Verführerischer Dämon: Roman (German Edition)
von Rasmus Kessler! » Muss ich das wirklich tun?«
Sie stellte sich so vor ihn, dass sie Harsh die Sicht verdeckte, und zeigte Xia den Stinkefinger. » Verpiss dich, klar?«
» Ja, du musst«, erwiderte Harsh auf Xias Frage. Er hatte erneut sein iPhone hervorgeholt. » Oder willst du, dass ich Nikodemus anrufe, damit er es dir selbst sagen kann?«
» Du kannst mich mal.«
» Wenn meiner Schwester auch nur ein Härchen gekrümmt wird, wird Nikodemus dich persönlich dafür verantwortlich machen. Genau wie ich, darauf kannst du wetten.« Er ging zur Tür, das Handy immer noch in der Hand. » Ich muss los. Wir haben morgen früh eine Verabredung in Paris.«
» Die anderen können mich auch«, rief Xia ihm hinterher. Harsh sollte Nikodemus und Carson bei ihren Verhandlungen mit den anderen Warlords unterstützen. Er selbst glaubte nicht daran, dass die Warlords jemals eng genug zusammenarbeiten würden, um seine Art gegen das Magiergeschlecht zu verteidigen, aber es war nicht an ihm, Nikodemus Blauäugigkeit vorzuhalten.
Die Hexe schaute ihren Bruder aus schmalen Augen an. » Paris in Frankreich oder Paris in Texas?«, wollte sie wissen.
Harsh lächelte, und plötzlich wirkte er wieder ganz wie der menschliche Arzt, der er einmal gewesen war, bevor sein Leben auf den Kopf gestellt wurde. Irgendwie kam es Xia auf einmal gar nicht mehr so unwahrscheinlich vor, dass Harshs Schwester sich als Tochter von Rasmus Kessler entpuppt hatte. Durchgeknalltheit schien eine typische Familieneigenschaft zu sein.
» In Frankreich«, sagte Harsh.
» Dort wäre ich doch bestimmt sicher, meinst du nicht auch?« Xia konnte die Panik aus ihren Worten heraushören. » Ich habe einen Reisepass. Und genug Geld für ein Flugticket. Ich brauche keine zehn Minuten, um meine Tasche zu packen. Echt. Und ich spreche français muy bien.«
» Du kannst nicht mit mir kommen.«
» Aber ich will nicht hier mit ihm bleiben.«
» Er wird dir nichts tun. Oder, Xia?«
Xia zog eine Grimasse. Nein, das würde er nicht. Aber er hatte Lust darauf. Würde Spaß machen, ein bisschen Hexenblut zu vergießen. Oder auch ein bisschen mehr.
» Wie wär’s denn, wenn du einfach das Amulett mitnähmst?«, probierte es Alexandrine erneut. Sie klang wirklich verzweifelt.
O ja, das sollte sie auch sein. Sie sollte Angst vor ihm haben.
» Wenn das Ding so wichtig ist, dann nimm es doch mit«, fuhr sie fort.
Xia verdrehte die Augen. » Klar«, sagte er. » Das will ich sehen. Gib es ihm.«
Sie wandte sich ihm zu. » Hat jemand mit dir geredet?«
» Du bist gar nicht in der Lage dazu«, fuhr Xia fort und starrte absichtlich auf ihren Busen. » Nicht in einer Million Jahre, Schätzchen.«
Alexandrine packte die Schnur, die um ihren Hals hing. Sie packte sie, mehr nicht. Streifte sie nicht über ihren Kopf. Vermochte es auch gar nicht, dessen war Xia sicher. Nicht wenn dieses Ding seine Magie in sie sickern ließ…
» Eine alte Türkin hat es mir geschenkt«, erzählte sie. » Ich bin per Anhalter zu ihrem Dorf gefahren; drei Stunden hat mich das gekostet. Sie kannte meinen Vater.« Sie legte eine Hand an ihre Wange. » Und sie fand, ich sähe ihm ähnlich.«
» Abgesehen vom Haar nicht allzu sehr«, meinte Xia.
Sie warf ihm einen Blick zu. » Würdest du dich bitte raushalten?«
Harsh seufzte. » Lass sie, Xia. Bitte.«
» Hey, entspann dich. Ich will ihr doch gar nichts. Ich will nur sehen, ob sie den Talisman abnehmen kann.«
» Warum sollte ich das nicht können?«
» Weil du eine Hexe bist, Lady. Und Magier trennen sich nicht von einem Objekt, das eine solche Macht besitzt.« Er zog die Augenbrauen hoch, dann hielt er ihr eine Hand hin. » Mach schon, gib ihn mir.«
» Gleich.«
Er und Harsh beobachteten, wie sich ihre Finger fester um die Schnur schlossen.
» Meinst du, du schaffst es bis zum nächsten Jahrhundert?«, sagte Xia.
Sie starrte ihren Bruder an. Ihre Augen weiteten sich, bis nur noch die Pupillen zu sehen waren. Sie vermochte nicht zu ziehen, weil sie dafür wenigstens ein Mindestmaß an Kontrolle über ihre Magie hätte haben müssen, und inzwischen wusste Xia, dass sie diese nicht besaß. Kein Wunder, dass ihr Vater sie weggegeben hatte. Ohne dass sie ihre Magie kontrollieren konnte, war sie mehr als nutzlos.
» Hab ich’s nicht gesagt?«, meinte Xia.
» Natürlich schaffe ich es.« Aber das flüsterte sie nur. Ihre Finger krallten sich in die Schnur.
» Klar doch. Aber dann tu’s endlich.«
» Sofort.« Sie fuhr sich
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