Verfuehrerisches Geheimnis
sich.
Als Stoke die beiden Damen, die sich aneinander klammerten, mit unverhohlener Neugierde musterte, erklärte Cat: »Lady Stuart hat zu tief ins Glas geschaut. Jemand hat ihr eingeredet, es würde sie vor Ansteckung schützen.«
»Ach so, nun ja, schafft sie hinein, dann kann sie sich ausschlafen.«
Catherine setzte Maggie in eine Ecke und zog die Kapuze so zurecht, dass ihr Gesicht versteckt wurde. Als sie den
Strand entlangfuhren, war Cat froh, dass das Geschaukel der Kutsche Maggie in den Schlaf wiegte. Der Kutscher vermied Ludgate, indem er in die Shoe Lane einbog, doch Cat war entsetzt über den Anblick, der sich ihr bot. Rote Kreuze wurden über Eingänge gemalt, und Menschen, junge wie alte, wurden auf Karren geworfen und fortgeschafft. Als sie sich der Stadtmauer näherten, schauderte sie beim Anblick zweier Leichen mitten auf der Straße. Als der Wagen am Aldergate hielt, sandte Cat mit angehaltenem Atem ein Stoßgebet zum Himmel. Wenn die Posten entdeckten, dass Maggie krank war, würde man sie fortschaffen.
Die Minuten zogen sich in die Länge, bis sie am liebsten laut geschrien hätte, dann klopfte Stoke ans Fenster. Cat öffnete zögernd, aus Angst vor dem, was er sagen würde.
»Ohne Gesundheitsattest will man uns nicht durchlassen, Mylady. Haben die Damen die Papiere?«
Cat schüttelte den Kopf. »Geh zurück und sage, dass ich Lady Stewart bin und mit Arbella Stuart, der Kusine des Königs, reise.« Als Stoke ihren Auftrag ausführte, dröhnte ihr das Blut in den Ohren. Dann schien sich der Wagen mit Lavendelduft zu füllen, und Catherine dachte sofort an Kate Howard, die immer diesen Duft aufgetragen hatte. »Hilf uns, Kate«, murmelte sie.
Stoke kam zurück. »Und wenn Ihr die wieder auferstandene jungfräuliche Königin wäret, würde es ihn nicht kümmern. Gesetz ist Gesetz.«
Catherine glaubte, ihre Ohren würden zerspringen. Dann glaubte sie eine Stimme zu hören, die ihr riet: »Die Ohrgehänge ... mache sie dir zunutze.« Sie sah Kates Rubin-Diamantohrringe vor sich. Rasch schloss sie ihre Schmuckkassette auf und starrte die Juwelen an, die ihr so teuer waren. Ich kann mich nicht von ihnen trennen. Da hörte sie Maggie im Schlaf stöhnen und wusste, dass sie ihren gesamten Schmuck geopfert hätte, wenn sie Maggie damit helfen konnte.
Catherine nahm den Schmuck und stieg aus. Nun hing alles von ihrem Auftreten ab. Sie musste so tun, als wäre sie eine Göttin, vom Olymp herabgestiegen, um sich mit einem gewöhnlichen Sterblichen abzugeben. Von Königin Elizabeth hatte sie königliche Haltung gelernt. »Guter Mann, der König von England und seine Gentlemen passierten gestern dieses Tor auf ihrem Weg nach Hertfordshire. Wir gehören dem königlichen Hof an. Im Wagen sitzt die Kusine des Königs, Lady Arbella Stuart. Seht ihr nicht das Wappen der Stuarts auf dem Wagenschlag?«
»Mylady, mein Befehl lautet, niemanden ohne Gesundheitsattest in die Stadt hinein-oder herauszulassen.«
»Wirklich?«, äußerte Cat gedehnt. »Hatten der König und seine Herren ein solches Zeugnis? Natürlich nicht. Seht mich gut an, Sir. Sehe ich etwa krank aus?« Sie hob die Röcke ihres rosa Kleides und vollführte eine Drehung. »Ich habe etwas Besseres als ein dummes Stück Papier.« Mit verführerischem Lächeln öffnete sie die Finger und präsentierte die Juwelen auf ihrer flachen Hand. »Rubine und Diamanten.«
Als der Posten danach greifen wollte, schloss sie rasch die Finger, worauf er seinem Kameraden zurief: »Tor auf!«
Catherine öffnete die Finger und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, doch als sie wieder einstieg, zitterte sie am ganzen Leib. Danke, Kate. Danke für deine Hilfe.
Als die Kutsche die Fahrt beschleunigte, sackte Maggie nach vorne. Cat rückte sie so zurecht, dass sie auf dem Sitz zu liegen kam, und machte sich daran, Pläne für ihre Ankunft auf Spencer Park zu machen. Mittlerweile war sie überzeugt davon, dass Maggie die Pest hatte, und wusste, dass sie von anderen Menschen abgesondert werden musste.
Während sie durch die kleineren Ortschaften rollten, bemerkte Cat mit Entsetzen, wie viele Menschen auch hier in den Straßengräben lagen. Die Seuche wütete nicht nur in London, sondern auch überall auf dem Land.
Es war früher Nachmittag, als die Kutsche im Hof von Spencer Park anhielt. Catherine stieg aus. »Stoke, würdest du wohl das Gepäck ins Haus tragen?« Als sie die Haustür erreichte, öffnete Mr. Burke.
»Willkommen daheim, Mylady. Ich bin ja so
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