Verführerische Maskerade
lang Zeit, unsere Leidenschaft auszukosten, uns auf jede denkbare Art kennen zu lernen. Ja, es kann qualvoll sein zu warten. Trotzdem kann ich mir keine süßere Qual vorstellen.«
Er ergriff ihre Hand, küsste die Finger. Alex nahm jeden Finger einzeln in den Mund, strich langsam mit der Zunge an ihm entlang, so lasziv, dass ihre Knospen sich aufrichteten und sich prickelnd an das Mieder unter ihrem Kleid drückten.
»Mein Vater würde es sehr begrüßen«, sagte Livia und versuchte angestrengt, sachlich und nüchtern zu bleiben, »wenn wir warten könnten.«
»Wie meinst du das?«
»Aufgeschobene Belohnung«, erklärte sie. »Das ist sein Credo. Natürlich wird vorausgesetzt, dass es sich um eine angemessene Belohnung handelt.«
Wieder musste Alex an das Deckengemälde im Esszimmer denken und überlegte, was es ihm wohl über Sophia Lacey und vielleicht sogar über ihn selbst verriet. Was würde er über Livia erfahren, wenn er ihre Eltern besser kennen würde? »Und was meinst du, hält er erotische Belohnungen für angemessen?«
Livia dachte über die Frage nach. »Ja, vermutlich«, sagte sie dann, »mag sein, dass er nicht mehr als ein einfacher Landpfarrer ist. Aber er ist auch ein brillanter Gelehrter, und wie alle brillanten Gelehrten gibt es für ihn nichts, was sich nicht lohnen würde, einen Gedanken daran zu verschwenden. Natürlich weiß er, dass manche Dinge tabu sind. ›Aber was ist ein Tabu?‹ fragt er immer und behauptet, es sei nichts als eine Zuflucht für Kleingeister. Daher …«, sie zuckte die Schultern, »ich glaube nicht, dass er es missbilligen würde, sich mit brennender Leidenschaft zu belohnen.«
»Und deine Mutter? Wie war ihr Verhältnis zueinander?« Alex versuchte, seine drängende Neugier zu zügeln.
»Ich habe keine Ahnung, was sich hinter ihrer Schlafzimmertür abgespielt hat«, meinte Livia, »aber soweit ich mich erinnere, waren sie Freunde, Gefährten. Sowohl in geistigen Dingen als auch in der Familie. Ich kann mir kaum vorstellen, dass zwei Menschen so tief füreinander empfinden können, wenn es nicht auch leidenschaftliche Liebe gibt.«
Livia schüttelte den Kopf. »Aber warum reden wir plötzlich so ernsthaft, Alex?« Noch während sie die Frage stellte, kannte sie die Antwort. Schließlich wussten sie nur sehr wenig übereinander … oh, natürlich kannten sie die wichtigsten Tatsachen. Aber wenn sie erklären sollten, warum sie so geworden waren, wie sie jetzt waren, dann wurde es schwierig. Und solche Gespräche würden ihnen Stück für Stück die Informationen liefern, aus denen sich mit der Zeit ein Bild formte. Zwar würden sie in zwei Wochen vor den Altar treten, aber es würde noch viel länger dauern, bis das Bild vollendet war.
»Um uns zu zerstreuen, meine Liebe«, meinte Alex lachend.
»Vermutlich«, stimmte Livia zu, »hast du mir nicht einmal erzählt, dass du deine Mutter niemals kennen gelernt hast?«
»Könnte sein, dass ich es mal erwähnt habe«, erklärte er vorsichtig, »denn es ist wahr.«
»Es ist tragisch, im Kindbett zu sterben«, meinte Livia, »und erst für deinen Vater … es muss grauenhaft gewesen sein. Allein mit einem Baby, das er großziehen muss. Hat er jemals wieder geheiratet?«
»Nein.« Alex schüttelte den Kopf. Wenn er sich recht erinnerte, hatte er niemals behauptet, dass seine Mutter im Kindbett gestorben war; aber es schien ihm einfacher zu sein, Livia in diesem Glauben zu lassen.
Alex griff nach ihren Händen, zog sie an sich und schloss sie sanft in die Arme. »Livia, uns bleibt so viel Zeit für Fragen und Erkundungen. Nur über deine alten Diener möchte ich jetzt schon mit dir sprechen.«
»Was ist mit ihnen?« Sofort fühlte sie sich unbehaglich.
»Mir ist klar, dass wir sie nach unserer Hochzeit nicht einfach so entlassen können«, begann er vorsichtig, »aber wenn wir ihnen eine großzügige Rente gewähren, wären sie sicher zufrieden.«
»Nein«, verkündete Livia, »in Sophias Letztem Willen heißt es eindeutig, dass sie den Dienst nur auf eigenen Wunsch quittieren dürfen.«
»Hast du sie schon gefragt, ob sie sich zurückziehen wollen?« Alex wagte sich nur langsam vor. Denn er wusste, dass Livia sich für die Dienstboten genauso verantwortlich fühlte wie für das gesamte Haus.
»Das ist nicht nötig«, erwiderte sie, »sie kennen das Testament. Wir werden es früh genug erfahren, wenn sie gehen wollen.«
»Verstehe«, stimmte Alex zu, »aber du wirst verstehen müssen, dass Morecombe nicht
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