Verfuehrt
ihm bin. »Hast du es dir überlegt? Kommst du mit?«
Als er sich zu mir umdreht, liegt auf seinem Gesicht nicht mehr dieser abweisende Ausdruck. Stattdessen lächelt er, aber nicht charmant oder gewinnend, sondern distanziert. Auf diese Art, die einen auf Abstand hält.
»Ich glaube, das wäre keine gute Idee.«
»Wieso nicht?« Angespannt sehe ich ihn an.
»Weil ich nicht weiß, ob ich dann noch da bin«, erklärt er mir, und ich habe plötzlich ein hohles Gefühl im Magen.
»Natürlich bist du dann noch da. Die Feier ist nächsten Samstag.« Bis dahin kann er die Expertise unmöglich schon fertig haben.
Er weicht meinem Blick aus. »Vielleicht. Aber es wäre trotzdem keine gute Idee.«
Das hohle Gefühl in meinem Magen verschlimmert sich noch, als mir klar wird, dass es nicht um den Termin geht. Wenn er mich zu der Feier begleitet, dann bedeutet das, dass er sich auf mich einlässt. Dass er einen Schritt auf mich zumacht. Und das will er nicht, denn in seinen Augen steht jetzt eindeutig eine Warnung – und das frustriert mich so, dass ich die Wut nicht zurückhalten kann, die mich plötzlich wieder erfasst.
»Ach, und du musstest erst noch mal mit mir schlafen, um das herauszufinden?«
Er presst die Lippen zusammen und seine Augen werden schmal. »Das hat damit nichts zu tun. Und du wolltest das auch, Sophie. Oder täusche ich mich da?«
Betroffen wende ich den Kopf ab. Natürlich wollte ich es. Und ich will auch immer noch – nur will ich offensichtlich mehr von ihm, als er zu geben bereit ist.
»Nein. Aber ich täusche mich wohl in dir«, erwidere ich und spüre, wie der Schmerz sich tief in mein Herz frisst.
»Ich habe dir nie etwas versprochen.« Seine Worte zerstören die Hoffnung wieder, die ich gerade geschöpft hatte. Und das ertrage ich einfach nicht mehr. Plötzlich bin ich unendlich müde.
»Wie du meinst.« Mit versteinerter Miene blicke ich auf die Uhr. Ich muss hier dringend weg, sonst werde ich vor ihm anfangen zu weinen – und das soll er auf gar keinen Fall sehen. »Das eben war mein Vater.« Ich sage es kühl, und es kostet mich meine ganze Selbstbeherrschung, meine Stimme am Zittern zu hindern. Mir gelingt sogar ein schmales Lächeln. »Ich muss zurück zum Auktionshaus.«
Er nickt, akzeptiert es einfach. »Ich rufe dich an, wenn ich neue Erkenntnisse habe.«
Ich schüttele den Kopf. »Bemüh dich nicht. Es reicht, wenn du dich mit meinem Vater in Verbindung setzt.«
»Sophie«, ruft er mir nach, als ich schon auf dem Weg zur Tür bin, und ich drehe mich noch mal zu ihm um und ziehe die Augenbrauen hoch.
»Was?«
Für einen Moment wirkt er unschlüssig, doch dann zuckt er mit den Schultern. »Ach nichts.«
Ich schaffe es, mindestens ebenso unverbindlich zu lächeln wie er, wende mich ohne eine Erwiderung ab und gehe, weil jetzt Tränen in meinen Augen brennen.
Ich blinzele sie weg und schaffe es ohne zu weinen bis zu meinem Mini, lasse ihn an und setze zurück. Erst als ich die Auffahrt von Ashbury Hall hinunterfahre und das große, finstere Herrenhaus im Rückspiegel immer kleiner werden sehe, laufen mir heiß die Tränen über die Wangen, und ich muss am Straßenrand anhalten, weil mein Blick verschwimmt.
Ich war so sicher, dass sich etwas geändert hat nach dieser Nacht, denke ich und kämpfe plötzlich gegen das Bedürfnis, zurückzufahren. Weil es sich so richtig angefühlt hat, mit Matteo zusammen zu sein. Es fühlt sich immer noch richtig an, und das ist es, was ich einfach nicht verstehe.
Wie kann es sein, dass er diesen riesigen Aufwand betreibt, um unseren Ruf zu retten, wie kann er mich küssen und wild und leidenschaftlich lieben – nur um mich dann wieder wegzustoßen und sich zurückzuziehen?
Hat es etwas damit zu tun, dass er seine Frau immer noch liebt? Aber die Ehe galt am Ende eigentlich nicht mehr als besonders glücklich, und irgendwie scheint in Matteo auch mehr Wut zu sein als Trauer, wenn es um diese Dinge geht, über die er nicht reden will.
Ich bin so wütend und so verwirrt und mir tut das Herz weh, weil ich ihn so liebe. Aber was soll ich tun, wenn er unserer Beziehung keine Chance geben will? Wenn ich immer wieder vor diese Mauer renne, an der ich offenbar nicht vorbeikomme? Er muss das auch wollen, und ich bin zu stolz, um ihn anzubetteln. Dann muss ich ihn mir eben aus dem Kopf schlagen.
Als ich losfahre, sehe ich jedoch wieder sein Gesicht vor mir, und mir wird klar, dass das nicht so einfach wird. Vielleicht wird es das Schwerste, was
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