Verfuehrerisches Geheimnis
werden, Teufelsbraten.«
»Er wird es nicht erfahren. Er und Maggie glauben, ich wäre für eine ganze Woche auf Crichton.« Sie ballte die Fäuste und trommelte gegen seine Brust. »Wenn Ihr es nicht tut, werde ich Euch auf ewig hassen, Lord Stewart!«
Es war das erste Mal, dass sie ihn um etwas bat, und in diesem Moment konnte er ihr nichts abschlagen. »Wir reiten über Stock und Stein und nächtigen im Freien. Ihr werdet Euch ganz nach mir richten und mir gehorchen müssen.« Er sah, dass seine Warnung sie nur noch mehr herausforderte. »Ich hole Satteltaschen für Euch. Packt nur praktische Sachen ein. Wenn Ihr Euch umgezogen habt, geht in die Küche und holt Proviant. Dinge, die nicht verderben, Haferfladen und dergleichen.«
Cat nahm ihre Halskrause ab und öffnete mit ungeduldigen Fingern ihr Kleid. Es glitt von ihr, zusammen mit Unterröcken und leichten Schuhen. Sie legte die Sachen in den Schrank und öffnete ihren Koffer. Ganz zuoberst hatte sie die beiden Pfeile und den Bogen gelegt, den Andrew für sie gemacht hatte, weil sie mit ihrer Schießkunst vor Liz hatte großtun wollen. Sie warf die Sachen in den Schrank und holte nur die Dinge aus dem Koffer, die sie mitzunehmen gedachte: Wäsche, Strumpfhose, wattierte Wämse und einen Reitrock. Sie zog den neuen Wildlederock an und fand schließlich ein dazu passendes langärmeliges Oberteil in Tudor-Grün. Einem Impuls folgend, entschloss sie sich, auch den Kilt mitzunehmen. Ein Stück Seife, Bürste, Kamm und dazu eine Haarband landeten auf dem Häufchen.
Patrick trat ohne anzuklopfen ein und und übergab ihr zwei Satteltaschen. Den kleinen Stapel, den sie aufgehäuft hatte, bedachte er mit einem scheelen Blick. »Für Kram ist kein Platz«, sagte er mahnend. »Ihr werdet einen Umhang brauchen.«
»Viel Proviant nehme ich nicht mit«, wandte sie ein.
»Erwartet ja nicht, dass ich meinen teile. Ich teile mein Bett, nicht aber meine Vorräte«, scherzte er.
»Mir ist bewusst, dass Euer Appetit unstillbar ist.«
»Engländerin, Ihr habt ja keine Ahnung.«
»Verdammt, ich werde nicht bei jeder Anspielung erröten!«
»Mea culpa. Ich lege es darauf«n, Euch erröten zu sehen.« Er wurde ernst. »Beeilung! In fünf Minuten reite ich los.«
Dann reitest du ohne mich! Cat dachte diese Worte mehr, als dass sie sie äußerte. Sie wusste, er würde tun, was er sagte. Hastig stopfte sie ihre Habseligkeiten in die Satteltaschen, rollte ihren Umhang zusammen und befestigte ihn außen an den Taschen. Als sie sie zur Treppe schleppte, kamen ihr die Taschen ungeheuer schwer vor. Da kam ihr ein Einfall zu Hilfe, und sie stieß die Satteltaschen mit einem Fußtritt die Stufen hinunter. Als sie hinunterkollerten, kam die Haushälterin herbeigeeilt, um zu sehen, was das Gepolter zu bedeuten hätte. »Wo geht es zur Küche?«, fragte Cat.
Haushälterin und Köchin halfen ihr, den Proviant zusammenzustellen und wickelten alles in eine Leinenserviette. Dann bekam ein Küchenjunge Anweisung, Lady Catherines Satteltaschen zu den Stallungen zu tragen.
Sie nahm sich vor, wenigstens zu Anfang höflich zu sein. »Danke, dass Ihr auf mich gewartet habt.«
»Ihr wart schneller als erwartet. Ich habe ein Fünf— Minuten- Ultimatum verhängt, weil ich weiß, wie Frauen sind.«
Zu genau, und von zu vielen Frauen, dachte Cat wehmütig. Das Pony, das Patrick für sie gesattelt hatte, war von rötlicher Farbe und etwa gleicher Größe wie ein kleines Pferd. Er half ihr in den Sattel und legte dann die Satteltaschen hinter ihr quer über den Rücken des Tieres.
»Wie heißt mein Pony?«
»Chestnut.«
Als sie im leichten Galopp durch die Obstgärten von Crichton und über Stechginsterwiesen sprengten, hielt ihr Pony gut Schritt mit Valiant. Sie erblickte Tor und zeigte ihn Patrick, doch folgte die Krähe ihnen nur kurz und flog dann im Bogen zurück. »Ich weiß, warum er kehrt macht. Keine Hunde!«
Es freute ihn, dass sie an der Natur Interesse zeigte und das Verhalten der Geschöpfe um sie herum zu deuten wusste.
Cat war erleichtert, dass sie Seton-Land mieden und über sanft gerundete Hügel in nordwestlicher Richtung ritten. Es war fast Juli und das Wetter herrlich. In tiefen Zügen sog sie den Duft von Heu und Farn ein. Ohne Scheu durchritt sie Bäche und schwelgte in dem Gefühl völliger Freiheit, das sich dabei einstellte. Einen Hut hatte sie vergessen, doch bald merkte sie, dass es sie nicht kümmerte, was die Sonne ihrem hellen Elfenbeinteint antun würde.
Sie
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