Verführerischer Dämon: Roman (German Edition)
unabsichtlich mit ihr verbunden würde.
Mit dem Heft seines Messers schob er den Talisman ein Stück zur Seite.
» Was ist das denn?«, sagte Harsh.
» Was?« Sie blickte an sich herab. » Ach, das.« Dort, wo der Talisman ihre Haut berührt hatte, zeichnete sich das graublaue Abbild des Panthers ab. Sein perfektes Ebenbild. » Das ist mir auch schon aufgefallen. Komisch, nicht? Meine Haut scheint auf etwas in dem Stein zu reagieren. Ich meine, so, wie Schmuck aus billigem Metall abfärbt. Nix Schlimmes. Es wird wieder verblassen, sobald ich den Anhänger abnehme.«
Die beiden Männer sahen sie an. Es war offensichtlich, dass sie nicht begriff, wie unwahrscheinlich das war, was sie sagte.
» Was?«, fuhr Alexandrine fort. » Ich denke, dass eine Menge Eisenoxid in diesem Stein steckt.«
» Das ist das Mal der Bestie, Schätzchen«, sagte Xia. Immer noch hielt er den Talisman mit dem Messer beiseite; nun berührte er die verfärbte Haut an ihrem Bauch.
In ebendiesem Moment musste Alexandrine zu ihm herabgeblickt haben.
Es war, als durchführe ihn erneut ein Schlag, und für einen Augenblick nahm er nichts als gleißende Helle wahr. Als seine Sicht sich wieder klärte, schaute er genau in Alexandrines Augen. Und in dem Zeitraum zwischen dem Verschmelzen ihrer Blicke und Alexandrines Zwinkern konnte er in sie hineinsehen, in reiner, unendlicher Klarheit. Hätte er gewollt, hätte er ihre Magie berühren können. Doch dann blinzelte sie, und alles war wieder wie zuvor. Beinahe.
Xia hockte sich auf seine Fersen und spürte, wie sein Geist sich wieder verschloss. » Verdammt«, sagte er und schüttelte den Kopf, als täte er ihm weh. Doch es war nicht sein Schmerz, sondern der Widerhall jenes Schmerzes, den Alexandrine verspürt hatte, als sie das Amulett zum ersten Mal umlegte.
» Alles okay?«, fragte Harsh seine Schwester.
Er fragte sie, nicht ihn, Xia, obwohl es um ihn ging.
» Klar«, erwiderte sie. » Warum auch nicht?«
Xia hob den Kopf, und wieder trafen sich ihre Blicke. Alexandrine schaute nicht weg. Sie wusste, was zwischen ihnen geschehen war. Sie wusste es, und sie behielt es für sich.
» Leck mich, Hexe!«
» Du mich auch.«
» Wann warst du zum letzten Mal ohne?«, wollte Xia wissen. Er ließ die Frage absichtlich anzüglich klingen, und prompt reagierte Alexandrine.
» Für dich werde ich nie ohne irgendetwas sein!«
Er lächelte sie an. » Wetten?«
» Was bist du für ein Arschloch.« Sie wollte ihre Hand aus seinem Griff befreien, doch Xia ließ sie nicht los. Kam ja gar nicht infrage. Er ließ niemanden los, wenn er es nicht selbst wollte.
» Antworte ihm, Alexandrine«, mischte Harsh sich ein. » Wann hast du den Talisman zum letzten Mal abgelegt?«
» Keine Ahnung.« Sie schaute zu ihrem Bruder hin.
Das milderte ein wenig die Anspannung, die Xia so reizbar machte. Seine Finger prickelten auf eine fast schon schmerzhafte Weise, und allmählich breitete sich dieses Gefühl über seinen ganzen Arm aus. Nervöse Energie erfüllte ihn, gespeist durch den körperlichen Kontakt mit der Hexe.
» Einen Monat vielleicht?«, fügte Alexandrine hinzu.
Xia machte ein verächtliches Geräusch.
Sie wandte sich ihm wieder zu. » Was?«
» Du lügst.«
» Okay.« Erneut versuchte sie, ihre Hand wegzuziehen. Ohne Erfolg. Es machte ihm Spaß, sie zu ärgern. » Vor sechs Monaten.«
Xia verdrehte die Augen. Doch zuvor hatten sich ihre Blicke getroffen, und wieder spürte er dieses Kribbeln in seinem Kopf. Alexandrines Augen weiteten sich, und durch sein Gehirn schoss glühende Hitze. Ein Funken Magie flackerte in ihr auf, nicht genug jedoch, um irgendetwas von Bedeutung zu unternehmen. Was die Macht betraf, war sie ein absoluter Loser.
Xias Finger schlossen sich noch fester um ihr Handgelenk, und in seiner Brust stieg ein Grollen auf.
» Also gut: vielleicht sieben oder acht Monate. Na und?«
Harsh starrte sie an, als hätte sie gerade zugegeben, dass sie süße Hundebabys zum Frühstück verspeiste.
» O Mann, Harsh, ich mag es, dieses Ding zu tragen. Obwohl es nicht mal funktioniert. Jedenfalls nicht bei mir.«
Xia ließ sie los, und Alexandrine trat einen Schritt zurück. Seine Unruhe ließ fast augenblicklich nach. » Jetzt kommt es wirklich nicht mehr drauf an«, sagte er zu Harsh. » Weil es eh schon zu spät ist. Selbst wenn sie den Talisman abnehmen könnte, hätte sie nichts mehr davon– wenn du verstehst, was ich meine…«
Seine feste Überzeugung, dass sie nicht in der Lage
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