hörte, wie Tatarinov das Haus verließ. Sie legte die Feder nieder und betrachtete die Einladungskarte. Plötzlich meldete sich ihr schlechtes Gewissen. Ihr Herz schlug unwillkürlich schneller, obwohl sie wusste, dass es keinen Grund gab, sich Sorgen zu machen. Schließlich gehörte es zu den Pflichten jeder Lady, sich mit den Gästen ihres Mannes zu unterhalten. Dennoch hatte Alex ihr einen Blick zugeworfen, der ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Aber es war nicht Wut gewesen, was sich in seinen tiefblauen Augen gespiegelt hatte, sondern vielmehr Bestürzung. Ja, genau das war es: Alex hatte bestürzt und zutiefst erschrocken reagiert.
    Hat er das Haus zusammen mit seinem Besuch verlassen? Oder wird er nach mir suchen? Entschlossen konzentrierte sie sich wieder auf die Einladungen und drehte sich nicht sofort herum, als die Salontür hinter ihr geöffnet wurde.
    »Nun, wie hat dir mein Gast gefallen?«, fragte Alex betont beiläufig.
    »Ach, du bist es«, meinte Livia, legte die Feder weg und schaute über die Schulter.
    »Wer sollte es sonst sein?«, gab er zurück und lehnte sich mit dem Rücken an die Tür. Die Arme hatte er vor der Brust verschränkt, sein Gesichtsausdruck war so undurchschaubar wie zuvor.
    Livia zuckte die Schultern. »Tatarinov ist schon ein seltsamer Vogel«, bemerkte sie. »Es fehlt ihm an Benehmen.«
    »Das ist ganz sicher richtig«, stimmte Alex freundlich zu, »und deshalb ist er nicht die passende Gesellschaft für meine Frau.«
    »Aber du hast ihn in unser Haus eingeladen«, betonte Livia. »Wie kann es sein, dass er dann nicht die passende Gesellschaft für mich ist?«
    »Angenommen, ich würde dir antworten, dass es einfach so ist, würdest du dich damit zufriedengeben?«
    »In meiner Erziehung war es nicht vorgesehen, dass ich einsilbige Antworten akzeptiere, um mich nach Belieben zu leiten und zu lenken«, entgegnete Livia und schaute ihn gelassen an, obwohl sie innerlich kochte.
    »Ah, das ist der Nachteil, wenn man eine Frau heiratet, die von einem Mathematiker aufgezogen worden ist.« Offenbar wollte Alex das Problem mit einem kleinen Scherz beseitigen, scheiterte aber kläglich.
    »Ich bin deinen anderen russischen Freunden auch schon begegnet«, fuhr Livia fort, »zugegeben, ich habe nicht besonders viel Zeit mit ihnen verbracht. Trotzdem müsste ich blind und taub sein, um nicht zu bemerken, dass diese Leute aus einem gänzlich anderen Holz geschnitzt sind als Monsieur Tatarinov.«
    »Sehr scharfsinnig.« Alex verharrte stur an der Tür.
    Äußerlich und innerlich ungerührt, wie es schien. Livia knabberte an der Spitze ihrer Feder, beobachtete ihn und wartete.
    Nach einer Weile fuhr Alex fort: »Es sieht so aus, als wären wir an die Grenzen gestoßen, die unsere Herkunft uns setzt. In dieser Gesellschaft mag es üblich sein, dass die Ehefrau sich mit den Freunden ihres Mannes in dessen Abwesenheit unterhält. In meiner Gesellschaft ist es nicht üblich. Ich möchte nicht, dass meine Freunde sich unbehaglich fühlen, solange sie sich unter meinem Dach aufhalten. Ist das Grund genug?«
    »Zumindest ist es eine Erklärung«, bemerkte sie. »Aber ich habe den Eindruck, dass du jedes Mal unsere Herkunft ins Feld führen könntest, wenn du erklären wolltest, warum das Haus so geführt werden muss, wie du es vorschreibst. Aus genau dem gleichen Grund könnte ich darauf beharren, dass alles nach meinen Gewohnheiten geschieht. Und ich bin es gewohnt, die Gäste in meinem Haus zu begrüßen.« Livia betonte das Wort nur schwach, registrierte aber, wie seine Augen blitzten.
    »Wie dem auch sei, Livia. Darüber wollen wir uns jetzt nicht streiten, denn in unserem Fall habe ich Recht. Du hast selbst eingestanden, dass Tatarinov nicht der richtige Umgang für dich ist. Dabei spielt es weder hier noch in Russland eine Rolle, ob ich seine Gesellschaft genieße oder nicht. Ich habe viele Freunde, in deren Nähe meine Frau sich besser nicht aufhalten sollte, und ich würde jede Wette eingehen, dass deine männliche Bekanntschaft dir ähnliche Geschichten erzählen könnte. Oder glaubst du im Ernst, dass Bonham keine Freunde hat, die er Cornelia nicht vorstellen würde?«
    »Keine Ahnung«, gab Livia zurück und beschloss, nicht aufzugeben, wenn sie sich schon einmal auf den Streit eingelassen hatte. »Es ist egal. Denn wir reden nicht über Harry, sondern über dich, über die Leute, die in

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