Verfuehrerisches Geheimnis
Majestät sich im Winter die Reise nach Lincolnshire antut«, klagte Isobel.
»Du wirst ohnehin die meiste Zeit im Ankleidezimmer der Königin verbringen. Hoffentlich hat man dir entsprechenden Platz für ihre Garderobe angewiesen.«
»Ja, doch, die Gemächer und Ankleideräume der Königin sind geräumig. Es ist schließlich schon Elizabeths dreizehnter Besuch in diesem Haus.«
Maggie warf Cat einen besorgten Blick zu und bekeuzigte sich rasch.
»Lass das! Ich dulde diesen unnsinnigen keltischen Aberglauben nicht. Catherine, komm und hilf mir mit der Garderobe.«
Isobel hatte nur eine der Hofdamen als Hilfe, deshalb machte es Cat sich zur Aufgabe, die Sachen vorher zusammenzustellen, die Elizabeth während der Weihnachtsfeiertage tragen würde. Zu jedem Kleid gehörten zwei verschiedene Ärmelpaare und entsprechender Schmuck. Röcke und Oberteile waren ebenfalls austauschbar, so dass Cat eine Farbkarte anlegte, nach der dieleile geordnet wurden. Dann suchte sie für jedes Kleid einen Pelzmantel und Perücken in verschiedenen Rottönen aus. Eine orangebraune Perücke wurde mit grauem Samt und Fuchsfell kombiniert, während Tudor-Grün zu weißem Samt und Schwanendaunen sowie zu Goldsamt, Zobel und brünettem Haar passte.
Als Catherine fertig war, bat sie Philadelphia, die zur obersten Gewandmeisterin erkoren worden war, ihr Werk zu begutachten.
»Dein modischer Geschmack ist unfehlbar, meine Liebe.« Sie senkte die Stimme. »Die wattierten Gewänder werden sie fast menschlich aussehen lassen. Zeig mir das neue Kleid für den Weihnachtsabend.«
Cat hob den Deckel eines riesengroßen Kartons und zog die Papiere und die Musselinhülle weg. »Ich habe grellroten Samt gewählt, bestickt mit goldenen Kronen, Löwen und Einhörnern. Ihr Hermelincape wurde mit demselben Rot gefüttert. Die Perücke wird sich damit beißen, deshalb habe ich einen Kopfputz aus schwarzen und weißen Straußenfedern entworfen, der ihr Haar verbirgt.«
»Isobel, deine Tochter ist ein Genie. Ich gratuliere.«
»Philadelphia, Schmeicheleien werden Catherine den Kopf verdrehen.«
»Dann werden wir nicht wissen, ob sie kommt oder geht.«
Cat verbiss sich ein Lachen über Philadelphias Scherz, das Gesicht ihrer Mutter aber erstarrte vor Missbilligung. »Ich muss eine Inventarliste der Juwelen erstellen.«
Phildelphia blinzelte Cat zu. »Ich werde sie schon nicht stehlen, Isobel.«
Der Staatsekretär hatte für die Herren eine Jagd arrangiert und natürlich auch dafür gesorgt, dass den Höflingen, die gern dem Glücksspiel huldigten, Räumlichkeiten zur Verfügung standen, doch überließ er es den jüngeren Herren der Hofgesellschaft, Elizabeth und ihre Damen zu unterhalten. Da das Wetter sie ans Haus fesselte, spielte man nachmittags und abends Blindekuh, Verstecken und Pfänderspiele, und die Männer machten sich die Bräuche, die sich um den weihnachtlichen Mispelzweig rankten, zunutze.
William Seymour kam auf Cat zugeschlendert und machte einen Kratzfuß. »Lady Catherine, habt Ihr zufällig mit Arbella korrespondiert?«
»Ich habe ihr geschrieben, erhielt aber leider keine Antwort.«
Seymour sah niedergeschlagen aus. »Auch auf meine Briefe antwortete sie nicht. Ich entschuldigte mich zutiefst, da ich Ursache ihres Dilemmas bin, doch glaube ich nicht, dass sie mir vergeben wird.«
Zu ihrer Verwunderung empfand Cat Mitleid mit ihm. »Vielleicht nimmt ihre Großmutter, die Countess of Shrewsbury, die Briefe in Empfang, ehe Arbella diese zu sehen bekommt. Das würde erklären, warum sie uns beiden nicht geantwortet hat. Sie hatte Euch sehr gern, Will.«
Er sah nun viel weniger bekümmert aus, als er sich zu Hai Somerset gesellte, der Lady Bridget Manners eine Augenbinde anlegte und sie im Kreis drehte, bis ihr schwindlig wurde. Wie unreif sie in Aussehen und Gehahe sind, dachte Cat, die das kindische Gehabe der anwesenden Herren beobachtete. Unglaublich, dass ich sie jemals als Bewerber in Betracht gezogen habe. Ihre Finger suchten den Ring unter ihrem Oberteil. Allein der Gedanke an Patrick genügte, um ihr Herz schneller schlagen zu lassen. Wie glücklich ihre zufällige Begegnung gewesen war! Dass Hepburn sie attraktiv fand und sie bat, ihn zu heiraten, war freilich mehr als nur Glück. Es war ein Wunder, entschied sie lächelnd.
Die Damen Spencer waren auf Theobalds so beschäftigt, dass Weihnachten im Nu vorbei war und sie sich auf der Fahrt nach Arundel House am Strand befanden, wohin Kate und ihr Gemahl, Lord Admiral
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