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Verführerische Unschuld

Verführerische Unschuld

Titel: Verführerische Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CHRISTINE MERRILL
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ihren Wangen glitzerten Tränenspuren, die eine der jungen Damen gerade durch Puder zu verdecken suchte.
    Ohne nachzudenken trat Esme auf sie zu und fragte: „Kann ich irgendetwas tun? Soll ich vielleicht jemanden zu Hilfe holen?“
    „Sie haben schon genug getan“, sagte eines der Mädchen in kaltem Ton.
    Die junge Dame mit den Tränenspuren mahnte: „Ann, mach die Sache nicht noch schwieriger. Lass sie in Ruhe.“ Ein zitternder Seufzer folgte, sodass Esme einen neuen Tränenstrom befürchtete.
    Böse antwortete Ann: „Nein, warum soll ich sie davonkommen lassen?“
    „Ich verstehe nicht ganz“, sagte Esme ruhig, „was habe ich Ihrer Freundin getan? Ich habe sie noch nie zuvor gesehen.“
    „Es ist schon gut.“ Das blasse Mädchen legte beruhigend eine Hand auf den Arm der Freundin, die sich jedoch nicht aufhalten ließ.
    „Nichts, außer dass Sie durch Ihr Erscheinen die heiratswillige Weiblichkeit hier in der Gegend um eine Person erhöht haben und es nur eine begrenzte Anzahl passabler Herren gibt.“ Ann sah Esme scharf an. „Sie kommen aus London, Sie sind eleganter als wir Mädchen vom Lande, Sie sind hübsch, und, was das Schlimmste ist, Sie sind anders, neu für die Herren hier, die uns schon immer gekannt haben. Wenn einer um Sie wirbt, bedeutet das, dass eine von uns leer ausgehen wird, und im Moment scheint das Elisabeth“, sie deutet auf das bleiche Mädchen, „zu sein. Kein Wunder, dass sie außer Fassung ist. Sollten Ihre Pläne allerdings in eine andere Richtung gehen, sagen Sie es uns freundlicherweise, damit sie sich beruhigen kann.“
    Alle Blicke richteten sich anklagend auf Esme, die zögernd nach einer Antwort suchte. Es war ihr bisher nicht in den Sinn gekommen, dass sie nicht die Einzige mit Heiratsplänen war. Schließlich sagte sie langsam: „Ich bin an keinem der Herren interessiert.“
    „Nein, wirklich nicht? Sie haben Mr. Webberly drei Tänze gestattet! Das sind mehr als genug, um Getuschel auszulösen.“
    Wirklich drei Tänze? Offensichtlich hatten die bei ihr keinen besonderen Eindruck hinterlassen.
    „Tut mir leid, das wusste ich nicht. Von nun an werde ich mich vorsehen, damit ich keinen falschen Eindruck erzeuge. Wenn Sie mich nun entschuldigen wollen?“ Eilig zog sie sich zurück und eilte in den Saal, wo sie am Buffet mit den Erfrischungen Mr. Webberly entdeckte. Er schien nach jemandem Ausschau zu halten und lächelte ihr höflich zu, als er sie sah, doch ein Gefühl sagte ihr, dass er nicht sie gesucht hatte. Dankend nahm sie die Limonade, die er ihr anbot, und fragte dann: „Wer ist die hochgewachsene junge Dame, mit der Sie vorhin tanzten? Die in dem unkleidsamen roten Kleid.“
    „Das ist Miss Elisabeth Warrant. Aber was nennen Sie unkleidsam? Es steht ihr außerordentlich gut!“, sagte er in leicht tadelndem Ton.
    Mit heimlichem Lächeln nahm sie zur Kenntnis, wie rasch er das Mädchen verteidigte. „Nun, es ist nicht ganz das Richtige für die Jahreszeit, und helle Farben würden ihr besser stehen.“
    „Ihre Familie kann es sich nicht leisten, ihr für jeden Anlass eine neue Robe schneidern zu lassen“, erklärte er steif. „Aber ich finde, sie ist sehr gut gekleidet.“ Wieder schweiften seine Blicke durch den Saal.
    Ah, dachte Esme, da treffe ich einen wunden Punkt. „Ich sah sie vorhin in einem der Ruheräume, und sie schien sehr bedrückt. Ich dachte, ihr wäre vielleicht nicht wohl.“ Sie sprach leichthin, als sei es völlig unwichtig, doch sie sah, dass Mr. Webberly erbleichte.
    „Elisabeth nicht wohl? Wenn sie leidend ist, sollte sie sich besser zurückziehen. Nur wären ihre Schwestern sicher enttäuscht, so früh gehen zu müssen …“
    „Deshalb würden Sie ihr anbieten, sie persönlich nach Hause zu begleiten?“, ergänzte Esme den Satz. „Wollen Sie das wirklich tun? Wie reizend von Ihnen, sich einer Freundin anzunehmen. Soll ich schauen, ob sie Unterstützung braucht, während Sie Ihre Kutsche vorfahren lassen?“
    „Ja, gewiss wäre es so am besten.“ Er hastete davon, und Esme sah ihm nach, sehr zufrieden, ihm den Gedanken eingeträufelt zu haben.
    Sie kehrte zu dem Ruheraum zurück und schloss die Tür fest hinter sich. „Miss Ann?“
    Ohne zu antworten, schaute das Mädchen von seinem Stuhl mürrisch und vorwurfsvoll zu ihr auf.
    „Lassen Sie Ihre Freundin, wie sie ist, sie sollte besser ein wenig angegriffen aussehen; sie ist krank und muss sofort heimgebracht werden.“
    „Wie bitte?“ Plötzlich wirkte Elisabeth

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