Verfuehrerisches Geheimnis
die Sachen nicht allzu zerknittert sein.«
»Mal sehen, ob wir es schaffen, ehe das Badewasser gebracht wird.«
Als Catherine und Philadelphia am Abend in den großen, neben dem Audienzsaal gelegenen Speisesaal schlenderten, wurden sie sofort von Damen des Hofes umringt, die sie um ihre leichten Kleider beneideten, da die Schottinnen meist Wollkleider in matten und dunklen Farben trugen, Sachen, die geeignet waren, in zugigen alten Gemäuern Wärme zu spenden. Als der Raum sich füllte, wurde es für die Höflinge unerträglich heiß. Einige Gentlemen öffneten Wämse und Hemdkragen, die Damen aber hatten es nicht so gut.
Es dauerte nicht lange, und Königin Anne schickte Christine, eine ihrer Damen, um Catherine zu sich zu bitten.
Als Cat in einem anmutigen Knicks versank, bat die Königin sie zu sich auf die Estrade. »Lady Stewart, ich bin entzückt, dass Ihr gekommen seid.«
»Danke für die Einladung, Euer Hoheit.«
»Christina wird Euch ihren Platz überlassen, damit wir plaudern können. Diese Hitze bringt mich fast um. Wie kommt es, dass Ihr so kühl und elegant wirkt?«
»Ich trage ein Sommerkleid aus Seidenorganza, Euer Hoheit.«
»Sind denn die Sommer in England immer so heiß, Lady Stewart?«
»Bitte, nennt mich Catherine. So heiß wird es meist erst Ende Juli oder im August, aber ich denke, in diesem Jahr wird der Sommer jetzt schon einziehen, Madam.«
»Dann brauche ich dringend geeignete Garderobe.«
»Ich will mich noch heute mit meiner Mutter beraten, wie wir Euch neu einkleiden. Eure Garderobe sollte diesem drückend heißen Wetter angepasst werden.«
Philadelphia und Cat trafen Isobel bei den Näherinnen an. Viele waren Engländerinnen, die schon seit Jahren mit ihr arbeiteten, aber andere kamen aus Holyrood und hatten Annes Garderobe genäht.
»Catherine! Das nenne ich eine Überraschung!«
Cat war schon auf Ablehnung gefasst, und der Ton ihrer Mutter zeigte an, dass es keine freudige Überraschung war. »Die Königin hat mich eingeladen. Und heute sah sie mein Kleid und äußerte den Wunsch, etwas Ähnliches zu besitzen. Ich versprach ihr, du würdest Kleider schneidern lassen, die diesem heißen Wetter entsprechen.«
»Dass ich sie machen lasse oder du, Catherine?«
Philadelphia sprang ein. »Isobel, deine Tochter wird deine Autorität gewiss nicht untergraben. Wir müssen gemeinsam überlegen und eine Lösung finden. Noch heute! Anne und ihre Damen verschmoren in ihren warmen Kleidern.«
Isobel änderte die Tonart. »Das Wohlbefinden Ihrer Majestät hat natürlich Vorrang.«
»Mutter, ich weiß, dass eine große Auswahl an Stoffen vorrätig ist. Wir müssen sie durchsehen und die leichten Materialien heraussuchen. Sicher gibt es feinen Batist für Unterwäsche, sowie Seide, Sarsenett, Kambrik, Spitze, Faille, Organza oder Taft für Tageskleider und Festroben. Ich könnte mir denken, dass die Königin in Taft besonders elegant wirken müsste.«
»So wie in meinem Taftkleid. Es raschelt köstlich«, hob Phildelphia hervor.
»Ich weiß, dass Elizabeth weit über hundert Fächer besaß. Sie müssten aus dem Lager geholt und wieder in Gebrauch genommen werden«, riet Cat.
»Ich gehe voraus. Folgt mir, meine Damen«, wies Isobel sie an.
Catherine machte sich daran, Skizzen für Kleider anzufertigen, die Annes stattlicher Figur schmeicheln würden, und binnen einer Stunde saßen die Näherinnen an der Arbeit für ein Kleid, das die Königin am Tag darauf tragen konnte.
Es war Mitternacht, ehe Cat sich zurückzog, und als sie im Bett lag, zufrieden mit allem, was sie an diesem Abend erreicht hatte, fielen ihr Patricks Worte wieder ein. Der Löwenanteil des Lobes gehört dir. Es war ein nachhaltiger Triumph, zumal für ein kleines Ding, dessen einziges Ziel es war, das eleganteste Kleid zu tragen. Plötzlich kam ihr das Hofleben oberflächlich vor. Sie drehte sich um und hieb auf ihr Kissen ein, bestritt auf das Heftigste, dass er ihr fehlte. Verdammter Hepburn, du hast mir alles verdorben!
Während des ganzen Juni arbeiteten Catherine, Isobel und die Kammerfrauen fleißig an der Garderobe für Königin Anne und ihre Damen. Ehe man die Arbeit an Annes Krönungsgewand in Angriff nehmen konnte, musste man sich zunächst über Schnitt und Farbe einig sein.
»Grün ist die Farbe der Tudors, und Purpur mag ich nicht«, sagte die Königin zu Catherine. »Weiß schmeichelt mir nicht, und Gold oder Silber würde James in den Schatten stellen. Ich möchte schlichtes Blau tragen,
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