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Verführerische Maskerade

Verführerische Maskerade

Titel: Verführerische Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Ahnung, dass irgendetwas nicht stimmte. Die Ahnung hatte sich bald zur Gewissheit verdichtet; aber in ihren Träumen konnte sie nicht ausmachen, was die Ursache war.
    Ihr Gedächtnis war hell und klar, als sie wieder erwachte, und sie hatte keine Mühe mehr, die Quelle ihres Unglücks zu erkennen. Ihre geschwollenen Augen brannten, und ihr Kopf schmerzte. Sie stieg aus dem Bett und setzte sich vor den Spiegel am Frisiertisch. Sogar im dämmrigen Licht des Schlafzimmers konnte sie noch erkennen, wie schrecklich sie aussah. Das lockige Haar stand ihr vom Kopf ab wie die Schlangen auf Medusas Haupt, ihre Wangen waren leichenblass und die Augen gerötet. In dieser Verfassung konnte sie unmöglich nach Ethel klingeln.
    Im Krug befand sich noch kaltes Wasser, das sie in die Schüssel kippte und sich ins Gesicht spritzte. Anschließend drückte sie sich einen Waschlappen auf die Augen. Es brachte Erleichterung. Mit der Bürste strich sie sich durch das Haar und versuchte, ihre Frisur einigermaßen in Ordnung zu bringen.
    Mitten in der Bewegung hielt Livia inne. Aus dem Zimmer nebenan drangen Stimmen an ihr Ohr. Alex und Boris, dachte sie, wer sonst. Deprimiert fragte sie sich, ob Alex heute Morgen wohl zu ihr kommen würde. Und was sie tun würde, falls er es tatsächlich tat … was sie sagen würde. Es machte den Eindruck, als ob sie keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte, so viel hatte sie geweint. Sie fühlte sich, als wäre sie nichts mehr als ein Bündel wirrer Gefühle.
    Livia läutete nach Ethel und zog die Vorhänge vom Fenster fort. Der Regen vom Vortag hatte aufgehört, und die Sonne schien blass vom bleichen Himmel. Bald würde der Frühling kommen, und im Square Garden würden Unmengen gelbe Forsythien und Narzissen prangen.
    »Guten Morgen, M’lady.« Ethel eilte mit der Frühstücksschokolade ins Zimmer. »Oh, Sie sind schon aufgestanden.« Sie stellte das Tablett auf die Kommode und warf ihrer Herrin einen besorgten Blick zu. »Gestern Abend habe ich darauf gewartet, dass Sie nach mir rufen, Ma’am. Geht es Ihnen gut?«
    »Ja, recht gut«, erwiderte Livia und bemerkte, wie teilnahmslos sie sich anhörte. Entschlossen versuchte sie, ihre Stimme ein wenig lebhafter klingen zu lassen. »Ich bin gestern Abend früh eingeschlafen. Kaum zu glauben, dass ich erst vor ein paar Minuten aufgewacht bin. Ich muss wirklich sehr müde gewesen sein.«
    »Ja, M’lady.« Ethel schien nicht besonders überzeugt. »Trotzdem haben Sie kein Dinner gehabt.«
    »Ich war nicht hungrig«, erwiderte Livia gereizt und hoffte, die Diskussion durch ihren Tonfall zu beenden. »Ich denke, ich werde heute Vormittag in die Mount Street reiten, Ethel. Bitte bereiten Sie mein Kostüm vor.«
    »Ja, Ma’am. Werden Sie das Frühstück im Empfangszimmer einnehmen, Ma’am?«
    Livia überlegte. Inzwischen drang kein Laut mehr aus dem Zimmer nebenan. Bestimmt war Alex bereits nach unten gegangen. »Nein. Bitte bringen Sie das Tablett nach oben, Ethel. Ich frühstücke am Kamin, sobald ich angezogen bin.«
    Du bist feige, schimpfte sie wenige Sekunden später auf sich ein. Aber sie wollte unbedingt verhindern, Alex rein zufällig über den Weg zu laufen, und auf keinen Fall war sie in der Lage, die nächste Runde in ihrem quälenden Streit auszufechten. Es würde mit Sicherheit eine zweite Runde geben. Die Angelegenheit war keinesfalls vom Tisch. Livia würde eine Entscheidung fällen müssen. Mehr als eine belanglose Entscheidung. Aber im Moment war sie viel zu verwirrt, um auch nur die richtigen Fragen stellen zu können, geschweige denn sich die richtigen Antworten zu geben.

    Alex war nicht besonders begeistert, als er den Blick über den Frühstückstisch schweifen ließ. Er hatte keine Ahnung, wie er sich verhalten sollte. Die Situation war so ungewöhnlich für ihn, dass er sich jämmerlich fühlte. Auf keinen Fall durfte er sich seiner Frau anvertrauen. Jedenfalls nicht zu diesem Zeitpunkt. Sollte sie wirklich darauf bestehen, dass die Versöhnung nur stattfinden konnte, wenn er sie ins Vertrauen zog, dann hatte er verloren.
    Er schenkte sich einen Kaffee ein und sah die Post durch, die Boris neben seinen Teller gelegt hatte. Einladungen und Rechnungen. An Einladungen hatte er keinerlei Interesse, und die Rechnungen betrachtete er als notwendiges Übel.
    Alex schaute auf, als jemand an der Tür hustete. »Bitte verzeihen Sie, Sir«, Boris verbeugte sich, »Sie haben Besuch … Monsieur Tatarinov.« Es gelang dem Butler, nur durch

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