Verführerischer Dämon: Roman (German Edition)
Sie hatte das absichtlich gesagt und stellte nun verblüfft fest, dass beide genau zu verstehen schienen, was sie damit meinte.
Sie wollte, dass Xia verschwand, doch nicht, weil ihre Intuition ihr verraten hätte, dass es besser für sie sei, wenn er ginge. Sobald sie etwas als gefährlich erkannt hatte, wusste sie normalerweise auch, was sie zu tun hatte.
Doch nun gab es nicht nur eine, sondern zwei Quellen der Bedrohung: Xia und das, was auch immer durch ihren Kontaktversuch mit Magellan in Gang gesetzt worden war. Vielleicht war das ja der Grund für ihre widersprüchlichen Empfindungen. Weil die beiden Auslöser gegensätzliche Reaktionen in ihr hervorriefen. Na, wunderbar!
» Wie lange hast du es schon?«, wollte Harsh wissen.
Sie hätte sich zu gern auf ihre Couch gesetzt, doch Xia nahm den gesamten Platz ein. Also blieb Alexandrine stehen. » Ungefähr neun Monate. Seit ich in der Türkei war«, erwiderte sie.
Harsh zog die Augenbrauen hoch. » Kann ich es mal sehen?«
Unwillkürlich griff sie nach ihrer Magie. Um sich zu schützen. Für den Fall, dass einer von ihnen versuchen sollte, es ihr wegzunehmen. Aber mit dem Schützen war das so eine Sache…
Xia stieß ein tiefes Knurren aus. Wie ein Wolf in der Wildnis. Er hatte sich aufrecht hingesetzt, und Alexandrines Hinterkopf wurde zu einem Block aus Eis. Der Mann jagte ihr wirklich Angst ein.
Ihre Magie erlosch. Was Alexandrine nicht im Geringsten überraschte. Leider.
Xia saß immer noch kerzengerade da. Blanker Hass lag in seinem Blick.
Doch das löste keinen Alarm in ihr aus. Obwohl es das hätte tun sollen. Wenn jemand, und noch dazu ein so übler Typ wie er, sie mit einem solchen Ausdruck anschaute, dann hätte das irgendeine Reaktion in ihr hervorrufen müssen.
» Alexandrine?«, sagte Harsh und blickte sie aus schmalen Augen an.
» Was?«
» Kann ich bitte das Amulett sehen?«
Das Dumme war nur, dass sie niemandem ihr Amulett zeigen wollte. Nicht aus Misstrauen heraus, nicht wirklich, sondern eher, weil sie es als » ihren Schatz« betrachtete– eine unangenehme Empfindung. Sie hoffte aus tiefstem Herzen, dass sie sich nicht zu einem zweiten Gollum entwickelte und völlig abdrehte, was ihr Amulett betraf. War es nicht erschreckend und irgendwie unheimlich, dass sie tatsächlich Gefahr lief, eine so kranke Haltung gegenüber diesem Anhänger zu entwickeln?
Alexandrine ballte ihre Hände zu Fäusten, um sich davon abzuhalten, das Band zu berühren, an dem ihr Amulett hing. Sie wusste, theoretisch, dass nichts dabei war, wenn sie Harsh das Amulett zeigte. Weder würde er es stehlen noch sich weigern, es ihr zurückzugeben.
Doch ihre Hände wollten sich nicht bewegen, und unwillkürlich sagte sie: » Wozu? Offensichtlich wisst ihr zwei doch bereits alles darüber. Wieso willst du es dann noch sehen?«
» Ach, aus reiner Neugier.« Harsh zuckte mit den Schultern. Doch seine Augen flackerten wieder auf diese merkwürdige Weise, und Alexandrine fand es sehr beunruhigend, dies zu beobachten.
Bestimmt lag das nur am Licht.
Alexandrine verschränkte die Arme. » Ich hab es gerade nicht hier.«
» Sie trägt es«, mischte Xia sich ein.
Alexandrine wandte sich zu ihm um. » Ach, vielleicht wissen Sie dann auch noch, welche Farbe meine Unterwäsche hat, ja?«
Xia fixierte sie mit seinen unnatürlich blauen Augen. Und nun saß der Eisklumpen mitten in ihrer Brust. Auch mit ihren Augen stimmte offensichtlich irgendetwas nicht. Denn die Farbe seiner Iris schien sich zu verändern, von Blau über Grau zu Weiß.
Xias Lippen formten ein stilles » Leck mich«.
» Hört damit auf«, sagte Harsh. Sein Telefon begann zu klingeln. » Harsh hier«, meldete er sich.
» O Mann«, sagte Alexandrine zu Xia, » Sie sind so was von durchgeknallt. Absolut, vollkommen durchgeknallt. Ihre Eltern müssen echt stolz auf Sie sein.«
Er sah sie erneut mit diesem » Leck mich«-Blick an. » Tja, und ich bin der durchgeknallte Typ, der dafür sorgen wird, dass dein Kopf auf deinen Schultern bleibt.«
» Arschloch.«
» Verdammte Hexe.« Er zog seine Jacke aus und warf sie auf seinen Helm.
Tatsächlich, null Komma null Prozent Körperfett.
» Und eine Lügnerin«, fügte er hinzu.
» Ja«, sagte Harsh ins Telefon, » in ungefähr einer Stunde.«
» O nein«, meinte Alexandrine und stemmte die Hände in die Hüften. Sie bedachte Xia mit ihrem bitterbösesten Blick. Der nicht viel Wirkung zeigte, aber damit hatte sie eigentlich auch nicht gerechnet.
Er legte
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