Verfuehrerisches Geheimnis
Maggies Gesicht sich gefährlich grün färbte. Cat konnte von Glück reden, dass sie auf ihr Mittagessen verzichtet hatte und sich nun nicht übergeben musste.
Als sie den Männern die Docks entlang zum Ankerplatz der Hepburn Rose folgten, zog Lady Catherine, obwohl dezent in grauen Samt gekleidet, alle Blicke auf sich. Alle starrten das makellos schöne Geschöpf an wie eine Göttin, die direkt vom Olymp herabgestiegen war. Cat aber war sich der Aufmerksamkeit, die sie erregte, nicht bewusst, sondern sah mit Bangen der bevorstehenden Seereise entgegen. Das einzige Wasser, das sie bislang befahren hatte, war die Themse, ein gewagtes Unternehmen, wie sie soeben erlebt hatte.
Beim Schiff angekommen, beobachtete sie, wie die Männer ihr Gepäck an Bord schafften, und dann sah sie, dass Patrick Hepburn auf Deck am Ende der Laufplanke stand, um sie willkommen zu heißen. Das Herz schlug ihr bis zum Halse. Cat wäre lieber gestorben, als sich vor dem arroganten Schotten ihre Angst anmerken zu lassen. Sie bedeutete Maggie, als Erste an Bord zu gehen, ehe sie selbst, den Rücken kerzengerade und das Kinn vorgereckt, mit gespielter Selbstsicherheit ausschritt.
»Achtung, Maggie.« Hepburn hob die Dienstmagd von der Laufplanke aufs Deck. Dann streckte er Catherine die Arme entgegen.
Cat legte sofort ihre lederne Skizzenmappe auf seine ausgestreckten Arme und trat vorsichtig aufs Deck, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen.
»Euer Lordschaft, was für ein schrecklicher Tag. Ihr erwartet doch nicht etwa ein Unwetter?«
»Na, ein wackeres schottisches Mädchen, wie du es bist, Maggie, werden ein paar Gewitterwolken doch nicht ängstigen?« Er blinzelte ihr zu, um ihre Bedenken zu zerstreuen. »Sieh dir Lady Catherine an, die ihrem Schicksal tapfer ins Auge sieht.«
Will der Teufel sich über mich lustig machen? Sie funkelte ihn mit blitzenden Augen an.
Patrick verbarg seine Belustigung. »Wenn die Damen mir bitte folgen wollen.« Er führte sie unter Deck zu einer Kabine im Heckbereich. Es war noch nicht ganz fünf Uhr, doch war bereits das Licht im Schwinden begriffen. Als er die Kabinentür öffnete, lag der Raum im Dunkeln, bis er eine Laterne anzündete.
Es war ein gut eingerichteter Raum mit Mahagonitäfelung und zwei einigermaßen breiten Kojen übereinander, Catherine aber kam sie unglaublich klein vor, zumal die vier Koffer eine Menge Raum einnahmen.
»Ich schlage vor, Ihr richtet Euch hier ein, während wir auf die Flut warten. In weniger als einer Stunde lichten wir den Anker und laufen aus. Abends könnt Ihr mit mir essen, wenn Ihr es nicht vorzieht, Euch das Essen hier unten servieren zu lassen.«
»Danke. Das wäre uns viel lieber.«
Er verbeugte sich höflich. »Meine Kabine ist achtern. Solltet Ihr etwas brauchen, dann zögert nicht, und wendet Euch an mich.«
»Seid versichert, Lord Stewart, dass ich von Euch nichts brauchen werde.«
Ihr Ton war liebreizend, wenn auch voller Verachtung.
Patrick verspürte das dringende Verlangen, sie übers Knie zu legen und tüchtig zu versohlen. Übrigens nicht zum ersten Mal. »Bon voyage, cherie.«
Als er ging, blickte Cat sich enttäuscht um. »Hier ist es so eng, dass wir übereinander stolpern werden.«
»Für eine Schiffskabine ist es sehr geräumig.« Maggie öffnete eine kleine Tür unter einem Schrank, der eine Waschschüssel und einen Krug Wasser enthielt. »Hier sind Handtücher, Seife und das Nachtgeschirr. Alles, was wir brauchen.«
Cat öffnete einen Koffer, nahm ein Nachthemd heraus und legte es auf das obere Bett. »Ich schlafe hier oben, Maggie.« Es gab einen Tisch und zwei Stühle, also setzten sie sich und warteten, dass das Schiff ablegte. Endlich hörten sie die lauten Rufe der Besatzung, der Anker wurde gelichtet.
»Ich muss gestehen, mein Lämmchen, dass ich nicht besonders seefest bin.«
Es war eine Untertreibung, wie sie größer nicht hätte sein können. Kaum setzte sich das Schiff mit der hereinströmenden Flut in Bewegung, fing Maggie vor Übelkeit an zu stöhnen. Das Schiff schwankte leicht, die Schiffslaterne schwang im gleichen Rhythmus hin und her. Plötzlich eruptierte Maggies Magen, und sie erbrach sich auf den Kabinenboden. Cat warf den Umhang ab, griff nach einem Handtuch und wischte den Boden auf. Maggie freilich war noch lange nicht fertig.
Cat nahm das Nachtgeschirr und hielt es Maggie hin, als diese nicht aufhörte zu würgen. »So, fühlst du dich schon besser?«
Maggies Stöhnen verriet ihr, dass die
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