Verfuehrt
Frau schafft, ihm so nahezukommen. Er wirkte so … glücklich mit Ihnen. Und er wäre nicht mit nach England gekommen, wenn Sie ihm nicht viel bedeuten würden.«
Mein Herz blüht auf, als sie das sagt, möchte das gerne glauben, doch ich bleibe vorsichtig. »Aber er ist nicht geblieben«, erinnere ich sie. »Und er hat mir ziemlich unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass er kein Interesse daran hat, mich wiederzusehen.«
Harriet zuckt hilflos mit den Schultern, offenbar weiß sie auch nicht weiter. »Jetzt, wo ich mit Ihnen gesprochen habe, kann ich mir das auch nicht mehr erklären. Matteo hat mir vor seiner Abreise nur gesagt, dass Sie ihn belogen hätten. Deswegen war ich auch so wütend. Und Ihnen fällt wirklich nichts ein? Irgendetwas, das Sie gesagt oder getan haben könnten?«
Mein Handy klingelt in meiner Tasche, doch ich ignoriere es. »Da war nichts, wirklich nicht.« Wieder überlege ich, was es gewesen sein könnte, das Matteo so aufgeregt hat, und dann wird mir klar, dass es nur mit Nigel zusammenhängen kann. Hat er etwas zu Matteo gesagt, als die beiden sich auf dem Parkplatz getroffen haben? »Wenn, dann kann es nur ein Missverständnis sein.«
»Dann sollten Sie das mit ihm klären.« Harriet beugt sich vor. »Mein Sohn ist nicht einfach, Sophie. Ich weiß nicht, wie Sie zu ihm stehen, und ich habe keine Ahnung, ob es jemals wieder eine Frau schaffen wird, sein Vertrauen zu gewinnen. Manchmal denke ich, dass es dafür zu spät ist. Aber wenn er Ihnen etwas bedeutet, dann geben Sie ihm noch eine Chance.« Sie lächelt. »Dann hätte es wenigstens einen Sinn gehabt, dass ich seine Geheimnisse ausplaudere.«
»Danke«, sage ich und meine es so. »Danke, dass Sie es mir erzählt haben. Aber …« Ich zucke mit den Schultern, weil ich nicht weiß, wie ich ihr sagen soll, dass ich Angst habe, es noch mal zu versuchen – und wieder zu scheitern.
»Ich verstehe schon«, sagt Harriet. »Ich weiß, wie schwierig das ist mit der Liebe ist, wenn man in verschiedenen Welten lebt.« Sie lächelt traurig, und als sie sich an der Haustür von mir verabschiedet, umarmt sie mich noch mal.
Mit klopfendem Herzen schließe ich die Tür hinter ihr und lehne mich dagegen, versuche, das alles zu begreifen.
Ich verstehe Matteo jetzt viel besser – aber ändert das etwas? Er ist in Italien, seinem Zuhause, so weit weg von mir. Und er hat mir unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass er mich dort nicht haben will. Es ist zu spät, um jetzt noch etwas daran zu ändern. Oder?
Mit schweren Schritten gehe ich zurück in meine Wohnung, um die Fotos zu holen. Meine Tasche steht neben dem Sessel, und als ich sie sehe, fällt mir wieder ein, dass mein Handy vorhin geklingelt hat. Ich bin fast sicher, dass der Anruf aus dem Auktionshaus kam, schließlich bin ich nicht wie erwartet aus der Mittagspause zurückgekommen. Doch im Display steht eine fremde, sehr lange Nummer, und als ich genauer hinsehe, erkenne ich die Landesvorwahl von Italien. Matteo ist es definitiv nicht, seine Nummern sind in mein Handy eingespeichert, also würde sein Name angezeigt, wenn er der Anrufer gewesen wäre. Aber ich bin trotzdem nervös, als ich auf die Nummer tippe und darauf warte, dass der Rückruf sich aufbaut.
»Si?«, ertönt eine weibliche Stimme am anderen Ende, und dann hat diejenige wohl auf ihrem Telefon meine Nummer erkannt, denn sie wechselt ins Englische. »Sophie? Bist du das?«
Ich brauche einen Moment, bis ich die Stimme zuordnen kann.
»Paola?«
Matteos Schwägerin seufzt erleichtert. »Gut, dass du zurückrufst.«
Ich bin ihr in Rom zweimal begegnet, zuletzt auf der Geburtstagsfeier von Matteos Großmutter Valentina, und für einen Moment freue ich mich, von ihr zu hören, weil sie so nett zu mir war und ich sie wirklich mochte. Dann wird mir jedoch klar, dass es einen wichtigen Grund geben muss, wenn sie sich die Mühe macht, mich zu erreichen. Und plötzlich begreife ich auch, dass ihre Stimme aufgeregt klingt. Sehr aufgeregt.
Eine kalte Hand greift nach meinem Herzen.
»Ist was mit Matteo?« Den Gedanken kann ich gar nicht zu Ende denken.
»Nein«, stößt Paola hervor. »Es ist Valentina. Sie hatte einen schlimmen Herzanfall und liegt im Krankenhaus. Es geht ihr sehr schlecht.«
»Oh mein Gott.« Erschrocken lege ich die Hand über meinen Mund, doch Paola redet schon weiter.
»Sie hat nach dir gefragt, Sophie. Sie will dich unbedingt sehen.« Ich höre, wie sie tief Luft holt. »Ich weiß, das
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