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Verfuehrerisches Geheimnis

Verfuehrerisches Geheimnis

Titel: Verfuehrerisches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
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Stehenden überblicken konnte.
    Patrick konzentrierte sein Denken und Fühlen auf Elizabeth Tudor und verdrängte alles andere. Die Stimmen der Darsteller und das Gelächter des Publikums rückten in den Hintergrund. Seine Konzentration steigerte und vertiefte sich, bis er sich in jenem tranceähnlichen Zustand befand, der häufig Visionen hervorbrachte. Allmählich vernahm er von weitem Musik und erkannte die Klänge als Requiem. Eiseskälte überkam ihn, ihm wurde klar, dass seine Sinne ihm eine Zeit der Trauer ankündigten. Während er unverwandt die Königin anstarrte, sah er, wie die Straußenfedern auf ihrem Haupt sich in schwarze Federbüsche auf dem Kopf eines reiterlosen schwarzen Rosses verwandelten. Vier weitere Rappen folgten ihm und zogen ein offenes Gefährt mit einem Bleisarg. Die schwarzen Samtdraperien zeigten die Wappen von England und Frankreich. Patrick zweifelte keinen Augenblick daran, dass er Elizabeths Leichenzug vor sich sah.
    Plötzlich ertönte rauschender Applaus in dem lang gestreckten Raum. Seine Vision verschwand, an ihre Stelle trat das Bild der Darsteller, die sich verbeugten. Nun wurden die unzähligen Kerzen des Audienzsaales entzündet, und Patrick, der seinen Augen kaum traute, sah, dass inzwischen eine ganze Stunde und nicht nur, wie ihm dünkte, ein Augenblick verstrichen war.
    Ungläubig zwinkerte er, als eine in weißen Satin und goldene Spitze gekleidete männliche Gestalt Lady Catherine von der Mondsichel hob und der Königin zuführte. Der blaue Keiler, der auf seiner linken Schulter eingestickt war, wies den Dandy als Edward de Vere, den ausschweifenden Earl of Oxford und Favoriten des Hofes aus. Seine weibische Art in Kleidung und Gehabe stieß Patrick ab. Als Cat lächelnd zu dem Gecken aufblickte, spürte er das dringende Verlangen, ihm einen Degen zwischen die schmalen Schultern zu stoßen.
     
    »Ihr habt Eure Rolle perfekt gespielt, meine liebe Catherine. Wir sind einander auf geradezu unheimliche Weise ähnlich.« Die Königin schien sehr erfreut.
    Catherine versank in einem anmutigen Knicks. »Ich danke Euch für Euer großmütig gespendetes Lob, -Majestät.« Sie drehte sich um, reichte Oxford die Hand und ließ sich von ihm auf die Tanzfläche führen. Alle Vorübergehenden blieben stehen, um ihren Auftritt zu loben oder ihr Komplimente über ihr zauberhaftes silbernes Kleid zu machen, und jedem schenkte sie ein strahlendes Lächeln.
    »Ihr zieht alle Blicke auf Euch, Lady Catherine«, machte Oxford ihr ein Kompliment.
    »Nur wenn ich an Eurem Arm gehe, Mylord«, antwortete Cat anmutig. Der Auftritt war ein so großer Erfolg gewesen, dass sie sich vor Glück kaum fassen konnte. Während sie warteten, dass die Musik zum ersten Coranto einsetzte, überflog Cats neugieriger Blick den Saal. Sie zählte mindestens ein Dutzend Höflinge, die nur zu gern heute mit ihr getanzt hätten. Dann folgte ein ernüchternder Gedanke. Was um alles auf der Welt würde sie tun, wenn der rüpelhafte Hepburn sie aufforderte? Nun, sie würde höflich ablehnen und sagen, sie hätte den Tanz einem anderen versprochen.
    Aus purer Neugierde hielt sie nach ihm Ausschau. Sie sah Robert Carey, prächtig in Tudor-Grün, mit seiner künftigen Braut tanzen, die ein modisches Kleid aus rosenfarbigem Brokat trug. Der Raum war überfüllt, und sie hatte ihre Suche beinah schon aufgegeben, als sie ihn erblickte. Der Schotte trug ein schwarzes Samtwams und enge schwarze Beinkleider. Die Halsrüsche des blütenweißen Hemdes ragte nur ein Zoll über den Kragen des Wamses. Seine Eleganz ließ die anderen Männer vergleichsweise geschmacklos aussehen. Cat versäumte einen Schritt, als ihr aufging, dass er von bewundernder Weiblichkeit umgeben war, die offen mit ihm flirtete und um seine Aufmerksamkeit buhlte. Viele darunter waren ältere, raffinierte Schönheiten, unter ihnen Lettice Knollys und Douglas Sheffield. Beide sind verheiratet und beide sind Dirnen! Sie wandte den Blick ab und konzentrierte sich auf die raschen Laufschritte des Coranto.
    Der liederliche Oxford beugte sich zu ihrem Ohr herab und flüsterte ihr eine Aufforderung zu.
    Gewohnt, seine lasziven Avancen abzuwehren, lächelte Catherine reizend. »Wird Eure Gemahlin sich zu uns gesellen?«
    »Ich fürchte nein, mein Kätzchen. Drei können sich im Bett zwar gut amüsieren, aber nicht, wenn zwei davon miteinander verheiratet sind.«
    Kaum war der Tanz vorbei, schob Charlie Blount, Lord Mountjoys Sohn, Oxford beiseite. »Lady Catherine,

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