Verführerischer Dämon: Roman (German Edition)
Konzentration darauf.«
Alexandrine entschied sich für die kleine Messingschale, der der Duft entstieg.
Einige Minuten vergingen. Der Geruch der Kräuter wurde stärker und nahm eine bittere Note an. Alexandrine war sich Xias überdeutlich bewusst. Er saß neben ihr, mit gesenktem Kopf, die Hände aneinandergelegt. Als ob er betete.
Es kam ihr vor, als wäre ihr Geist nicht länger mit ihrem Körper verbunden. Doch, das Copa zeigte definitiv eine Wirkung. Alexandrine holte tief Luft und fing einen Hauch von Hitze und Sand und uralter Wüste auf. Von den Kräutern, die Xia ins Öl geworfen hatte? Sie glaubte es nicht. Er schien von Xia auszugehen.
Alexandrines Kehle war trocken, doch sie wollte kein Wasser trinken. Sie wollte den Geschmack von Eisen auf ihrer Zunge spüren.
» Ja«, flüsterte Xia, » ich auch. Aber du musst ziehen, Alexandrine. Und die Magie dann halten. Hast du das verstanden?«
» Klar. Zieh Magie, aber benutze sie nicht.«
Seine Augen flackerten. » Tu es einfach, ja?«
» Du wirst nicht enttäuscht sein, wenn es nicht klappt?«
» Würdest du bitte einfach ziehen?«
» Natürlich.« Sie griff in ihren Geist, darauf vorbereitet, dass nichts geschah. Und entdeckte ihre Magie. Kinderleicht zu greifen. Sie konnte Magie ziehen, sie in sich strömen lassen, kräftig wie ein Fluss statt wie sonst nur ein Tröpfchen.
Zischend sog Xia den Atem ein und flüsterte dann ihren Namen. Sie beobachtete, wie er nach seinem Messer griff und es in die linke Hand nahm. Er neigte den Kopf zur Seite und setzte die Messerspitze an sein Schlüsselbein. Er zuckte nicht zusammen, als er sich in die Haut schnitt.
Der Geruch des Bluts traf sie so unvermittelt, dass ihr schwindelig wurde.
Xia murmelte etwas vor sich hin, in einer fremden Sprache, die Alexandrine nicht kannte. Ihr schien, als liege die Bedeutung seiner Worte ganz nah vor ihr, doch immer, wenn sie danach greifen wollte, entglitt sie ihr.
Xia drehte sich zu ihr um und sagte erneut ihren Namen. Er machte ihr ein Zeichen, dass sie näher kommen sollte. » Du bist als Erste dran.«
» Womit?«, wisperte sie. Dabei wusste sie, was er wollte. Blut quoll aus dem Schnitt, flüssiges Rot, das ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich zog und alle anderen Gedanken auslöschte. Ihr Kopf war so heiß, als ob sie fiebern würde.
» Alexandrine«, sagte Xia leise. » Jetzt.«
Sie legte eine Hand auf seine Schulter und beugte sich vor. Bring es hinter dich. Wenn sie jetzt zögerte, wäre sein Blut verschwendet.
» Halte deine Magie!«, bat er.
Ihre Lippen berührten seine Haut, und der Geschmack seines Bluts schien auf ihrer Zunge zu explodieren, dick und dunkel und besser als alles, was sie je gekostet hatte. Sie grub ihre Finger in seine Schulter, erwartete, dass er auswich.
Doch Xia bewegte sich nicht. Zuckte nicht zusammen. Atmete nicht einmal tief durch. Er neigte den Kopf nur ein wenig mehr, sodass sie besseren Zugang hatte, und sie drängte sich an ihn, legte die andere Hand an seinen Nacken.
Sie spürte einen Druck in ihrem Kopf, der sich dann an der Stirn konzentrierte, fast wie ein Anklopfen. Ihr war schwindelig, und sie musste geschwankt oder vielleicht auch nur ihre Finger noch fester in sein Fleisch gegraben haben, denn er legte eine Hand an ihren Hinterkopf, um sie zu stützen, sie festzuhalten.
Seine Haut war so weich unter ihren Lippen, so warm. Und er roch gut, nach Seife und ein wenig nach Hitze. Sein Haar, auch so weich und warm, fiel über ihre Hand. Alexandrine konnte nicht leugnen, dass sein Körper und seine wunderschönen Augen und sein Gesicht eine fatale Wirkung auf sie hatten.
Xia verstärkte den Druck seiner Hand.
Als Alexandrine aufblickte, stellte sie fest, dass sie einander näher waren, als sie angenommen hatte. Beide knieten sie, ihre Körper berührten sich, Xia hielt sie an seine Brust gedrückt. Dann bog er sich ein wenig nach hinten, doch seine Hand lag immer noch an ihrem Kopf. Er hob das Messer, und das flackernde Licht ließ Regenbogen auf den verschlungenen Klingen tanzen. Er bog ihren Kopf zurück, sodass ihr Hals bloß lag.
Der Druck in Alexandrines Kopf verstärkte sich.
» Halte deine Magie weiterhin«, sagte er sanft und verfiel dann erneut in jene fremde Sprache, die sie nicht verstand.
Ihre Blicke trafen sich, und sie blinzelte, als sein Gesicht sich plötzlich auflöste und sie stattdessen ihr eigenes sah, als blicke sie auf sich selbst herab. Ihr ganzer Körper bebte vor Begehren und Xias Verlangen, in
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