Verfuehrerisches Geheimnis
verspreche es ... Vorsicht ist besser als Nachsicht.« Als Winton Castle ins Blickfeld geriet, regten sich bei ihr Sorgen, wie sie ihrem Großvater und Maggie beibringen sollte, dass Liz und Robert nicht nach Crichton gekommen waren und sie daher unbehütet geblieben war. Drei Tage lang war auch ich nicht auf Crichton! Ein Schauer überlief sie. Sie fragte sich, woher sie nur den Mut zu diesem Abenteuer genommen hatte. Sündige jetzt, und bereue, wenn Zeit dazu ist. Wieder schauderte ihr.
Als sie auf den Schlosshof ritten, begegneten sie zwei anderen Reitern. Jenny Hepburn winkte aufgeregt und spornte ihr Pony an. »Catherine! Ich freue mich ja so, dich zu sehen!«
»Jenny, was für eine nette Überraschung. Hallo, Andrew.«
Hepburn sah Andrew drohend an. »Es wird einen Schauer geben. Ich bringe dich nach Hause, Jenny.«
»Danke, Mylord, das ist nicht nötig ...« Sie verstummte.
»Es ist sehr nötig«, sagte Hepburn angespannt. Er half Cat aus dem Sattel, band ihre Taschen los und stellte sie vor Andrew hin. »Verzeiht meine Eile, Lady Catherine, und bestellt dem Earl Grüße von mir.«
Cat wusste, dass Patrick verschwunden war und an seine Stelle Lord Stewart getreten war. Ebenso wusste sie, dass er finsterer Stimmung war, obwohl sie den Grund dafür nicht kannte. Es würde also keinen zärtlichen Abschied geben. »Jenny, nimm meinen Umhang, sonst wirst du vollkommen durchnässt, ehe du Crichton erreichst.«
Jenny hüllte sich in den grauen Mantel und steckte die langen roten Haare in die Kapuze. »Danke. Ich werde gut darauf achten.«
Cat sah dem Paar nach, das, gefolgt von ihrem Pony, das mit leeren Sattel hinterherlief, davonsprengte.
»Hepburn sieht mein Interesse an Jenny wohl nicht gern.«
»Ich glaube, er ist nur wegen des Gewitters in Sorge«, entschuldigte Cat Patricks Verhalten, obgleich sie ahnte, dass sich ein Unwetter anderer Art zusammenbraute.
Patrick legte ein rasches Tempo vor, und Jenny hielt mit. Seine Miene war finster und verschlossen, während er über Andrew Lindsay nachdachte und nach Gründen suchte, warum dieser eine Bedrohung darstellen könnte. Als sie eine Baumgruppe passierten, vernahm er das unverkennbare Surren eines Pfeiles. Sofort riss er Valiant zurück und hörte da auch schon das abstoßende dumpfe Geräusch, mit dem sich das Geschoss in Jennys Arm bohrte.
»Allmächtiger!« Wie der Blitz war er aus dem Sattel und fing sie auf, ehe sie zu Boden sank. Witternd hob er den Kopf, hörte und sah jedoch nichts. An eine Verfolgung war nicht zu denken, seine erste Sorge musste jetzt Jenny gelten.
Sie hatte Tränen vor Schmerz in den Augen, war aber bei Bewusstsein. »Braves Mädchen, Jenny. Wir sind zwar schon näher an Seton, ich bringe dich aber zurück nach Crichton.« Mit sanften Händen brach er den Pfeil ab und tat ihn in die Satteltasche. Dann nahm er Jenny vor sich auf Valiant und spornte mit seiner jungen Last in der Armbeuge den Hengst zu vollem Galopp an. »Ich weiß, es tut ordentlich weh, aber du bist nicht in Gefahr, Mädchen«, beruhigte er sie.
Der Pfeil galt mir. Wie konnte es passieren, dass ich nichts von der drohenden Gefahr gespürt habe? Das ist schon das zweite Mal, dass mein sechster Sinn mich im Stich ließ!
Valiant donnerte gerade auf den Schlosshof, als sich die Schleusen des Himmels öffneten. Mit Jenny in den Armen glitt Hepburn vom Rücken des Hengstes, lief unter dem Steinbogen des Schlosses hindurch und die Teppe hinauf.
Seine Haushälterin, die Mutter des Mädchens, schrie auf: »Mein Gott, Jenny!«
»Sie ist ein tapferes Mädchen.« Sein warnender Blick gab ihr zu verstehen, sie solle sich vor dem Mädchen beherrschen. Er brachte Jenny in die Bibliothek, und ihre Mutter fasste sich und ging in die Küche, um heißes Wasser und zerstoßene Schafgarbe zum Stillen der Blutung zu holen.
Dienstboten und Moss-Trooper drängten sich vor der Tür, als Jennys Vater eintraf. Hepburn reichte ihm eines seiner Messer. »Haltet die Spitze in die Kerzenflamme.« Er schickte die Mutter um Whisky.
Nachdem Jenny gehorsam das scharfe Getränk geschluckt hatte, streifte ihr Patrick behutsam den Mantel ab und schnitt den blutdurchtränkten Ärmel von ihrem Hemd. »Es wird wehtun«, warnte er sie. Dann stieß er mit seinem Dolch fest zu und zog die Pfeilspitze heraus. Blut quoll aus der Wunde, Jennys Mutter kniete nieder und wusch sie aus und bestäubte sie mit Scharfgarbe. Patrick legte einen festen Verband an. Als er fertig war und sich umdrehte, nickte
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