Verführerische Maskerade
Das Anwesen ist wie eine Mitgift, die im Falle meines Todes selbstverständlich wieder in Livias Hände fällt. Dieser Tage aber raubt es mir nicht die Zeit, die ich investieren müsste, um ein passendes Haus zu kaufen. Ganz zu schweigen von den Ausgaben.«
Lord Harford nickte bedächtig. »Sehr vernünftig. Ich kann Sie nur beglückwünschen«, gratulierte er, »warum ein weiteres Haus kaufen, wenn es schon eines gibt, das perfekt zu Ihnen passt.« Er schaute zu seiner Tochter hinüber. »Was meinst du, Livia? Bist du bereit, dein Haus als Aussteuer in den Ehevertrag einzubringen?«
»Ich wäre überglücklich, wenn ich weiter am Cavendish Square wohnen dürfte«, erwiderte Livia, »und ich sehe keinen Grund, auch nur den geringsten Einwand zu erheben.« Sie wusste wirklich nicht, was sie dagegen hätte einwenden sollen. Aber trotzdem schlich sich ein leises Unbehagen in ihr Herz. Das Haus gehörte ihr. Ja, natürlich war sie bereit, es mit ihren Freundinnen zu teilen; doch mit der Zeit hatte sie bemerkt, dass sie sich dem Haus außergewöhnlich stark verbunden fühlte. Vielleicht lag es an dem liebenswerten Geist der verstorbenen Sophia Lacey, der in jedem Winkel zu hausen schien; vielleicht lag es auch einfach daran, dass das Haus sie vor einer grauen Zukunft errettet hatte. Livia konnte es nicht entscheiden. Ebenso wenig wusste sie, was sie davon halten sollte, den Besitz mit ihm zu teilen. Im Grunde genommen wäre es noch nicht einmal so, dass sie das Haus gemeinsam besaßen. Schließlich sollte sie es in die Ehe einbringen, und das gesamte eheliche Vermögen gehörte dem Ehemann bis zu seinem Tod.
Aber sind das nicht reichlich selbstsüchtige und unvernünftige Gedanken?, schalt sie sich selbst. Wenn ihr Vater überzeugt war, dass Alex mit seinem eigenen Vermögen mehr als großzügig umging, warum sollte sie ihm dann die einzige Gabe verweigern, die sie in die Ehe einbringen konnte? Nein, sie sollte sich freuen, dass sie ebenfalls etwas zu dieser Ehe beitragen konnte.
»Selbstverständlich hast du vollkommen freie Hand, Livia, wenn du irgendwelche Veränderungen vornehmen willst«, meinte Alex, behielt sie genau im Blick und wunderte sich über ihre Zögerlichkeit. Was bedeutete ihr das Haus? »Ich werde mich nicht einmischen.«
Livia dachte darüber nach, welche Arbeiten in dem alten Haus noch erledigt werden mussten. In den wenigen Monaten, die seit dem Erbe verstrichen waren, hatten sie nur die nötigsten Renovierungen vornehmen können. Sophia hatte ihr fünftausend Guineas vererbt. Leider waren sie mit dem Betrag nicht weit gekommen. Aber sie freute sich darauf, dass das Haus bald im alten Glanz erstrahlen würde, wenn sie eine Summe investieren und ein wenig ihre Fantasie spielen ließen. Die Aussicht ließ ihr förmlich das Wasser im Munde zusammenlaufen.
»Es ist noch viel Arbeit nötig«, erklärte Livia, »deshalb glaube ich nicht, dass wir bis Weihnachten fertig sein könnten.«
»Oh, du wirst überrascht sein«, widersprach Alex abrupt. »Ich mache dich mit einem Architekten bekannt, der sich mit dir unterhalten wird. Wenn die Entscheidungen gefällt sind, überlassen wir ihm die Arbeit, während du dich auf die Hochzeit vorbereiten kannst.«
»Noch eine Sache, Prinz Prokov.« Der Reverend runzelte die Stirn. »Ich bin ein alter Mann, und ich bedaure es sehr, meine Tochter zu verlieren. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, möchten Sie mindestens bis zum Ende des Krieges in England bleiben.«
»Ja, Sir, so ist es. Ich kann versichern, dass ich mich auf absehbare Zeit in London aufhalte. Das heißt, solange in Europa Krieg herrscht. Wer weiß, was geschieht, wenn der Frieden da ist?« Er zuckte die Schultern. »Aber ich werde keine Entscheidung treffen, ohne mich vorher mit Livia zu besprechen.«
Der Reverend legte die Stirn in noch tiefere Falten. Ein Schatten huschte über seine Augen. »Der abscheuliche Krieg … und kein Frieden in Sicht. In der Tat, es ist schwer, sich Umstände vorzustellen, die uns einem Friedensschluss näher bringen würden. Narren sind es, habgierige, gottlose Narren, alle miteinander.«
Livia setzte sich überrascht auf. Ihr Vater war ein mild denkender, gottesfürchtiger Mann, und nur selten ließ er sich zu solch außergewöhnlich vehementen Reden hinreißen. »Es kann doch nicht ewig so weitergehen«, protestierte sie sanft.
Alex musterte sie aufmerksam. Sein Blick war düster, und die Leichtigkeit und Sorglosigkeit, die sie sonst darin gewohnt war, gab es
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