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Verfuehrt

Verfuehrt

Titel: Verfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Taylor
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küsse ihn, lächle, als ich spüre, wie er die Arme um mich schließt.
    Ich will ihm zeigen, was es mir bedeutet, dass er uns gerade gerettet hat. Was er mir bedeutet. Mein Herz fließt über davon, aber ich kann es nicht in Worte fassen, wie nah er mir ist und wie sicher ich auf einmal bin, dass er der Einzige ist, mit dem ich jemals wirklich glücklich sein kann. Ich brauche ihn, ich will ihn, am liebsten sofort, und die Tatsache, wie erregend ich den Gedanken finde, es hier mit ihm zu tun – mitten am Tag in einem an der Landstraße geparkten Auto –, beweist mehr als alles andere, dass ich ihm mit Haut und Haar verfallen bin. Es ist ein überwältigendes und auch ein ziemlich beängstigendes Gefühl, aber ich lege es in meinen Kuss, den er so leidenschaftlich erwidert, dass ich aufstöhne, als er sich irgendwann schwer atmend von mir löst. In seinem Lächeln liegt ein neues Versprechen, ein Leuchten, das alles in mir zu wärmen scheint.
    »Sophie, ich …«
    Er lässt den Satz unbeendet, denn mein Handy hat plötzlich einen lauten Piepton von sich gegeben, das Zeichen, dass eine SMS eingegangen ist. Mit einem tiefen Seufzen löse ich mich wieder von Matteo und hole das verdammte Ding aus meiner Tasche, nur um mir gleich darauf zu wünschen, ich hätte es nicht getan. Denn die Nachricht ist von Nigel.
    Eigentlich dachte ich, dass er sich nach unserer Auseinandersetzung gestern nicht mehr melden würde, deshalb sehe ich mir an, was er geschrieben hat.
    Tut mir leid wegen unseres Streits . Würde dich gerne sehen.
Nigel
    Ich klicke den Text weg und stecke das Handy mit gerunzelter Stirn wieder ein, nicht sicher, wie ich das deuten soll, aber ganz sicher, dass ich ihn nicht sehen will.
    »Was Wichtiges?«, fragt Matteo, als ich mich ihm wieder zuwende. Ich schüttele den Kopf.
    »Nein. Gar nicht«, sage ich und will wieder zurück in seine Arme. Doch er hält mich auf.
    »Ich muss wirklich zurück zu meiner Mutter – sie wartet auf mich. Wir haben uns sehr lange nicht gesehen.«
    Natürlich, denke ich, und Enttäuschung legt sich wie ein nasses Tuch auf das Feuer in meinen Innern, das mich gerade so wunderbar gewärmt hat. Aber auch wenn ich seinen Wunsch verstehe, irritiert es mich. Wieso ist er plötzlich so vernünftig und pflichtbewusst? Das war bis vor kurzem schließlich mein Job. Und so, wie er es sagt, klingt es außerdem, als würde ich ihn heute nicht mehr sehen. Was ich so nicht hinnehmen kann.
    »Dann komm heute Abend zu mir«, schlage ich ihm vor. »Ich koche uns was, ja?«
    In Gedanken plane ich schon, was ich für ein perfektes Menü brauche. Zum Glück hat der »Waitrose« bei mir in der Nähe auch sonntags bis abends geöffnet. Und für den Nachtisch habe ich ohnehin schon sehr konkrete Vorstellungen.
    Matteo sieht mich an, und ich glaube, plötzlich wieder diesen Ausdruck in seinen Augen zu erkennen, diesen Schatten, dieses Zögern, bei dem mein Herz sich angstvoll zusammenzieht. Doch ich lächle weiter.
    »Du würdest was verpassen, ehrlich«, versichere ich ihm. »Ich habe nämlich vor, dich mit den besten Entrecôtes zu verführen, die du je probiert hast.«
    Er sieht so ernst aus, dass ich für einen Moment glaube, dass er mir vielleicht gar nicht zugehört hat. Doch dann seufzt er tief und beugt sich wieder zu mir, küsst mich noch mal.
    »An dir ist alles verführerisch, Sophie Conroy«, sagt er, und sein Lächeln ist sexy, aber auch ein bisschen resigniert, fast so, als fände er das bedenklich.
    »Dann kommst du?«, hake ich nach, denn eine Zusage war das noch nicht.
    Er nickt und lässt den Motor wieder an, lenkt den Wagen zurück auf die Straße. »Da kann ich nicht nein sagen, oder?«
    Nachdenklich betrachte ich ihn und frage mich, ob er gerne Nein sagen würde. Seine Aufgabe hier ist erfüllt, er wird jetzt bald wieder zurück nach Rom fahren.
    Aber er kommt wieder, das hat er gesagt, beruhige ich mich. Er muss wiederkommen, weil ich mir etwas anderes überhaupt nicht vorstellen kann. Und weil ich es ihm unglaublich schwer machen werde, überhaupt zu gehen.
    Mit neuer Entschlossenheit plane ich in Gedanken weiter das Menü für heute Abend und vertreibe damit das unangenehme Gefühl, das Matteos wachsamer Blick in mir auslöst.

13
    Als ich zu Dads Büro komme, ist die Tür geschlossen, und wie jedes Mal, wenn ich das sehe, spüre ich wieder diese Mischung aus Wut und Enttäuschung in mir, die meinen Magen unangenehm zusammenzieht. Weil diese Tür sonst nie geschlossen war.

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