Verführerische Maskerade
worden ist, ich könne keinerlei Ansprüche auf dieses Haus erheben. Es kommt mir vor wie ein übler Scherz. Verstehst du das? Bist du in der Lage, wenigstens das zu verstehen?«
»Ja«, erwiderte er schlicht.
»Und was bedeutet das für dich? Du hast doch noch andere Häuser, oder nicht?«
»Ja.«
»Warum hast du es dann ausgerechnet auf meins abgesehen? Oh, du brauchst meine Frage nicht zu beantworten. Ich weiß, es gehört mir nicht. Jeder Mann muss sein Eigentum für sich reklamieren. Oder er ist kein richtiger Mann. Das verstehe ich natürlich.« Livia troff vor Sarkasmus.
»Ich habe es dir nicht weggenommen«, widersprach Alex. »Wenn du diese Briefe nicht gefunden hättest, hättest du das Geheimnis niemals aufgedeckt. Ich sah keinen Anlass, dir die wahre Geschichte zu erzählen … dich unnötig zu verletzen.«
Livia musste sich eingestehen, dass er Recht hatte. Ohne die Briefe würde sie noch immer ahnungslos in den Tag hineinleben, wäre glücklich mit ihrem Prinzen verheiratet, hätte nicht den blassesten Schimmer, wie übel er sie getäuscht hatte, und wäre deswegen auch nicht verletzt.
Sie versuchte es auf andere Art. »Nur interessehalber, was hattest du eigentlich vor, wenn deine Arbeit erledigt ist? Hattest du die Absicht, noch weiter in unserem Eheglück zu schwelgen oder nicht? Ich darf doch annehmen, dass dies nicht die letzte Mission für deinen Zaren gewesen ist? War ich darin auch vorgesehen?«
Das war ein Gebiet, auf das er sich nicht vorwagen durfte. Denn schließlich konnte er nicht absehen, wie das Abenteuer enden würde. »Die Frage ist beleidigend«, behauptete er, »du bist meine Frau. Ohne dich ist mein Leben nicht vollständig. Solange der Krieg andauert, werden wir in London bleiben. Danach … wer kann das wissen? Wenn die Pflicht ruft, werde ich folgen. Und du wirst an meiner Seite sein. Als meine Frau.«
»Als treue und gehorsame Ehefrau«, murmelte Livia. »Genau wie ein russischer Ehemann es erwartet.«
»Langsam machst du mich wirklich ärgerlich.«
Livia zuckte die Schultern. »Vielleicht solltest du die Vorwürfe abstreiten. Wenn du kannst.«
Alex warf ihr einen frustrierten Blick zu. »Dann erklär mir doch, ob ein englischer Ehemann unbedingt andere Ansprüche stellt. Livia, auch in deinem Land sind die Frauen praktisch das Eigentum des Ehemannes.«
»Schachmatt.« Livia trank ihren Cognac aus. »Du kannst dich natürlich auf das Gesetz berufen. Schließlich bist du mein Ehemann, und ich bin gesetzlich verpflichtet, dir zu gehorchen. Aber dir ist auch klar, dass das Gesetz nicht immer der beste Schiedsrichter ist. Ich habe einen Vater und mächtige Freunde … wenn ich es für richtig halte, dich zu verlassen, dann werde ich es tun. Es gibt nichts, was mich davon abhalten kann.«
Unwillkürlich trat Alex vom Bett zurück. »Wie sind wir nur auf diese Abwege geraten? Ich liebe dich. Und ich glaube, dass du mich auch liebst.«
Livia schloss ein paar Sekunden lang die Augen. »Ja, um Himmels willen, ich liebe dich auch«, flüsterte sie dann mit weicher Stimme, als wollte sie sich ergeben.
Alex nickte. »Dann sollten wir mit diesem dümmlichen Geschwätz über Gesetze und Eigentumsrechte aufhören. Wir haben uns tiefe Wunden geschlagen. Wunden, die geheilt werden müssen … und wir müssen sie zusammen heilen, meine Liebe. Ich bin schuldig. Und ich kann meine Schuld annehmen. Ich schwöre, dass ich alles tue, was in meiner Macht steht, um es wiedergutzumachen.«
»Soll das heißen, dass du mir alles über die Spionageaffäre erzählst? Alles darüber, wer du bist und was du bist und was du im Schilde führst?« Sie musterte ihn eindringlich. »Wirst du mich immer vollkommen ins Vertrauen ziehen? Jetzt und für alle Zukunft?«
Oh, was ist das nur für ein Netz, in das wir uns einspinnen? Alex konnte ihr unmöglich volle Vertraulichkeit zusichern. Jedenfalls noch nicht. Nicht, wenn noch so viel zu erledigen war. »Das kann ich nicht versprechen«, sagte er und bedauerte es zutiefst. »Aber du musst mir versprechen, dass du niemandem verrätst, was du über meine Arbeit erfahren hast.«
Wieder schloss Livia die Augen. »Ich schwöre. Das ist alles, was wir uns noch zu sagen haben.«
Hilflos stand Alex ein paar Sekunden am Bett, drehte sich dann weg und zog die Vorhänge um das Bett zu. Dann ging er mit den Kerzen zurück in sein eigenes Zimmer und schloss die Tür leise hinter sich.
Livia fiel in einen unruhigen Schlaf, geplagt von wirren Träumen und der
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