Verführerischer Weihnachtstraum
Unsicher blickte sie in sein Gesicht. „Du siehst aus, als würdest du gleich sagen: Es gibt da etwas, das ich dir sagen muss … “ Sie lachte nervös. Sätze, die so anfingen, verhießen meist nichts Gutes. Was würde sie tun, wenn er ihr jetzt verkündete, dass es vorbei war? Ein gähnender Abgrund tat sich plötzlich vor ihr auf, wollte sie hinunterziehen in kalte Dunkelheit.
„Wir müssen reden“, sagte er so sanft, wie es ihm möglich war. Denn es brodelte bereits in ihm. Allein die Vorstellung, wie sie ihre neu erworbenen Fähigkeiten einem langhaarigen Vegetarier mit Bart zukommen ließ, der sich wahrscheinlich in ihr Leben geschlichen hatte, indem er lebhaftes Interesse an ihren Hühnern vortäuschte … Georgie würde natürlich sofort darauf anspringen.
„Worüber?“
„Über dich.“ Pierre überlegte, wie er es formulieren sollte, ohne gönnerhaft zu klingen. Schließlich beschloss er, dass es ihm gleich war, wie er klang. „Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll, Georgie …“
„Dir fehlen die Worte, Pierre? Das muss das erste Mal sein.“ Sie lachte, doch ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Eine Mischung aus Furcht und Mutlosigkeit bemächtigte sich ihrer. „Das werde ich morgen in meinem Tagebuch vermerken.“
„Du hast nicht viel Erfahrung mit … Männern …“
„Richtig, aber …“
„Lass mich ausreden. Diese Unerfahrenheit macht dich verletzlich. Und weil du eine impulsive Frau bist, macht sie dich umso verletzlicher. Du handelst, bevor du nachdenkst.“
„Ich weiß wirklich nicht, worauf du hinauswillst, Pierre.“ Sie fühlte sich gekränkt. Doch Pierre, der den Anfang gefunden hatte, ignorierte ihren Protest.
„Ich will nicht, dass du dem Nächstbesten in die Arme läufst, ohne darüber nachzudenken, wem du da deinen Körper und dein Herz schenkst.“ Er merkte, wie sein Ton immer harscher wurde, und riss sich zusammen. „Alles, was ich damit sagen will, ist … sei vorsichtig. Da draußen gibt es eine Menge skrupelloser Typen.“
Georgie hatte eigentlich damit gerechnet, den Laufpass zu bekommen. Und jetzt wusste sie nicht, ob sie erleichtert sein sollte oder beleidigt. Pierre schien sie für eine komplette Idiotin zu halten.
„Ich kann schon auf mich aufpassen, Pierre. Keine Sorge.“ Sie lag auf dem Rücken und starrte an die Decke.
„Kannst du das? Kannst du das wirklich?“ Er zog sie herum, sodass sie ihn anschauen musste. Er hatte mit diesem trotzigen Ausdruck auf ihrer Miene gerechnet. Was ihn nur noch entschlossener machte, ihr seinen Standpunkt zu verdeutlichen. „Du bist eine heißblütige und begehrenswerte Frau, Georgie. Du kannst jeden Mann haben, den du willst. Aber wirst du dich auch für den Richtigen entscheiden?“
„Wahrscheinlich nicht“,gestand sie zu. Sie hatte längst den größten aller Fehler gemacht: Sie hatte sich ausgerechnet in ihn verliebt. In den einen Mann, der ihr garantiert das Herz brechen würde.
„Und das soll mich beruhigen?“
„Was soll ich schon sagen? Das Leben ist voller Überraschungen. Woher soll ich vorher wissen, ob ich beim falschen Mann lande?“
Das war nicht das, was Pierre hören wollte. Andererseits wusste er auch nicht, was er eigentlich hatte hören wollen. Vielleicht, dass sie unbeschwert und fröhlich zu ihrem Leben als Single zurückkehren würde. Was unwahrscheinlich war, jetzt, da sie die vollen Möglichkeiten körperlicher Freuden kannte.
Pierre nahm sich vor, sich das zukünftige Wohlergehen anderer nie wieder zu Herzen zu nehmen. Da versuchte er, Georgie gute Ratschläge zu geben. Und sie bestätigte ihm praktisch, dass sie sich kopfüber in die Arme lüsterner Männer stürzen würde. Da waren die Probleme doch schon vorprogrammiert.
„Nun, vielen Dank für den Rat, aber … haben wir im Bett nichts Besseres zu tun, als über andere Männer zu spekulieren?“ Das war nämlich das Letzte, was sie tun wollte. Und wenn sie könnte, würde sie die Zeit anhalten. „Es ist ja überhaupt nicht gesagt, dass ich dem Erstbesten in die Arme laufe, der mich nur benutzt und dann fallen lässt. Vielleicht finde ich ja den Richtigen.“ In Gedanken beschwor sie die Zukunftsmusik herauf, die sie sich sehnlichst wünschte: Pierre bis über beide Ohren verliebt in sie, eine rauschende Hochzeit in Weiß – oder wenigstens Creme –, und später das Getrappel von kleinen Füßen. „Meinen Seelenverwandten. Den Mann, nach dem ich mein ganzes Leben gesucht habe. So was soll vorkommen, weißt
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