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Verfuehrt

Verfuehrt

Titel: Verfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Taylor
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bleibenden Eindruck hinterlassen.«
    Als er sich wieder umwendet, lächelt er immer noch, aber der Ausdruck in seinen Augen ist anders. Ernster. Immer noch vorsichtig, aber nicht ablehnend – oder so feindselig wie gestern Abend.
    Ich würde ihn gerne fragen, ob sein Verhalten heute bedeutet, dass er mir glaubt. Aber mein Gefühl sagt mir, dass ich nicht daran rühren sollte. Dafür ist es zu früh und dieses Friedensangebot zu anfällig – wenn es denn überhaupt mir gilt.
    Das Klingeln von Matteos Handy reißt uns aus diesem Moment, und er nimmt es hastig aus seiner Hemdtasche, befürchtet offenbar, dass es die Klinik ist. Aber sein Gesicht entspannt sich sofort wieder, als er auf dem Display die Nummer des Anrufers sieht. Aus seinen Antworten schließe ich, dass es Paola sein muss oder Luca, denn er gibt auf Italienisch Auskunft über Valentinas Zustand, bevor er dann das Zimmer verlässt. Das Gespräch dauert länger, ich höre ihn nebenan weiterreden, während ich esse und meinen Kaffee trinke.
    »Fertig?«, fragt er, als er zurückkommt, und als ich nicke, nimmt er das Tablett wieder an sich. »Wir fahren in die Klinik, wenn du angezogen bist«, teilt er mir mit, lächelt jedoch noch mal, bevor er mich allein lässt.
    Gestärkt und mit neuem Elan dusche ich schnell und ziehe mir ein luftiges Kleid an, denn die Sonne scheint draußen und der Tag verspricht, sehr schön zu werden.
    Der Besuch im Krankenhaus fällt jedoch kurz aus, denn Valentina schläft tief, als wir kommen, und der Arzt mit den schwarzen Locken – Dr. Fasetti steht auf dem Schild auf seinem weißen Kittel, das ich erst jetzt entdecke – erklärt uns, dass es besser ist, sie nicht zu stören und lieber später noch mal nach ihr zu sehen. Deshalb sitzen wir schon nach einer Viertelstunde wieder im Alfa und Matteo informiert Paola, die später allein in die Klinik fahren wird. Dann sieht er mich an.
    »Ich müsste noch mal kurz zur Uni, was erledigen«, sagt er und ich höre die Frage in seiner Stimme.
    »Kann ich mitkommen?«
    Er nickt zufrieden, weil es das zu sein scheint, was er hören wollte, und fährt los.
    Langsam ist es ein fast vertrautes Gefühl, an seiner Seite mit offenem Verdeck durch diese schöne Stadt zu fahren, die mir aus irgendeinem Grund immer schon besonders nah war. Ich liebe London, es ist meine Heimat, aber gerade das pulsierende Rom hat mich von Anfang an fasziniert, und ich war immer froh, wenn sich Gelegenheiten für einen Besuch ergeben haben.
    Doch ob ich jetzt noch nur zu Besuch bin, weiß ich nicht, denn Dad hat gesagt, ich bräuchte nicht zurückzukommen nach London. Das Zerwürfnis mit ihm belastet mich, und für einen Moment überlege ich beklommen, ob er mich wirklich einfach so aus seinem Leben streichen würde – und was das dann für mich bedeutet. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, nicht mehr in das Haus meiner Eltern zurückzukehren und nicht mehr für das »Conroy’s« zu arbeiten. Aber ich musste so handeln, und das wird mein Vater ja vielleicht noch einsehen.
    »Träumst du, Sophie?«, fragt Matteo, und als ich ihn ansehe, grinst er auf diese unverschämte Weise, mit der er mir von Anfang an den Atem genommen hat. Zeit, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren, Sophie, denke ich und verdränge das Gefühl, dass dieser glückliche Moment eigentlich nur geliehen ist.
    Auch Matteos gute Laune hält an, denn als wir die Città Universitaria erreichen, den Hauptstandort der La Sapienza, und die breite Außentreppe hinauf in das Gebäude gehen, in dem sich auch die Kunsthistorische Fakultät befindet, legt er den Arm um mich.
    Überrascht sehe ich ihn an. »Denkst du nicht, dass es für ziemlich wilde Gerüchte sorgen wird, wenn du hier Arm in Arm mit einer Frau gesehen wirst?«
    Er winkt ab. »Du hast meinen Ruf als Playboy schon ruiniert, Sophie. Ich schätze, da kommt es auf ein Mal mehr oder weniger nicht mehr an.«
    Es stimmt, denke ich, bei meinem letzten Besuch gab es auch schon Gerede, weil er mehr als einmal mit mir gesehen wurde, das hatte mir seine Nichte Adriana damals erzählt. Matteo ist einer der beliebtesten Dozenten, und mindestens die Hälfte der Studentinnen ist vermutlich heimlich in ihn verliebt – was die vielen Blicke bestätigen, die ich ernte, als wir den Eingangsbereich des Gebäudes betreten. Die meisten sind neugierig, aber einige junge Frauen mustern mich tatsächlich ziemlich grimmig, und bei mehr als einer habe ich den Verdacht, dass sie Matteo nur deshalb mit Fragen

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