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Verführerische Maskerade

Verführerische Maskerade

Titel: Verführerische Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Als hätte er dich nicht vor wenigen Minuten noch vollkommen in Rage gebracht? Irritiert schüttelte sie den Kopf, presste die Lippen fest aufeinander und schwieg bis zum Cavendish Square.
    Alex hatte sich schon aus dem Sattel geschwungen, bevor der Bursche sich auch nur regte, und reichte Livia die Hand. »Wenn ich Ihnen helfen darf, Ma’am.«
    »Ich brauche keine Hilfe«, erwiderte sie knapp, achtete nicht weiter auf die Hand, glitt elegant aus dem Sattel und strich sich die Röcke glatt. »Ich wünsche einen angenehmen Tag, Prinz Prokov.«
    »Zufällig bin ich sehr durstig«, klagte Alex, »halten Sie es für möglich, dass Ihr Butler mich mit einem Glas Wasser versorgt? Aufdringlichkeiten sind mir zuwider, aber …« Er tippte sich viel sagend mit dem Finger an die Kehle.
    »Wenn Sie sich die Treppe hinunter zum Dienstboteneingang bemühen wollen«, wies Livia ihn ab, »und an der Küchentür klopfen. Unsere Dienstboten werden Sie bestimmt versorgen.«
    Ausnahmsweise war er es, der dreinblickte wie nach einer kalten Dusche. Livia konnte sich ein verschmitztes Lächeln nicht verkneifen.
    »Wenn ich geahnt hätte, wie köstlich es ist, Sie aus der Bahn zu werfen, Prinz Prokov«, stieß sie hervor, »dann hätte ich mir schon viel früher die größte Mühe gegeben.« Sie setzte den Fuß auf die unterste Treppenstufe. »Bitte kommen Sie doch herein. Ich glaube bestimmt, dass ich Ihnen eine bessere Erfrischung anbieten kann als nur ein Glas Wasser.«
    »Wirklich sehr freundlich, Ma’am«, kommentierte Alex trocken. Bei Livia Lacey, überlegte er, während er ihr folgte, bin ich wohl ausgesprochen gut beraten, nicht mit den üblichen Tricks zu versuchen, die Lage zu meinem Vorteil auszunutzen. Denn sie hatte sich viel schneller auf seine Art eingestellt, als er es gewohnt war. Er begriff nicht recht, warum er sich weniger darüber ärgerte, als er es eigentlich hätte tun sollen. Im Gegenteil, er musste sogar unwillkürlich lächeln. Die Beute wird sich lohnen, dachte er bei sich, das wird sich schon bald zeigen.
    Livia ließ den Messingknauf mit solchem Schwung auf das Türblatt sausen, dass es ihren Begleiter überraschte. Der Krach hallte durch den stillen Square. »Mein Butler ist schwerhörig«, erklärte Livia, »und auch nicht mehr so schnell auf den Beinen wie in jungen Jahren.« Sie klopfte ein zweites Mal.
    Die Tür wurde knarrend geöffnet. Morecombe lugte durch den Spalt. »Ach, Sie sind’s«, grüßte er wie gewohnt.
    »Wen haben Sie sonst erwartet, Morecombe?« Livia stieß die Tür weit auf und ermutigte den alten Mann, ein wenig zur Seite zu treten. »Wenn Sie Prinz Prokov bitte die Reitgerte abnehmen würden, die Handschuhe und die anderen Dinge, die er gern ablegen möchte.« Sie trat an ihm vorbei in die Halle. Alex spürte, dass er die Gelegenheit beim Schopf ergreifen musste, solange die Tür offen stand, und trat dicht hinter ihr ein.
    Der alte Mann hatte sich, merkwürdig genug für einen Butler, eine verrußte Schürze um den Leib gebunden, und ließ den Blick neugierig über den Besuch schweifen. Wortlos streckte er die Hand nach der Gerte und dem hohen Hut aus und wartete, bis Alex sich die ledernen Handschuhe abgestreift hatte.
    »Ist Lady Farnham im Salon, Morecombe?«, fragte Livia.
    »Nicht dass ich wüsste«, entgegnete der Butler und musterte den Prinzen immer noch neugierig.
    »Nun, dann könnten Sie vielleicht nach ihr suchen lassen und ausrichten, dass wir Besuch haben«, schlug Livia vor. »Und wenn Sie uns dann noch den Sherry in das Empfangszimmer bringen würden?« An ihrem Tonfall wurde deutlich, dass sie ihn wirklich gefragt und keinen Befehl erteilt hatte.
    Morecombe brummte ein paar unverständliche Worte und schlurfte in Richtung Küche, während Alex ihr in das geräumige und hübsch eingerichtete Empfangszimmer folgte. Man sah den Möbeln und den Polstern an, dass sie nicht ganz neu waren, und die Farbe des Teppichs und der Vorhänge wirkte reichlich ausgeblichen. Aber die kleinen Schönheitsfehler trugen umso mehr zur gemütlichen Atmosphäre bei.
    »Ein außergewöhnlicher Butler«, bemerkte Alex, »er ist doch Ihr Butler, oder?«
    »So könnte man es nennen«, entgegnete Livia. »Er, seine Frau und deren Zwillingsschwester haben schon bei meiner Verwandtschaft gedient. Ich nenne sie immer Tante Sophia, aber ich glaube, sie war eher eine entfernte Cousine … wie dem auch sei, sie hat mir das Haus vererbt, wie ich schon erläutert habe. Aber nur unter der Bedingung,

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