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Verfuehrt

Verfuehrt

Titel: Verfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Taylor
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später wieder ernst zu werden, als sie sich öffnet.
    »Nigel!«
    »Hallo, Sophie«, sagt er und bleibt zögernd in der Tür stehen, so als wäre er nicht sicher, ob ich ihn reinlasse.
    Wir haben uns seit unserer Auseinandersetzung auf dem Ball im »Savoy« nur noch ein Mal ganz kurz im Büro gesehen, doch da bin ich ihm hastig ausgewichen und weggefahren. Und ich beantworte auch seine SMS nicht mehr, die er mir Tag für Tag schickt und die alle den gleichen Inhalt haben: dass ihm unser Streit leidtut und dass er mit mir sprechen muss. Was vermutlich der Grund ist, warum er jetzt in meiner Bürotür steht.
    Aber ich will nicht mit ihm sprechen. Es gibt nichts mehr zu sagen, außer, dass ich ihm das, was er von mir will, nicht geben kann.
    »Ich gehe nicht mit Dad und dir essen, falls es das ist, was du mich fragen wolltest«, teile ich ihm mit, doch er schüttelt nur den Kopf und betritt das Zimmer.
    »Ich wollte dir nur das hier geben«, sagt er und hält mir die schwarze Mappe hin, die er dabei hat.
    »Was ist das?«
    Er zuckt mit den Schultern. »Hat mir Signore Bertani gegeben. Ich habe ihn auf dem Parkplatz getroffen, als ich gerade kam. Ich nehme an, es ist die Expertise, die er schreiben sollte.«
    Mir wird schwindlig, als ich die Mappe entgegennehme und mit klopfendem Herzen aufschlage. Es ist tatsächlich der Bericht mit den Rechercheergebnissen zu dem Enzo, doch ich begreife es trotzdem nicht, wieso Nigel mir das bringt und nicht Matteo.
    »Und wo ist er jetzt?«
    Nigel zuckt mit den Schultern. »Er sagte, ich solle dir das hier geben, und ist wieder gefahren.«
    Ich schüttele den Kopf, weil das keinen Sinn ergibt. »Aber … warum?«
    Nigel hebt die Hände. »Keine Ahnung. Er schien es eilig zu haben.«
    In meinem Kopf herrscht plötzlich Chaos, und Kälte kriecht meinen Rücken hoch. Weil das gar nicht zu Matteo passt. Wieso sollte er ausgerechnet Nigel die Expertise geben? Und warum ist er wieder gefahren, wenn wir zum Essen verabredet waren?
    Die einzig logische Erklärung ist, dass etwas passiert sein muss, was ihn davon abgehalten hat reinzukommen, deshalb greife ich sofort nach meinem Handy und versuche noch mal, ihn zu erreichen. Doch es geht erneut nur die Mailbox dran.
    Mit weichen Knien springe ich auf und laufe an Nigel vorbei aus dem Büro.
    »Sophie! Warte!«, ruft er mir nach, doch ich achte gar nicht auf ihn.
    »Sag Dad, dass ich noch mal wegmusste«, werfe ich über die Schulter zurück und bin schon auf dem Weg nach draußen. Ich brauche nur ein paar Minuten von der King’s Road bis zum Haus von Matteos Mutter, aber die Zeit reicht aus, um in meinem Kopf die schlimmsten Horrorszenarien entstehen zu lassen, von irgendwelchen Notfällen, die es hier in London oder in Rom gegeben haben könnte.
    Harriet ist heute nicht da, sie hat eine Komitee-Sitzung, die den ganzen Tag dauern wird, das hat Matteo mir erzählt. Aber ich weiß nicht, wo ich sonst nach ihm suchen soll, deshalb hoffe ich einfach, dass er hier ist. Und ich habe Glück, denn sein Alfa parkt direkt vor dem Haus auf dem Bürgersteig, als ich ankomme – dort, wo man Autos eigentlich gar nicht abstellen darf. Schnell suche ich mir auch einen Parkplatz und laufe wieder zurück, klingele Sturm, weil mir gleich vor Nervosität das Herz zerspringt.
    Doch Matteo wirkt gar nicht aufgeregt, als er mir einen Moment später öffnet. Und auch nicht besorgt. Sein Gesicht ist wie versteinert, als er mich hereinlässt, was meine Verwirrung noch vergrößert.
    »Was ist los?«, frage ich und sehe erschrocken auf die Koffer und die beiden Taschen, die im Flur stehen. Es sind seine Sachen, er hat alles zusammengepackt. »Nigel sagt, du warst am Auktionshaus. Warum bist du wieder weggefahren? Wir waren doch verabredet.«
    »Ich muss zurück«, erklärt er mir nur lapidar und greift sich den Koffer und die Laptoptasche, trägt beides nach draußen zum Auto.
    Ich laufe ihm hinterher, immer noch zutiefst verwirrt. »Ist was passiert?«
    Meine Fantasie arbeitet immer noch auf Hochtouren. Muss er zu einem Termin an der Uni, der während seiner Abwesenheit anberaumt wurde? Oder ist was mit seiner Großmutter, die über achtzig ist und herzkrank?
    »Nein.« Er öffnet den Kofferraum und verstaut die Sachen darin, dann geht er ohne ein Lächeln an mir vorbei zurück ins Haus. Oder er will es, denn ich halte ihn am Arm fest, zwinge ihn, stehen zu bleiben.
    »Du willst einfach so zurück nach Rom fahren? Jetzt?« Ich begreife das einfach nicht, starre nur

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