Verführt im Harem des Scheichs
sorgen.“
Sie errötete. Wie konnte er so etwas nur sagen! Und doch empfand sie, wenn sie sich selbst gegenüber ehrlich war, ganz ähnlich. Und das wiederum weckte Schuldgefühle in ihr. Nur deshalb beschloss sie, George zu verteidigen. „Sie haben insofern recht, als er im Gegensatz zu Ihnen daran glaubte, dass ein Mann seiner Frau treu sein sollte.“
„So treu, dass er sie, wenn Gefahr droht, im Stich lässt“, stellte Ramiz fest. „Wenn Sie mit mir verheiratet wären, hätte ich …“
„Ich bin sehr froh, dass ich es nicht bin“, fiel sie ihm ins Wort.
„Wenn Sie meine Gattin wären, wüssten Sie, was es bedeutet, einen Ehemann zu haben.“
Sie krauste die Nase. Einerseits hätte sie gern gewusst, was er meinte. Andererseits spürte sie deutlich, dass seine Erklärung ihr nicht gefallen hätte.
„Einer der Unterschiede zwischen unseren Kulturen ist, dass wir die Tatsache akzeptieren, dass Frauen ebenso wie Männer gewisse körperliche Bedürfnisse haben. Wenn Sie meine Gattin wären, würde ich alles tun, um Ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Ihr Gemahl hingegen …“ Er zuckte die Schultern.
Celia war froh, dass sie sich den Schleier vors Gesicht ziehen konnte. Ramiz’ offene Worte waren ihr extrem unangenehm. Die Haut in ihrem Nacken begann zu kribbeln. Was wusste er? Und woher? Ihre Neugier war geweckt, aber ihre Scham war größer. „In meinem Land spricht man nicht über solche Dinge“, verkündete sie.
„Deshalb gibt es in Ihrem Land so viele unglückliche Frauen.“
Redete man in einem Harem über diese Dinge? Würde sie es herausfinden, weil er entschlossen war, sie in seinem Harem unterzubringen? Natürlich würde sie ihm niemals gestatten, sich um ihre Bedürfnisse zu kümmern. Aber vielleicht konnten die anderen Frauen ihr helfen, manches besser zu verstehen. Bei diesem Gedanken wurde ihr heiß. Sie hatte nicht vergessen, wie sehr sie sich in Kairo nach dem Rat einer erfahrenen Frau gesehnt hatte.
„Es gehört sich nicht, dass wir ein solches Thema diskutieren“, erklärte sie.
„Zwischen Mann und Frau gibt es kaum etwas, das zu diskutieren wichtiger wäre“, entgegnete er. Er hatte durchaus bemerkt, wie schockiert sie war. Trotzdem konnte er nicht aufhören, sie zu quälen. Nun ja, quälen wollte er sie eigentlich nicht. Nur ihre zur Schau getragene Kälte durchbrechen. Er spürte, dass sie hinter ihrer bewundernswerten Selbstbeherrschung ein temperamentvolles Wesen verbarg. Lady Clevenden war – daran zweifelte er nicht – eine leidenschaftliche Frau. Es gefiel ihm, sich vorzustellen, dass sie in seinem Harem leben würde – auch wenn solche Fantasien eigentlich verboten waren.
„Es heißt: Wer gibt, wird auch empfangen. Geben und Nehmen sollten im Gleichgewicht sein, auch beim … Genießen. Um etwas geben zu können, muss man wissen, was dem anderen gefällt. Darüber zu reden ist hilfreich. Wenn Sie meine Konkubine wären, dann würde ich als Erstes herausfinden wollen, was Ihnen Freude macht. Und Sie müssten natürlich meine Wünsche kennen, um sie erfüllen zu können.“
Mit gepresster Stimme antwortete Celia: „Nur dass ich nie Ihre Konkubine sein werde!“
„Das stimmt. Dennoch frage ich mich, was Sie mehr beunruhigt: die Vorstellung, meine Geliebte zu werden, oder das Bewusstsein, dass Sie es genießen würden.“
Diese Bemerkung war so unpassend, so unglaublich unverschämt, dass es Celia die Sprache verschlug. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Dies alles war so verwirrend! Als mächtiger Scheich und attraktiver Mann konnte Ramiz gewiss jede Frau haben, die ihm gefiel. Warum also sollte er überhaupt mit dem Gedanken spielen, jemanden wie sie zu seiner Geliebten zu machen? Niemand hatte ihr bisher zu verstehen gegeben, dass sie schön und begehrenswert war. Vor der Verlobung mit George hatte sie noch nicht einmal einen richtigen Kuss bekommen. Während alle jungen Gentlemen es darauf anlegten, Cassie zu küssen, hatte keiner jemals den Versuch gemacht, ihr einen Kuss zu rauben.
Männer wollten mit ihr ernsthafte Unterhaltungen führen und mit ihrer Schwester Cassie flirten. Das war schon immer so gewesen, seit sie beide die Schwelle zum Frausein überschritten hatten. Vermutlich fehlte ihr irgendetwas. Sie war klug, charmant, gebildet und schlagfertig, aber offenbar nicht begehrenswert. Früher hatte sie das nicht gestört. Erst als George sich geweigert hatte, die Ehe mit ihr zu vollziehen, hatte sie diesen Mangel an körperlicher
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