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Verführerische Maskerade

Verführerische Maskerade

Titel: Verführerische Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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befreite sich aus dem stickigen Tuch. Plötzlich landete ein Stiefel in seinem Magen. Sperskov schnappte nach Luft, hustete und krümmte sich vor Schmerz. Noch immer hatte sein Angreifer kein Wort gesprochen.

    Alex stand draußen vor der Tür zu Livias Schlafzimmer und lauschte. Boris hatte ihm versichert, dass sie ihr Zimmer den ganzen Abend über nicht verlassen hatte. Trotzdem konnte er nichts hören. Er hob die Hand und pochte leise. Keine Antwort. Ausnahmsweise zögerte er, ihr Zimmer ohne Erlaubnis zu betreten. Noch am Nachmittag hätte er keinen Gedanken daran verschwendet. Aber schließlich hatte sie ihm befohlen, sie allein zu lassen. Ausgeschlossen, dass er sich ihr aufdrängte.
    »Livia«, rief er sanft, »darf ich reinkommen?«
    Keine Antwort. Seufzend drehte er sich weg und eilte in sein eigenes Schlafzimmer. Obwohl er kaum auf eine Antwort hoffte, klopfte er an die Tür, die sein Zimmer mit ihrem verband. Entweder war sie eingeschlafen, oder sie konnte seinen Anblick noch immer nicht ertragen.
    Es war kurz nach Mitternacht. Alex ging zum Fenster, das auf die verlassene Straße hinauszeigte, und trommelte mit den Fingern auf den Rahmen. Ein grauenhafter Abend lag hinter ihm. Er hatte versucht, sich die Briefe mit Alkohol und Kartenspiel aus dem Kopf zu schlagen, hatte aber keine Entspannung finden können. Wie konnte es sein, dass sein Vater den Sohn in all seinen leidenschaftlichen Briefen mit keinem einzigen Wort erwähnt hatte? Es war doch möglich, dass Sophia sich nach ihrem Kind erkundigt hatte. Hatte er trotzdem geschwiegen? Wenn er die Antwort verweigerte, könnte es bedeuten, dass er sie hatte strafen wollen. Aber aus den Briefen sprach nichts als tiefe Liebe.
    Alex hatte gehofft, dass er in diesem Haus würde entdecken können, wer die Frau war, die ihn geboren hatte. Stattdessen stellten sich ihm jetzt mehr Fragen als zuvor. Er hatte versucht, Morecombe in vertrauliche Gespräche zu verwickeln; aber bis zur Stunde hatte der alte Butler sämtliche Annäherungen zurückgewiesen. Er konnte wohl kaum durch das Haus laufen und die Dienstboten offen über den Charakter der verstorbenen Sophia Lacey ausfragen, ohne allgemeine Neugier zu erregen. Das galt ganz besonders für Livia.
    Er verließ den Platz am Fenster und betrachtete die Tür zu ihrem Zimmer. Natürlich konnte er damit leben, dass seine Herkunft ihm ein Rätsel blieb. Schließlich hatte er in all den Jahren nichts anderes kennen gelernt, und auch in Zukunft würde es irgendwie weitergehen. Aber wie um alles in der Welt sollte er es wiedergutmachen, dass er eine vollkommen unschuldige Frau in die Sache hineingezogen hatte? Dass er das Herz einer Frau schwer verwundet hatte, die mit all dem nichts zu tun hatte?
    Sollte ich Livia jetzt verlieren, überlegte Alex, hätte ich vermutlich keine Schwierigkeiten, jene Leidenschaft in mir zu entdecken, über die mein Vater in den Briefen an Sophia schreibt. Aber es wäre eine fruchtlose Leidenschaft … und vielleicht wäre es auch so, dass er an dieser fruchtlosen Leidenschaft zerbrechen würde... wie auch sein Vater an ihr zerbrochen war. Alexis war ein warmer und leidenschaftlicher Mann gewesen, der sich nach und nach in ein unbeugsames, zurückgezogenes und gefühlskaltes Wesen verwandelt hatte, das noch nicht einmal sein eigenes Kind lieben konnte.
    Das durfte Alex nicht zulassen.
    Er durchquerte das Zimmer und drehte vorsichtig den Türknauf um. Insgeheim hatte er befürchtet, dass sie die Tür seinetwegen verschlossen hatte. Aber schließlich öffnete er sie und schaute in Livias dunkles Zimmer. Das Feuer war beinahe vollständig heruntergebrannt, die Kerzen flackerten, die Vorhänge um das Bett und an den Fenstern waren zurückgezogen. Es sah aus, als hätte sie sich schlafen gelegt, ohne ihre Zofe um Hilfe zu bitten.
    Alex schlich auf Zehenspitzen an ihr Bett und schaute auf sie hinunter. Erschrocken stellte er fest, dass sie mit offenen Augen hellwach im Bett lag und ihn anschaute.
    »Ich dachte, du schläfst«, meinte er sanft. »Ich wollte nicht unerlaubt eindringen.«
    »Das fällt dir reichlich spät ein, findest du nicht?« Livias Stimme klang heiser und rau. Im Lichtschimmer, der aus der geöffneten Tür ins Zimmer drang, konnte er ihre geschwollenen roten Augen erkennen. Sie hatte große Mühe, die Fassung zu wahren.
    »Ah, Livia … bitte nicht«, bat er und griff nach ihrer Hand auf der Bettdecke. »Bitte, meine Liebe. Wir sollten versuchen, es wieder in Ordnung zu

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