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Verführerische Maskerade

Verführerische Maskerade

Titel: Verführerische Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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die er dringend eine Antwort brauchte.
    Er ritt in den Hof des berühmten Pferdehändlers Tattersall am Hyde Park Corner, stieg aus dem Sattel und reichte die Zügel einem Burschen, der sofort gerannt kam, kaum dass der potenzielle Kunde aufgetaucht war. Aus einem Nebengebäude seitlich der Ställe trat ein Mann in Lederhosen und Wams, der einen karierten Schal um den Hals trug und sich die Mütze in das Gesicht gezogen hatte. Er sah nicht aus wie der beste Pferdehändler in ganz London; aber Alex ließ sich von Äußerlichkeiten nicht täuschen.
    Der Mann nickte Alex zur Begrüßung knapp zu, widmete sich sofort dem Pferd und ließ den professionellen Blick aufmerksam über den Rappen schweifen. »Ein wundervolles Tier«, bemerkte er und strich mit einer Hand über den Nacken des Wallachs, während er mit der anderen über dessen samtige Nüstern rieb. »Wollen Sie verkaufen, Sir?«
    Alex schüttelte den Kopf. »Er ist unverkäuflich.«
    »Schade«, meinte der Händler, »Sie könnten wirklich ein Vermögen an ihm verdienen.«
    »Zweifellos«, bestätigte Alex. »Aber heute möchte ich nicht verkaufen, sondern kaufen, Mr. Tattersall. Sie sind doch Mr. Tattersall?«
    Der Mann nickte. »Aye, Sir, das bin ich. Was kann ich für Sie tun?«
    Alex erklärte sein Anliegen. Tattersall hörte zu und nickte von Zeit zu Zeit. »Ich glaube, mit der Lieferung gleich morgen bekomme ich genau das, wonach Sie suchen. Wenn Sie wollen, sichere ich Ihnen ein Vorkaufsrecht. Sie müssten allerdings unbesehen kaufen. Die Lieferung trifft erst morgen früh ein.«
    Alex runzelte die Stirn. Eigentlich gingen ihm solche Vereinbarungen gegen den Strich. Aber niemand kannte sich mit Pferden so gut aus wie Tattersall, und er würde seinen Stall und seine Reputation nicht aufs Spiel setzen wollen, weil er einen Kunden arglistig getäuscht hatte. »Unterhalten wir uns über die Einzelheiten.«
    »Jawohl, Sir. Bitte kommen Sie in mein Büro.«
    Alex folgte ihm in das kleine stickige Gebäude, das mit einem Holzkohleofen beheizt wurde. Er setzte sich ans Ende des Tisches, an dem gewöhnlich die Verhandlungen geführt wurden, und lauschte Tattersalls Beschreibung des Pferdes. »Genau das, was ich suche«, entschied er zum Schluss, »liefern Sie die Stute an meinen Stall aus, sobald sie morgen bei Ihnen eintrifft.« Er griff in die Tasche und zog ein Formular für einen Bankwechsel hervor.
    Der Händler wehrte ihn mit einer Handbewegung ab. »Nicht nötig, Sir. Zahlen Sie am nächsten Quartalstag.«
    Alex schüttelte den Kopf. »Nein. Ich pflege meine Rechnungen sofort zu bezahlen.«
    Tattersall schaute ihn entgeistert an. Bisher hatte er die Erfahrung gemacht, dass ein Gentleman, der in den Tag hineinlebte, seine Rechnung erst dann zahlte, wenn er dazu gezwungen wurde. Aber wie auch immer, es sah beinahe danach aus, als würde ein Lächeln über sein mürrisches Gesicht huschen, als er den großzügigen Wechsel der Hoares Bank akzeptierte und in der Schublade seines Tisches verschloss. »Wenn Sie mir jetzt noch die Anschrift des Stalles geben würden, Sir. Ich will die Stute gleich morgen in aller Frühe ausliefern.«
    Alex gehorchte und war sehr zufrieden mit seinem Kauf, als er das Gelände verließ. Er hatte die erste Salve abgefeuert, mit der er die Festung namens Livia Lacey erstürmen wollte, nachdem sie ihre Zeit bisher mit harmlosem Geplänkel verschwendet hatten. Insgeheim war er überzeugt gewesen, dass er sie im Sturmangriff würde erobern können, hatte sich dann aber rasch eingestehen müssen, dass er sich wohl auf eine längere Belagerung einrichten musste.
    Nachdem er in die Bruton Street zurückgekehrt war, zog er sich sofort in sein kleines Heiligtum zurück, eine fensterlose Kammer, die zwischen dem Salon und seinem Schlafzimmer lag. Eigentlich handelte es sich eher um einen geräumigen Schrank als um ein echtes Zimmer. Alex zündete die Öllampe an und öffnete den Schreibtisch. Hinten am Tisch waren zwölf Schubladen untergebracht, eine für jeden Monat des Jahres. Früher hatten sie der Einteilung des Haushaltsbudgets gedient. Jetzt wurden die Schubladen nicht mehr für solche Banalitäten benutzt; es gab sogar einen zierlichen goldenen Schlüssel, mit dem sie sich öffnen ließen.
    Alex fingerte den Schlüssel aus der Tasche, die in den Futterstoff seines Mantels eingenäht war, und öffnete die erste Lade. Ein kleiner Haufen blauer Saphire glitzerte im dämmrigen Licht der Lampe. Er griff eine Handvoll heraus und legte sie auf

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