Verführerischer Dämon: Roman (German Edition)
werden.
Xia vermutete, dass ein oder zwei Magiegebundene dran glauben mussten, als sie versucht hatten, den Schutzwall zu durchdringen, den er um das Haus gezogen hatte. Ein angenehmer Tod war es sicher nicht gewesen. Vier waren übrig geblieben, hatten das Fenster zur Waschküche eingeschlagen. Arme Teufel. Weit waren sie nicht gekommen.
Er glaubte nicht, dass Rasmus’ Helfer sofort einen weiteren Angriff wagen würden. Er wusste, wie so etwas ablief. Die, die am Leben geblieben waren, schlichen sich weg und berieten, was falsch gelaufen war und warum. Und dann würden sie entweder auf weitere Befehle ihres Herrn warten– darauf, dass Rasmus ihnen sagte, was sie zu tun hatten– oder auf Verstärkung. Xia schätzte, dass ihm und Alexandrine jetzt zwanzig bis dreißig Minuten blieben, in denen Ruhe herrschte.
Es hatte sich gut angefühlt, in völliger Freiheit zu kämpfen. Ohne den tief im Herzen bohrenden Schmerz des Zwangs. Ohne Hass, der ihn verbrannte. Und dennoch verunsicherte ihn dieser Unterschied.
Bis zu diesem Augenblick war ihm nicht klar gewesen, nicht wirklich, wie unvertraut ihm die Freiheit immer noch war. In all der langen Zeit hatte er stets nur davon geträumt, frei zu sein, und nun, da er seine Freiheit zurückgewonnen hatte, wusste er nicht, wie er sie leben sollte.
Auf eine merkwürdige Art war er sogar dankbar dafür, für Harshs Schwester den Babysitter spielen zu dürfen. Denn es lenkte ihn von den Grübeleien ab, was er mit seinem Leben anfangen sollte, das ihm nun endlich wieder selbst gehörte.
Xia verzichtete darauf, das Licht anzuschalten. Er konnte auch so perfekt sehen, und er liebte die Dunkelheit. Er rollte die Schultern, dann trat er an die Spüle, um sich Gesicht und Hände zu waschen. Länger als nötig ließ er das Wasser laufen, auch nachdem es bereits warm geworden war. Er nahm die Seife, die extra für ihn dort lag. In seinem Mund lag der Geschmack von Kupfer, der süße Geschmack von Blut.
Während er darauf wartete, dass das Wasser auch die letzten Spuren des Bluts in der Spüle wegspülte, nahm er sich ein Glas und füllte es mit eiskaltem Wasser aus dem Kühlschrank, ließ es durch seine trockene Kehle rinnen.
Wann immer die Anspannung eines Kampfes nachließ, war Xia sich überdeutlich seiner Umgebung bewusst. Sein Schutzschild war intakt und fühlte sich solide an, obwohl er nicht mal eine Stunde zur Verfügung hatte, um die Barriere wieder instand zu setzen. Dabei war die Zeit eh schon knapp gewesen, um sie zu errichten, denn er hatte jedes Mal warten müssen, bis die Hexe schlief, bevor er sich an die Arbeit begeben konnte. Um einen erstklassigen Schild aufzubauen, brauchte man jedoch mehrere Tage.
Er kehrte zur Spüle zurück und weitete seine Sinne aus. Nirgendwo in der Nähe befand sich ein freier Dämon. Carson und Nikodemus waren stets bei ihm, in einem Winkel seines Geists, und Xia fand es beruhigend, sie zu spüren. Falls er gewollt hätte, hätte er auch nach Kynan oder Iskander ausgreifen können. Selbst Harsh hätte er berühren können, obwohl der manchmal nach Hexenmacht stank.
Xia hatte immer besonders sensibel auf das Magiergeschlecht reagiert, speziell auf Hexen. Selbst wenn Alexandrines Wohnung voller Menschen gewesen wäre, hätte er stets ganz genau gewusst, wo sie sich aufhielt.
In ebendiesem Moment stand sie in ihrem Wohnzimmer, knapp einen Meter von ihrer albernen Couch entfernt. Sie machte ihn nervös. Doch da war noch etwas anderes, nicht nur der Gestank nach Hexerei.
Xia konzentrierte sich. Dank der immer noch anhaltenden Sensibilität vermochte er mehr wahrzunehmen als sonst.
Die Macht des Talismans sickerte allmählich in Alexandrine, doch immer noch war sie mehr Mensch als Hexe. Was ihm allerdings ziemlich egal war. Ob sie ihre Magie nun nutzen konnte oder nicht, sie war eine Hexe. Er spürte die Macht in ihr. Und er wusste auch, dass Alexandrine instabil geworden war; der Talisman zeigte seine zerstörerische Kraft in ihr. Egal. Sie bekam, was sie verdient hatte.
Eine Weile lauschte er einfach nur auf Alexandrines Atem, und es dauerte nicht lange, bis seine Gedanken eine unpassende Richtung einschlugen. Sie war eine schöne Frau, und sein Körper reagierte prompt, als Xia sich vorstellte, wie sie ohne Kleidung aussah.
Himmel, er konnte ihr Blut bis hierher riechen. Wie süß die Hexenmagie es machte. Er konnte spüren, wie es pulsierte.
Alexandrine kehrte in ihr Schlafzimmer zurück. Ja, Baby, lauf! Er war immer noch in
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