Verfuehrerisches Geheimnis
geben.
Novemberfröste bedeckten den Boden, ehe Patrick alle Hepburns, Stewarts und Elliots, die auf Crichton lebten, bezwungen hatte. Unzählige zersplitterte Lanzen mussten zu Feuerholz zerhackt werden. Dann suchte er König James auf.
»Wo hast du gesteckt, Mensch? Monatelang vernachlässigst du unseren Hof und kreuzt*dann auf, wenn es dir in den Kram passt!«, klagte James.
»Ich habe für das Turnier geübt, Sire.«
»Welches Turnier?«, fragte der König unwillig.
»Das Turnier zum Jubiläum der Thronbesteigung Elizabeths, am siebzehnten November, Sire.«
»Bei Gott, diese Frau regiert England schon seit vierundvierzig Jahren. Das ist unnatürlich. Jede Wette, dass sie einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat. Höchste Zeit, dass sie das Zeitliche segnet und Platz für ihren Nachfolger macht.«
»Missgönnt ihr nicht die Festlichkeiten ihres letzten Winters, Sire.«
»Mir wäre lieber, es wäre ihr letzter Seufzer!« Er bedachte Hepburn mit einem drohenden Blick. »Man hört ja nicht einmal etwas von Krankheiten!«, klagte Jamie schmollend.
»Sire«, log Patrick glatt, »der vorrangige Grund für meinen Besuch in Whitehall ist es, für Euch Einzelheiten über Elizabeths Zustand in Erfahrung zu bringen.«
»Ach ja ... ich weiß, dass es nichts mit deiner Jagd auf eine reiche englische Erbin zu tun hat«, sagte Jamie gewitzt.
Hepburn brachte eine gekränkte Miene zustande. »Ihr tut mir Unrecht, Sire.«
»Das werde ich erst tun, wenn die Krone nicht an dem vorausgesagten Tag an mich geht, Patrick, mein Alter.«
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»Vertraut mir, Sire.« »Vertraut mir, Catherine.«
»Männern kann man nie ganz trauen, William. Wenn die Königin wünscht, dass Ihr ihr Angebinde im Turnier tragt, wie kann ich da sicher sein, dass Ihr mein Tuch an eurem Herzen verwahrt?«, neckte Cat ihn.
»Es ist da ... fühlt«, drängte er heiser.
»Soll die Königin Euch befühlen«, zog sie ihn auf.
»Das tut sie«, sagte er unverschämt. »Deshalb bin ich ja ihr Favorit.«
»Und ich dachte, Ihr hättet sie mit Euren daktylischen Pentametern beeindruckt.« Cat leistete sich oft kecke Tändeleien mit Pembroke, Wortgeplänkel, die ihn auf Distanz hielten. Sie rückte ab und wechselte das Thema. »Welches Stück werden die Globe-Schauspieler nach dem Turnier aufführen?«
»Verlorene Liebesmüh. Ich glaube, es wird Euch gefallen.«
»Ach, mir muss es nicht zusagen, sondern Elizabeth.«
»Gefalle ich Euch, Catherine?«
»Was für eine Frage! Hätte ich Euch sonst mein Angebinde überlassen, Mylord?«
»Und werdet Ihr mich mit einem Ja beehren, wenn ich die Frage wage?«
»Ich könnte mich überreden lassen, Hand und Zuneigung dem Champion des Turniers zu schenken. Einem solchen Mann kann man nur schwer widerstehen.«
Vom Turnier angelockt, trafen in der Woche vor dem großen Jubiläum viele Edelleute samt Gefolge auf Whitehall ein. So erschienen Percy, Earl of Northumberland, und Clifford, Earl of Cumberland, und taten sich am Hof durch zahlreiche Forderungen zum Duell hervor, während die Damen ganz von der Planung ihrer prächtigen Garderobe in Anspruch genommen waren, die sie auf den für einen Shilling verkauften Zuschauerplätzen zur Schau zu tragen gedachten.
Catherine hatte für sich ein Kleid entworfen, mit dem sie sicher sein konnte, Aufsehen zu erregen. Da Elizabeth den jungen Damen an ihrem Hof leuchtende Farben verboten hatte, wählte Cat engelhaften weißen Samt. Wegen der extremen Novemberkälte dieses Jahres hatten sie und Maggie ein passendes, mit zarten weißen Schwanendaunen verbrämtes Schultercape aus Samt mit Kapuze entworfen. Ein weißer Muff vervollständigte die Aufmachung. Als alles fertig war und sie die Sachen anprobierte, wusste Cat, dass sie aussah wie die Schneekönigin aus einem Märchen.
Als die Hepburn Rose im Hafen von London festmachte, sah Patrick Eisschollen auf dem Wasser treiben. Diesmal war sein Vetter David Hepburn mitgekommen. Der stattliche junge Mann mit dem braunen Haar würde im Turnier als sein Schildknappe eine gute Figur machen. »Wäre hier nicht so viel Schiffsverkehr, die Themse wäre längst zugefroren.«
David riss die Augen auf. »Es ist mein erster Besuch in London, nie hätte ich mir träumen lassen, dass die Stadt so groß ist, Mylord.«
»Ein guter Rat, David. Lass dich vom Hof und von den Menschen, die sich dort herumtreiben, nicht beeindrucken. Du hast besseres Blut in dir als all die Höflinge zusammen. Dank deines natürlichen
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