Verführerische Maskerade
unvorstellbar, Reverend Lacey zu widersprechen. Wie ungewöhnlich auch immer es für Livia sein mochte, dem offiziellen Gespräch zwischen dem zukünftigen Bräutigam und dem Vater der Braut zu lauschen, es war nicht seine Aufgabe, darauf hinzuweisen.
»Nein, Sir, in der Tat, keinerlei Einwände.«
»Nehmen Sie Platz. Wir wollen anfangen.« Der Pfarrer setzte sich wieder auf seinen Stuhl hinter dem Schreibtisch. »Livia hat mir erklärt, dass die Hochzeit am Samstag vor Weihnachten stattfinden soll. Das scheint ausgezeichnet in meinen Kalender zu passen. Auch in Ihren, nehme ich an?« Er schaute auf Alex, der sich nach kurzem Zögern auf den armlosen, mit Stoff bespannten Stuhl gegenüber dem bequemeren Ledersofa gesetzt hatte, in dessen Ecke Livia sich niedergelassen hatte.
»Ich bin Ihnen zu Diensten, Sir«, sagte Alex, »und ganz zu Livias Verfügung. In dieser Angelegenheit wie in allen anderen.«
Der Blick des Pfarrers wirkte ein wenig verbittert. »Wohl kaum das richtige Rezept für eine glückliche Ehe, wenn Sie mir die Bemerkung gestatten. Es macht wenig Sinn, wenn einer die Wünsche des anderen rücksichtslos mit Füßen tritt.« Er nahm sich die Brille von der Nase und rieb sie mit seinem Taschentuch sauber.
»Das ist es nicht, was ich habe ausdrücken wollen, Sir«, entgegnete Alex. »Ich wünsche mir einen Geist in unserer Ehe, der uns gemeinsame Entscheidungen treffen lässt.«
Der Pfarrer lachte. »Aha, es geht um gemeinsame Entscheidungen. Hübsch gesagt. Nun, damit bin ich einverstanden. Die Hochzeit wird am Samstag vor Weihnachten in meiner Kirche stattfinden. Die Einzelheiten überlasse ich Livias fähigem Kopf, und ich nehme an, dass Sie nicht anders handeln werden. Jetzt aber …«
Der Reverend setzte sich die Brille wieder auf die Nase und lehnte sich mit gefalteten Händen über den Schreibtisch. »Jetzt aber zu den ernsten Dingen.«
»Ah, selbstverständlich.« Alex erhob sich und griff in seine Westentasche. »Die Vereinbarungen. Ich habe die folgenden Verträge aufsetzen lassen, Sir.« Er legte einen dünnen Stapel Papiere auf den Tisch. »Wie Sie sehen werden, habe ich Vorkehrungen getroffen, Livia vierteljährliche Zahlungen zukommen zu lassen, die Sie hoffentlich als großzügig betrachten werden. Sofern es Kinder geben wird, sind auch für sie Zahlungen vorgesehen. Auf der letzten Seite finden Sie eine Aufstellung meines Vermögens. Ich hoffe, Sie werden zufrieden sein.« Er setzte sich ruhig auf seinen Stuhl, überkreuzte die Beine an den Knöcheln und beobachtete seinen künftigen Schwiegervater bei der Durchsicht der Unterlagen.
Livia blieb in der Ecke des Sofas sitzen. Sie brannte darauf, mehr über den Inhalt der Unterlagen zu erfahren, konnte ihre Neugier aber zügeln, bis ihr Vater sie zu Ende durchgeblättert hatte. Natürlich war ihr bekannt, dass er grundsätzliche Einwände gegen die Quelle des Reichtums hegte, von dem seine Tochter profitieren würde. Aber an seiner unverbindlichen Miene konnte sie erkennen, dass er kein Wort darüber verlieren würde, und sie wusste, welche Überwindung es ihn kostete. Und sie wusste auch, dass seinem Scharfblick nichts entgehen würde. Falls in den Papieren irgendeine Unklarheit auftauchte, falls sich auch nur der geringste Zweifel einschlich, würde er ihn ansprechen.
Schließlich hob der Reverend den Blick und schob die Unterlagen zusammen. »Es scheint alles zu meiner Zufriedenheit geordnet«, verkündete er, »aber es bleibt eine Verfügung, die mein Interesse geweckt hat. Sie führen aus, dass Sie die Ehe in Livias Haus am Cavendish Square führen werden. Ist das nicht recht ungewöhnlich für einen Mann in Ihrer Position, Prinz Prokov? Immerhin ziehen Sie in das Haus, das Ihrer Frau gehört.«
Alex war vollkommen ungerührt, als er antwortete. »Es sind praktische Überlegungen, die mich dazu bewogen haben, Sir. Zurzeit wohne ich in London zur Miete, aber ich hatte vor, ein Anwesen zu kaufen, falls mir ein passendes Angebot auf dem Markt begegnet. Wie Sie sicher wissen, tauchen solche Gelegenheiten nur hin und wieder auf. Das Haus am Cavendish Square ist eine wunderbare Adresse.«
Er schwieg einen Moment, bevor er fortfuhr. »Lord Harford, ich bitte Sie nicht um eine Mitgift. Der Fonds für Livia wird so üppig sein, dass sie im Falle meines Todes keine Not zu leiden braucht. Sie stehen nicht in der Pflicht, zusätzlich für Ihre Tochter zu sorgen. Mit dem Haus am Cavendish Square schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe.
Weitere Kostenlose Bücher