Verfuehrerisches Geheimnis
über eine andere Schwelle in ein neues goldenes Zeitalter eintreten.«
»Aber ... aber ich bin Königin Anne nie begegnet...«
»Teuerste Lady Spencer, da lässt sich leicht Abhilfe schaffen. Ich selbst werde Euch vorstellen und Eure Verdienste ins rechte Licht rücken. Ich habe eine Idee!«, erklärte er mit geheuchelter Spontaneität. Er führte sie hinaus in den Garten. »Die Königin und ihre Hofhaltung, ihre Kinder und Damen, werden die Reise in kurzen Abschnitten mit vielen Aufenthalten entlang der Strecke zurücklegen müssen. Warum bietet Ihr und Lady Catherine ihr nicht die Gastfreundschaft von Spencer Park an? Hertfordshire könnte die letzte Station vor der Hauptstadt sein. Ich weiß, dass die Planung eines königlichen Besuches viel Geschick und Wissen voraussetzt, doch könnte dieser Besuch für eine Dame mit Euren Fähigkeiten zu einem Triumph geraten.«
Isobel war nun ganz Ohr. »Ihr meint, Sie würde eine Einladung annehmen?«
»Königin Anne würde nicht nur annehmen, sie wäre Euch für Eure großzügige Gastfreundschaft ewig verpflichtet. Sie hat bereits Liz Carey gebeten, ihren jüngsten Sohn Prinz Charles in ihre Obhut zu nehmen.«
»Wirklich? Da Ihr Vetter zweiten Grades des Königs seid, könnte ich mir denken, dass Ihr in der königlichen Familie großen Einfluss habt.«
»Einen gewissen Einfluss«, gab er bescheiden zu.
»Spencer Park gehört Catherine, doch ich bin sicher, sie überreden zu können, Königin Anne und ihren Hof einzuladen.« Ihre Miene hellte sich auf.
»Wenn ich meine Stimme zu Eurer hinzufüge, bin ich sicher, dass wir sie überreden können. Isobel, ich habe Lady Catherine um ihre Hand gebeten.«
Sie war wie vor den Kopf geschlagen. »Ihr wollt meine Tochter heiraten?«
»Allerdings«, erklärte er mit Bestimmtheit. »Euer Vater, Lord Winton, und auch König James billigen die Verbindung. Bekommen wir Euren Segen?«
Während sie noch verwirrt blinzelte, hatte sie die Vorteile einer Verbindung ihrer Familie mit den Stewarts schon erfasst. »Ich halte es für eine ausgezeichnete Verbindung, Mylord. Catherine braucht aber eine feste Hand, wenn sie eine würdige Lady Stewart werden soll. Sie ist impulsiv und eigenwillig.«
»Ich weiß Euren Rat zu schätzen, Isobel«, erwiderte Hepburn mit dem gebotenen Ernst. »Die Ankunft des Königs wird für heute Nachmittag erwartet. Sicher werdet Ihr Euch umkleiden wollen, ehe Ihr Seine Majestät begrüßt. Ich glaube, Blau ist Eure besondere Farbe, Lady Spencer. Es ist auch Annes Lieblingsfarbe.«
Sie warf ihm einen gelassenen Blick zu. »Ich denke, Ihr werdet Euch auch ohne meine Hilfe am Hof von Whitehall außerordentlich gut zurechtfinden, Euer Lordschaft.«
Die Frau, die in ihre Gemächer zurückkehrte, wies wenig Ähnlichkeit mit der Isobel Spencer auf, die mit Patrick Hepburn fortgegangen war. Verflogen die tragödienhafte Aura und der tranceähnliche Zustand. Dahin die Melancholie, die sie wie eine Wiesenblume hatte welken lassen. An ihre Stelle waren Entschlossenheit und Zielstrebigkeit getreten.
»Maggie, ist meine blaue Robe hier oder in Richmond Palace?«
»Ihr besitzt zwei oder drei. Gewiss befindet sich eine davon im Schrank.«
»Gut! Wir müssen unsere Trauerkleidung ablegen und uns für den Empfang James Stuarts, unseres neuen Königs, vorbereiten. Es ist keine Zeit zu verlieren. Er trifft schon heute Nachmittag ein. Er könnte jetzt schon da sein!«
Erstaunt, jedoch erfreut über Isobels Haltung, suchte Maggie im rückwärtigen Teil des Schrankes, bis sie auf ein blaues Kleid stieß.
»Catherine!« Isobel nahm Maggie das Kleid ab und deutete auf Cats Gemach. »Sag ihr, dass sie das Schwarz ablegen muss.«
Maggie öffnete die Tür, schlüpfte hinein und traf Catherine vor dem Spiegel stehend an, wie sie eben eine lavendelblaue Halskrause anlegte. Sie betonte das mit kleinen purpurnen Disteln bestickte, cremefarbene Seidenkleid. »Ich hole dir deine Amethystkämme fürs Haar und Audras juwelengeschmücktes Messer.« Sie schloss die Schmuckschatulle auf. »Ich weiß gar nicht, was in deine Mutter gefahren ist. Sie zieht doch tatsächlich ein blaues Kleid für den Empfang des neuen Königs an!«
Catherines Augen funkelten. »Patrick Hepburn ist in sie gefahren. Er ist ein Zauberer!«
»Na, er hat wohl seinen Zauberstab auch über Isobel geschwungen!«
Cat konnte ihr Lachen nicht verbeißen. »Das hört sich gewagt an!«
»Ich wette, dass der Zauberstab Seiner Lordschaft ein formidables Werkzeug ist,
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