Verfuehrerisches Geheimnis
Pferd grüßte Elizabeth unter dem tosenden Beifall der Menge. Der Schwarze Leopard auf dem großen Rappen senkte sein Visier und legte die Lanze an.
Der Kommandostab fiel, Erdklumpen wurden in die Luft geschleudert. Hepburn stellte sich vor, wie seine Lanzenspitze den gegnerischen Schild mit solcher Kraft traf, dass der Herausforderer aus dem Sattel flog. Einen Sekundenbruchteil später geschah es genau so wie in seiner Vorstellung.
Der Schimmel galoppierte davon. Die Goldene Flamme lag ausgestreckt und reglos auf dem Boden. Eine Frau schrie auf. Pembrokes Knappe eilte auf das Turnierfeld. Catherine sprang auf, lief hurtig die Stufen der Tribünenreihen hinunter und stürzte an die hölzerne Barriere. Der Schwarze Leopard, noch immer hoch zu Ross, versperrte ihr die Sicht.
Hepburn blickte durch den Schlitz im Visier hinunter und sah Catherine. Sein Atem stockte beim Anblick der makellosen Schönheit in weißem Samt, deren zartes Gesicht von weißen Schwanendaunen umrahmt wurde. Ihr Blick verriet Besorgnis. Er hob sein Visier, damit sie seine Augen sehen konnte.
Cat schaute in seine schwarzen Augen und wich zurück. »Ihr!« Ihr Blick glitt über die jämmerlich auf dem Boden liegende Goldene Flamme. »Ihr habt ihn getötet!«, klagte sie ihn an.
»Nein, ich habe ihn nur in den Schlamm geworfen und seinen Stolz mit Staub bedeckt.«
Auch meinen Stolz, du arroganter schottischer Schuft, und das nicht zum ersten Mal.
Mit Hilfe seines Knappen kämpfte Pembroke sich wieder auf die Beine. Von den Tribünen erscholl lauter Beifall. Cat reckte ihr Kinn und kehrte, tapfer gegen das Gefühl der Demütigung ankämpfend, zu Philadelphia zurück. Als sie sich setzte, ergriff Philadelphia ihre Hand.
»Es ist Hepburn«, sagte Cat beklommen.
»Ja, ich dachte es mir.« Er hat keine Zeit verloren und ist gekommen, um seinem Besitz sein Zeichen aufzudrücken. Sie drückte Cats Hand.
Elizabeth erhob königlich die Hand und winkte die beiden Kämpfer zu sich. Stille senkte sich auf die Zuschauer. Der Schwarze Leopard saß ab und übergab Pferd und Lanze seinem Knappen. Dann ging er zu der Stelle, wo Pembrokes zerbrochene Lanze im Staub lag. Er hob das Angebinde der Königin auf, verbeugte sich nobel vor seinem besiegten Gegner und überreichte ihm unter dem lauten Jubel der Menge das flatternde seidene Banner.
Die beiden Männer traten zu Elizabeth und beugten die Knie. Sie gebot ihnen, sich zu erheben und sagte etwas, das nur die Kämpfer hören konnten. Der Mann in der schwarzen Rüstung neigte den Kopf und sprach Worte, die allein für ihre Ohren bestimmt waren.
Ihre Majestät, die Königin, erhob sich und gebot mit erhobenen Armen Stille. »Der Schwarze Leopard verzichtet edelmütig auf seinen Sieg, da er kein Engländer ist. Wir erklären daher die Goldene Flamme zum Sieger des Turniers der Königin. Ich lade nun beide Champions ein, ihre Schilde zu präsentieren, damit diese in der Schildegalerie ausgestellt werden können.« Die Menge, die das Spektakel aus vollem Herzen genoss, erhob sich und spendete frenetischen Beifall.
»Edelmütig?«, zischte Cat. »Hepburn hat in seinem ganzen Leben nicht edelmütig gehandelt.«
»Edelmut passt eher zu einer Frau ... Hepburn aber ist ganz Mann.«
Die Erinnerung ließ Cat erröten. »Mir ist kalt, Philadelphia«, log sie. »Ich muss jetzt wirklich gehen. Wir sehen uns abends.«
Catherine, die sich immer große Mühe mit ihrem Haar gab, plante für die abendliche Festlichkeit eine Hochfrisur mit ein paar losen Löckchen als weiche Umrahmung für ihr Gesicht. Maggie half ihr, eine Kette aus Kristalltropfen, die an winzige Eiszapfen gemahnten, in ihr Haar zu flechten. Ihr weißes Samtkleid ohne Schultercape und Kapuze war bis auf den tiefen Ausschnitt von strenger Schlichtheit. Als jedoch die mit weißen Kristallperlen besetzten Ärmel angefügt wurden, wirkte das Kleid auf einmal spektakulär.
Maggie legte ihr die zarte Halskrause um. »Wie ich hörte, hat Lord Stewart beim Turnier ein sehenwertes Schauspiel geboten.«
»Ja, er hat ein Schauspiel aus sich selbst gemacht.« Cat betrachtete ihr Spiegelbild. Ich werde es ihm zeigen! Sie benetzte die Lippen und kniff sich in die Wange. Ich werde ihm zeigen, was für ein Preis ihm entgangen ist!
Isobel betrat ihr Schlafgemach mit einem Sträußchen Tu-dor-Rosen. »Das kam eben für dich, Catherine. Ich glaube, es stammt von deinem ergebenen Verehrer.«
»Ach, wie hübsch. Sie müssen im königlichen Glashaus gezogen worden
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