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Verführerische Maskerade

Verführerische Maskerade

Titel: Verführerische Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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redete er unablässig auf die Hunde ein. Livia verstand kein Wort, vermutete aber, dass er Russisch gesprochen hatte. Wie immer wirkte die Ansprache schon nach kurzer Zeit. Die Hunde beruhigten sich.
    »Die Hunde müssen langsam Manieren lernen, wenn sie mit mir unter einem Dach leben wollen«, bemerkte Alex, erhob sich und klopfte sich den Staub von den Hosen.
    »Du kannst es ja mal versuchen«, meinte Livia lachend, »an deiner Stelle würde ich mir aber keine großen Chancen ausrechnen.«
    »Dann müssen sie fort«, kündigte er an, »aber sag, was hast du mir zeigen wollen?«
    Livia war erschrocken, denn es klang, als hätte er seine Ankündigung nicht als Scherz gemeint. Im Gegenteil, es schien ihm bitter ernst. Aber dann kümmerte sie sich nicht weiter um seine Bemerkung.
    »Im Esszimmer. Wir brauchen eine Trittleiter. Vielleicht können wir uns diese dort ausleihen.« Livia zeigte auf die Malerleiter, die im Moment nutzlos herumstand.
    »Klingt alles sehr geheimnisvoll«, meinte Alex und klemmte sich die Leiter mühelos unter den Arm. »Geh du voran.«
    Livia führte ihn ins Esszimmer, wo die Möbel mit Staubhussen überzogen und die Wände erst zur Hälfte gestrichen waren. »Kurz nach unserem Einzug haben wir hier ein wenig renoviert«, erklärte sie. »Allerdings haben wir nur gründlich geputzt und notdürftig Farbe aufgetragen.« Sie verschwieg, dass sie sich damals gar nichts anderes hätte leisten können.
    »Nun, während unserer Arbeit haben wir sehr merkwürdige Dinge entdeckt.« Sie blieb in der Mitte des Zimmers stehen und zeigte hinauf zur Decke. »Schau dir mal das Fresko an.« Lachend trat sie zur Seite, und Alex stellte die Leiter auf.
    Misstrauisch kletterte er die Stufen hinauf, neigte den Kopf zurück und betrachtete das zarte Gemälde an der Decke. »Gute Güte.«
    »Ist es nicht wunderbar boshaft?« Livia gluckste förmlich vor Gelächter. »Warum um alles in der Welt sollte eine ehrenwerte jungferliche Lady wie Sophia Lacey solch schockierende Kunstwerke über ihrem Esstisch anbringen lassen?«
    Erst als es in seinen Fingern prickelte, wurde Alex bewusst, wie fest er sich an den obersten Holm der Leiter klammerte. Er ließ los, bewegte die Finger und fand ein paar Sekunden lang keine Worte. Konnte es wirklich sein, dass seine Mutter allein das Gemälde in Auftrag gegeben hatte? Oder waren es beide Eltern gewesen? Weil sie ein heimliches Vergnügen an solch verdorbenen Szenen empfanden? Nein, Alex konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was sein Vater mit solchen Szenen zu tun haben sollte. Und doch … was wusste er eigentlich über seinen Vater? Nichts, außer dass der Mann streng auf Distanz achtete und einen unerschütterlichen Sinn für seine patriotischen Pflichten besaß, auf deren Altar er Sophia Lacey geopfert hatte - und das, was die beiden miteinander verband.
    Die Zarin Katharina hatte verlangt, dass ihr Untertan zurückkehrte, und Prinz Prokov hatte gehorcht. Das jedenfalls hatte er seinem Sohn erklärt. Aber es war nur das Skelett seiner Geschichte, das langsam Fleisch ansetzen musste.
    »Alles in Ordnung?« Livia klang besorgt. »Findest du es nicht amüsant?«
    »Ja, doch … natürlich«, stieß Alex hervor, nachdem er seine Sprache wiedergefunden hatte. »Es ist außergewöhnlich. Nichts weniger als eine Orgie im alten Rom.« Er brachte ein leises Lachen zustande, als er von der Leiter stieg. »Ich nehme an, dass die meisten Leute es übertünchen würden.«
    »Aber das wäre die reinste Sünde«, meinte Livia ehrlich erschüttert. »Das Gemälde ist doch wundervoll, selbst wenn es ein bisschen lüstern ist. Außerdem habe ich immer das Gefühl, dass mir das Haus nur geliehen ist … oder vielmehr anvertraut. Ja, ich glaube, das trifft es sehr genau. Es ist mir anvertraut, und ich muss seinen Charakter bewahren. Sonst würde es sich bitter rächen.« Sie lachte, als wollte sie sich selbst verspotten. Aber Alex vermutete, dass es ihr sehr ernst war.
    »Bestimmt hast du Recht«, bemerkte er leichthin und klappte die Leiter wieder zusammen. »Gibt es hier noch mehr solch versteckter Höhepunkte?«
    »Nein«, erwiderte Livia und folgte ihm zurück ins Empfangszimmer, wo er die Leiter abstellte. »Wir haben nur ein paar witzige Gegenstände in der Küche gefunden, wie zum Beispiel eine verdächtige Puddingform und eine ziemlich schlüpfrige Elfenbeinschnitzerei. Natürlich haben wir uns sehr gewundert.«
    »Das kann ich bestens verstehen.« Alex versuchte noch immer,

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