Verführerischer Dämon: Roman (German Edition)
Knie wurden ihr weich. Sie wusste ganz sicher, dass er dieses Messer benutzt hatte, um zu töten, und dass er es erneut benutzen würde, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern.
Alexandrine musste all ihren Mut zusammenraffen, um Xia den Rücken zuzuwenden. » Okay, Harsh, ich will eine Erklärung.« Sie hob die Hände und stellte erleichtert fest, dass sie nicht zitterten. Was für eine verdammte Bedrohung mochte auf sie lauern, dass Harsh wollte, dass jemand wie Xia auf sie aufpasste? » Du wirst mir jetzt ganz genau erklären, warum der Killer hier bei mir bleiben soll. Komm schon, das bist du mir schuldig.«
Harsh setzte sich in ihren Lieblingssessel, der ebenfalls mit schwarzem Samt bezogen war. » Du hast eine E-Mail an Álvaro Magellan geschickt.«
» Ja, und?« Welche Hexe, die diesen Namen wert war, hätte sich nicht gewünscht, einmal dem großen Álvaro Magellan zu begegnen? Nicht dass sie davon ausging, dass Harsh sich dessen bewusst wäre. Und dennoch wusste er von Magellan, genau wie von ihrer Mail. Wieder schnürte sich ihr Magen zusammen.
» Und du hast ihm ein Foto geschickt.«
» Was soll’s? So sexy war das gar nicht.« Kein Volltreffer. Ihr Scherz hatte offenbar seine Wirkung verfehlt.
Es juckte Alexandrine zwischen den Schulterblättern, doch sie wandte sich nicht um, um zu sehen, ob Xia sie weiterhin anstarrte. Brauchte sie gar nicht. Sie wusste es auch so. So, wie das Opfer es spürt, wenn ein psychopathischer Axtmörder mit seinen Blicken Maß nimmt. Oder, in diesem Fall, ein Messermörder. Aber noch hatte er offenbar nicht vor, sein Messer gegen sie zu richten.
» Und nun?«, fragte sie ihren Bruder.
Harsh blies sich das Haar aus der Stirn. » Und nun wissen einige Leute, dass es dich gibt, Alexandrine«, erwiderte er und beugte sich vor.
Erneut lief ein kalter Schauder über ihren Rücken. Zum ersten Mal, seit ihr Bruder so unerwartet in ihr Leben zurückgekehrt war, sagte er nichts als die Wahrheit.
» Leute, die nicht die geringsten Skrupel haben, dich wegen dieses Amuletts umzubringen«, fügte Harsh hinzu.
» O Shit«, murmelte sie vor sich hin. Kein Wunder, dass ihre Vorahnung diesmal so unklar blieb. Weil die Gefahr nämlich aus zwei verschiedenen Richtungen kam. Das erkannte sie jetzt. Eine der Bedrohungen war aus der Tatsache entstanden, dass sie Kontakt zu Magellan aufgenommen hatte. Das andere Bedrohliche war Xia der Barbar.
Es stimmte, sie hatte ein Foto des steinernen Amuletts an Álvaro Magellan gesandt. Weil sie Informationen darüber benötigte. Magellan beschäftigte sich mit solchen Dingen, was nach außen hin zu seiner Tarnung gehörte, und so hatte sie versucht, über einen Professor aus Berkeley an ihn heranzukommen. Ihr Professoren-Freund war Experte für antike Schmuckgegenstände aus dem Mittleren Osten; Magellan hingegen galt als der Experte auf diesem Gebiet. Wenn also jemand feststellen konnte, was für ein Amulett das war und welchen Ursprung es hatte– immer vorausgesetzt, es war echt–, dann Álvaro Magellan. Hatte jedenfalls der Professor behauptet.
Das ganze Drumherum war ihr dabei ziemlich egal. Sie wollte einfach nur wissen, ob es echt war und ob sie ihre Zeit verschwendete, wenn sie versuchte, es zu benutzen.
» Dann meinst du also, dass es wertvoll ist?«, fragte Alexandrine.
» Wertvoll genug, um jemanden dafür umzubringen«, erwiderte Harsh mit unbewegtem Gesicht.
» Du machst keinen Scherz, oder?«
» Genauso wenig, wie es ein Scherz ist, dass Xia bei dir bleiben soll.«
Himmel, was für eine Vorstellung! » Kommt überhaupt nicht infrage, dass der Killer hierbleibt!«
» Er ist der Einzige, dem ich zutraue, es zu schaffen, dass du am Leben bleibst.«
» Aber ich verstehe das nicht. Magellan selbst wird sich kaum noch auf die Jagd nach mir machen können. Falls es nämlich noch nicht bis zu dir durchgedrungen sein sollte: Er ist tot.« Verdammt, warum lief ihr dann wieder ein Schauder über den Rücken?
Harsh schwieg darauf. Es war ein bedrückendes Schweigen. Killer Boy schloss sich ihm an und ließ es noch drückender werden. Absichtlich.
» Du willst doch nicht allen Ernstes behaupten, dass mich jemand wegen einem popeligen Stein mit einer Gravur drauf ins Jenseits befördern will. Ich weiß doch noch nicht mal, ob das Ding überhaupt echt ist.«
» Es ist echt«, warf der Killer ein.
Sie fühlte das Gewicht des Steins ganz intensiv. » So ein Quatsch. Es bewirkt überhaupt nichts. Also hat es offensichtlich keine Kraft.«
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