Verführerischer Weihnachtstraum
Schicksal zu vertrauen. Nur hatte das Schicksal die unangenehme Angewohnheit, stets für Überraschungen zu sorgen. Was, wenn ihre Leidenschaft in einer Schwangerschaft endete?
Für Sekundenbruchteile sah er ein blondes Baby mit grünen Augen die ersten Schritte machen. Hastig verdrängte er den Gedanken.
Sex war eine Sache, die Realität eine ganz andere.
„Es gibt auch andere Möglichkeiten“, murmelte er. „Und beim nächsten Mal wird es noch besser, weil wir gewartet haben.“ Dann machte er sich daran, ihr zu beweisen, dass er recht hatte.
Sie liebten sich bis in die frühen Morgenstunden. Irgendwann redeten sie auch über ihre Kindheitserinnerungen. Und über Didi.
Na schön: Das waren nicht unbedingt die Themen, die Pierre sonst mit einer Frau im Bett besprach. Aber in diesem Bett war er ja praktisch aufgewachsen, nun, sozusagen. Irgendwann wäre das Thema Didi so oder so aufgekommen – schließlich war seine Mutter der eigentliche Grund, weshalb sie zusammen im Bett gelandet waren. Dann über Familie zu sprechen, war wohl der nächste logische Schritt. Georgie lag in seinem Arm, den Kopf an seiner Schulter, und er strich sanft über ihre Haut.
Über die Zukunft fiel kein Wort. Die sexuelle Beziehung, gegen die Georgie sich so vehement gewehrt hatte, war nun gegebene Tatsache. Als sie Pierre schläfrig fragte, was Didi wohl dazu sagen werde, dass er die Nacht nicht zu Hause verbracht hatte, zuckte er nur mit der Schulter und drehte sich zu ihr.
„Wahrscheinlich fragt sie sich eher, warum ich nicht schon vorher hier geschlafen habe. Sie wird begeistert sein.“
„Hoffentlich nicht zu begeistert.“ Georgie wusste, sie begab sich auf dünnes Eis. „Wir wollen doch nicht, dass sie plötzlich Hochzeitsglocken hört.“
„Himmel, bewahre!“ Pierre hatte das ungute Gefühl, dass das Schicksal hinter der nächsten Ecke lauerte, mit einem ganzen Sack voller Überraschungen. Aber warum sich jetzt darüber den Kopf zerbrechen …? „Das hier allerdings“, er drängte sein Bein zwischen ihre Schenkel und bewegte sich, bis sie leise zu stöhnen begann, „ist echt. Wir brauchen nicht mehr nur so zu tun, als wären wir ein Paar, um meine Mutter zu überzeugen. Von jetzt an wird alles viel einfacher werden.“
Georgie schloss mit einem Seufzer die Augen.
So viel einfacher. Weil sie sich nicht mehr verstellen mussten. Selbst das Ende der Beziehung wäre nun echt. Die perfekte Lösung, und noch dazu der unglaublichste Sex als Bonus.
Weder wollte noch konnte sie jetzt darüber nachdenken, nicht, wenn das Pochen in ihrem Körper zu einem ohrenbetäubenden Dröhnen anschwoll, das alles unter sich begrub.
Außerdem … sie war immer Optimistin gewesen. Wer wusste schon, was das Morgen brachte?
9. KAPITEL
Es brachte weit mehr, als Georgie erwartet hätte. Sie verbrachte die Vorweihnachtszeit nicht mit der Jagd nach Geschenken für Freunde. Oder damit, den Weihnachtsbaum aufzustellen, während im Hintergrund ihre Lieblingsweihnachtslieder aus den Lautsprechern dröhnten. Oder mit verschiedenenWeihnachtsfeiern nach der Schule. Nein, dieses Mal war alles anderes. Pierre war da.
Georgie wagte es nicht, ihn nach seiner Arbeit zu fragen. Das Risiko, er könnte sich daran erinnern, dass es die ja auch noch gab, war einfach zu groß. Tatsache war: Sie hätte niemals gedacht, dass er so entspannt sein könnte. Sollte er sich tatsächlich heimlich hinter seinen Laptop verkriechen und arbeiten, dann gelang es ihm außerordentlich gut, das zu verbergen, denn sie verbrachten die meiste Zeit des Tages zusammen. Nur zwei Anrufe hatte er auf seinem Handy entgegengenommen, und beide Male hatte er sich dafür entschuldigt. Unvermeidlich, hatte er gesagt.
Es musste wohl die redlich verdiente Pause sein, von der Pierre gesprochen hatte. In dieser Zeit konnten sie die Gesellschaft des anderen genießen. Und wenn die Vertrautheit zu groß werden würde, für ihn zumindest, dann würde er sich auf den Weg zu neuen Eroberungen machen.
Auch wenn das Wetter nicht unbedingt mitspielte, unternahmen sie eine Menge zusammen. Georgie war entsetzt, wie wenig Pierre über die Gegend wusste, in der er aufgewachsen war. Bis er ihr bei einem ihrer Ausflüge in Erinnerung rief, dass er den größten Teil seiner Kindheit im Internat verbracht hatte.
„Was mir sehr gut gefallen hat“, versicherte er ihr. „Ein Einzelkind ist immer auch ein einsames Kind. So war ich mit Gleichaltrigen zusammen. Besser hätte ich es gar nicht haben
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