Verführerischer Dämon: Roman (German Edition)
mit der Zunge über die Lippen. Und machte weiterhin keine Anstalten, den Talisman herzugeben.
» Alexandrine?« Harsh wechselte einen Blick mit Xia. Der nur mit den Schultern zuckte. Er hatte recht. Sie konnte es nicht.
» Doch. Wirklich. Eine Sekunde noch.« Alexandrines Finger zitterten.
» Wie lange trägst du das Ding schon?«, wollte Xia wissen.
Sie schien geradezu erleichtert über seine Frage zu sein. Weil diese davon ablenkte, dass sie den Talisman nicht abnehmen konnte. » Seit ein paar Wochen.«
» Du lügst.«
Alexandrine legte die Hände vor den Mund und atmete tief durch. In ihren großen Augen lag Furcht.
Die Hexe hätte sich mal lieber fürchten sollen, als sie das Amulett anfasste.
Sie nahm die Hände wieder weg, ihre Arme sanken herab. » Seit ich aus der Türkei zurückgekommen bin«, antwortete sie, an Harsh gerichtet. » Vielleicht neun Monate. Oder ein bisschen weniger. Aber warum ist das so wichtig?«
» Zeig uns doch einfach, dass du den Talisman abnehmen kannst«, sagte Harsh sanft.
Es wurde still im Raum. Schweiß stand auf Alexandrines Stirn, ihr Haar wurde feucht. » Was ist los mit mir?«, wollte sie wissen.
Harsh sah Xia an und schüttelte den Kopf, und Xia behielt tatsächlich seine Meinung für sich. » Versuch es noch einmal, Alexandrine«, bat ihr Bruder.
Sie hob den Saum ihres Shirts. Die Schnur war so lang, dass ihr der Talisman fast bis zum Nabel hing.
Xia war beeindruckt, dass es ihr zumindest gelang, den Talisman zu zeigen.
Harsh machte eine auffordernde Handbewegung. » Sieh ihn dir an, Xia, bitte.«
Xia trat zu Alexandrine und kniete sich vor sie, damit er den Talisman besser betrachten konnte. Er lehnte sich so weit vor, dass sein Atem über ihre Haut strich. Aber er brauchte gar nicht so genau hinzuschauen, um zu wissen, dass der runde Anhänger an beiden Seiten eine Gravur zeigte: Auf der Vorderseite war ein fauchender Panther mit ausgefahrenen Krallen zu sehen; auf der Rückseite war die Katze von hinten dargestellt, den Schwanz erhoben, bereit zu peitschen.
» Und?«, sagte Harsh.
» Ich weiß es nicht«, behauptete Xia, denn er sah nicht ein, warum er es Alexandrine leicht machen sollte. Er wusste sehr wohl, worauf er schaute. » Ich kann nicht wirklich etwas erkennen«, fügte er hinzu und blinzelte. Dann hob er den Kopf und zwinkerte Alexandrine zu, bevor er seinen Blick auf ihre Brust heftete. » Vielleicht sollte sie das Shirt ausziehen.«
» Spanner.« Heftig zog sie das Oberteil herunter, doch Xias Hand schoss vor, und seine Finger schlossen sich um ihr Handgelenk.
Alexandrine schrie auf.
Harsh machte einen Satz nach vorn.
» Krieg dich ein«, meinte Xia. » Ich will mir das Ding doch nur genauer ansehen. Mehr nicht.«
» Aber denk gefälligst dran, dass es nicht um den Nabel meiner Schwester geht, sondern darum, in welchem Zustand sich der Talisman befindet.«
» Ich glaube nicht, dass er bereits aufgebrochen ist.« Noch nicht.
» Du glaubst es nicht?«, wiederholte Harsh, und er klang nicht sehr glücklich, wie Xia fand. Harsh wusste nur allzu genau, was passieren konnte, wenn ein Talisman aufbrach. Wenn man nicht darauf vorbereitet war oder nicht genug Magie besaß, um diesen Vorgang zu kontrollieren, dann starb man, und in der Regel war es kein angenehmer Tod. Ein instabiler Talisman war gefährlich. Höllisch gefährlich.
Xia griff nach dem runden Stein. Hätte er Alexandrine nicht festgehalten, wäre sie zurückgewichen. Sie wollte nicht, dass er den Talisman berührte. Seine Finger schlossen sich fester um ihr Handgelenk. Und er spürte ihre Reaktion, den Drang, ihm zu entkommen. Shit, das hatte er nicht erwartet. Sofort blockierte er den mentalen Kontakt zu ihr.
Ihr » Nein!« schrie sie geradezu heraus.
Xia konnte nicht anders: Er genoss ihre Furcht. War doch nichts Schlimmes dabei, einer Hexe ein bisschen Angst einzujagen.
» Was ist?«, wollte Harsh wissen.
» Irgendwas stimmt da nicht«, sagte Alexandrine. » Weil es bloß ein simpler Stein mit einer Gravur ist. Und er nicht so funktioniert, wie er es sollte.« Ihre Stimme klang angespannt und atemlos. » Wenn er wirklich Macht hätte, auch nur das kleinste bisschen, dann müsste ich doch in der Lage sein, meine Magie einzusetzen. Irgendwie. Aber es geht nicht. Warum kann ich ihn dann dennoch nicht abnehmen?«
Xia störte sich nicht an ihrer Panik, denn warum sollte ihn interessieren, was mit einer Hexe los war? Und ganz bestimmt wollte er nicht, dass er ein weiteres Mal
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