Verfuehrerisches Geheimnis
Antwort nein lautete.
»Warum um alles auf der Welt habe ich kein praktischeres Kleid für eine Seereise gewählt?« Als sie rasch das hellgelbe Kleid auszog und sich der passenden schlüsselblumenfarbenen Halskrause entledigte, beantwortete sie ihre eigene Frage. »Ich besitze keine praktischen Kleider!« Froh darüber, ihren Reifrock zu Hause gelassen zu haben, holte sie Wasser und Seife und versorgte Maggie im Unterrock. Kaum hatte sie ihr das Gesicht gesäubert, erbrach sich die Ärmste schon wieder.
Catherine griff zum Nachtgeschirr und hielt es ihr vor. Es war mehr als halb voll, ehe eine Pause eintrat. »Ach, arme Maggie, so kann das nicht weitergehen.« Anblick und Geruch des Erbrochenen bereiteten Catherine selbst große Übelkeit. So elend hatte sie sich noch nie gefühlt, als sie mit geschlossenen Augen ein Stoßgebet für ihre geliebte Amme zum Himmel schickte. »Warum legst du dich nicht hin und wartest, ob das ein wenig hilft?«
Obwohl Maggie ihren Rat befolgte, wälzte sie sich minutenlang unter Krämpfen hin und her, fuhr dann kerzengerade in die Höhe und übergab sich abermals.
Catherine wusste, dass sie keine andere Wahl hatte. Sie durfte Maggie nicht in diesem schrecklichen Zustand leiden lassen, wenn es ein Gegenmittel gab. Ihre verächtlichen, an Hepburn gerichteten Worte kamen ihr wieder in den Sinn. Seid versichert, Lord Stewart, dass ich nichts von Euch brauche! Cat verwünschte ihre eigene Dummheit. Jetzt muss ich meinen Stolz hinunterschlucken und als Bittstellerin vor den verfluchten Lord Stewart treten! Sie wusste, dass sie es für sich selbst nie getan hätte, doch für Maggie war das etwas ganz anderes. Cat schluckte ihren Stolz hinunter und lief, ihr Cape über dem Unterrock, den Niedergang entlang zu Hepburns Kabine.
Hewlett-Packard
9
Patrick war an Deck geblieben, bis die Hepburn Rose die Mündung der Themse und damit die Nordsee erreichte. Als der befürchtete Regenguss kam, ging er hinunter in seine Kabine, um seine Sachen zu wechseln. Er hatte gerade sein durchnässtes Hemd ausgezogen und rieb seine Schultern trocken, als er ein Pochen an der Tür vernahm. Er öffnete und sah erstaunt, dass Catherine vor ihm stand. »Tretet ein.«
Sie trat ein und bemühte sich, nicht seine nackte Brust anzustarren. In der Hoffnung, gebührend zerknirscht zu klingen, sagte sie: »Es tut mir Leid, Euch zu stören, Mylord, aber ich brauche dringend etwas gegen Übelkeit.«
Patrick runzelte die Brauen, sein Inneres krampfte sich zusammen. »Seid Ihr guter Hoffnung, Teufelsbraten?«
Catherine schnappte buchstäblich nach Luft. Mit geballten Fäusten ging sie auf ihn los und trommelte auf seine nackte Brust. »Unverschämter Bastard! Maggie ist speiübel. Ich brauche etwas gegen ihre Seekrankheit.«
Patrick packte ihre Fäuste und lachte erleichtert. »Ach, Seekrankheit? Das ist alles?« Er ließ sie los und ging an einen in die Kabinenwand eingelassenen Schrank, dem er einen kleinen Flakon entnahm. »Dies enthält etwa vier Unzen Ingwerwein mit Laudanum versetzt. Der Ingwer müsste ihren Magen beruhigen. Und das Laudanum fördert den Schlaf.« Seine dunklen Augen sahen sie forschend an. »Braucht Ihr eine Dosis für Euch selbst, Cat?«
Zornbebend stieß sie hervor: »Seid versichert, Lord Stewart, dass ich nichts von Euch brauche!« Sie griff nach dem Flakon und flüchtete.
Catherine hatte kaum die Tür ihrer Kabine geöffnet, als ihr schon der üble Geruch von Erbrochenem in die Nase stieg. Sie zwang sich, rasch zu schlucken, und trat ein. Maggie saß auf dem unteren Bett, die Arme um den Leib geschlungen. Das Nachtgeschirr auf dem Boden floss beinah über. »Ach, mein armes Liebes, hier ist ein wenig Ingwerwein, der deinen Magen beruhigen wird. Hepburn schwört darauf«, sagte sie ermutigend. Cat warf ihren Umhang ab, setzte sich neben Maggie und hielt ihr das Fläschchen an die blauen Lippen. »Trink ganz langsam.«
Maggie gehorchte und trank zwischen tiefen Atemzügen. Sie würgte zwar noch einige Male, doch es kam nichts mehr hoch.
»Ach, Gott sei Dank, ich glaube, es hilft. Trink alles aus.«
Binnen zehn Minuten hörte Maggies Erbrechen auf, und ihre Übelkeit hatte sich völlig gelegt. Cat brachte Wasser und ein frisches Handtuch, um ihr Gesicht und Hände zu reinigen. »So, bestimmt fühlst du dich jetzt viel frischer. Nun leg dich hin, und ruhe dich aus.« Catherine hüllte ihre Begleiterin in eine warme Decke und stieß nach wenigen Minuten ein Dankgebet aus, weil Maggie
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