Verführt im Harem des Scheichs
Kamelsattel halten, legt diesen Schluss nahe.“
„Zu Hause gelte ich als gute Reiterin. Mein Vater besitzt eine Reihe wertvoller Pferde. Er liebt die Jagd. Meine Schwestern und ich wurden in den Sattel gesetzt, noch ehe wir laufen konnten.“
„Haben Sie viele Schwestern?“
„Vier. Alle sind jünger als ich.“
„Keine Brüder?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Und Ihr Vater? Was tut er, wenn er nicht gerade auf die Jagd reitet?“
„Er ist im diplomatischen Dienst. Vielleicht haben Sie sogar schon von ihm gehört. Lord Armstrong.“
„Lord Armstrong!“ Er hob die Augenbrauen. „Sie sind seine Tochter?“
„Sie kennen ihn also?“
„Wir sind uns vor einiger Zeit in Madrid begegnet. Er ist ein einflussreicher Mann, der die eigene Zukunft nie aus den Augen verloren hat.“ Er runzelte die Stirn. „Vermutlich hat er auch Ihre Ehe arrangiert?“
„Wie kommen Sie darauf?“
„Ihr Gatte muss – auch wenn ich den Grund dafür nicht begreife – einen guten Ruf genossen haben. Sonst hätte man ihm die Aufgabe, mit mir zu verhandeln, nicht übertragen. Ein hoch geachteter ehrgeiziger Schwiegersohn ist auch für die Karriere Ihres Vaters förderlich, nicht wahr?“
Wenn man es so ausdrückte, schien die Hochzeit zwischen ihr und George etwas rein Geschäftliches zu sein. Eine von der Vernunft bestimmte Entscheidung, der jegliche menschliche Wärme fehlte. Nur dass ihr Vater die Sache ganz anders dargestellt hatte. Und George? War sie für ihn nichts weiter gewesen als eine Person, die seinen gesellschaftlichen und beruflichen Aufstieg beschleunigen konnte?
Sie musste sich eingestehen, dass sie die Antwort auf diese Frage gar nicht hören wollte.
„Es stimmt“, stellte sie fest, „dass mein Vater meine Heiratspläne unterstützt hat. Aber er hat mich nicht zur Ehe mit Lord Clevenden gedrängt. Ich selbst habe diese Verbindung gewünscht. Nur weil es in Ihrem Land üblich ist, dass Männer über das Schicksal von Frauen bestimmen, sollten Sie nicht annehmen, dass es bei uns genauso ist.“
Dass sie etwas Falsches gesagt hatte, wurde ihr klar, als sie sah, wie seine Augen sich verengten. Plötzlich schämte sie sich. Im Allgemeinen war es nicht ihre Art, so unüberlegt zu sprechen. Tatsächlich hatte man sie in England oft für ihr Taktgefühl und ihr diplomatisches Geschick bewundert. Selbst George hatte sie mehrfach dafür gelobt. Woran lag es nur, dass sie sich jetzt so unklug verhielt? Himmel, irgendetwas hatte dieser Scheich Ramiz al-Muhana an sich, das sie verwirrte. So sehr es ihr auch missfiel: Er brachte sie aus dem Gleichgewicht.
„Sie haben eine falsche Vorstellung von unseren Sitten, Lady Celia“, sagte er.
Natürlich hatte er recht. Das begriff sie jetzt. Dennoch konnte sie sich nicht dazu überwinden, sich bei ihm zu entschuldigen. Stattdessen provozierte sie ihn mit der Frage: „Hat man Ihre Gattinnen denn nach ihren Wünschen gefragt?“
„Meine Gattinnen? Wie viele, glauben Sie, habe ich?“
„Das weiß ich nicht. Aber mir ist bekannt, dass mehrere Frauen sich hier einen Mann teilen müssen.“
„Auch das stimmt so nicht. Richtig ist, dass wir mehrere Ehefrauen haben dürfen. Doch ob wir uns dafür entscheiden, hängt allein von uns ab. Viele Männer, die ich kenne, haben nur eine Gattin. Einige wenige haben drei oder vier. Schließlich ist es ihre Pflicht, für all ihre Gemahlinnen und deren Kinder zu sorgen. Meiner Meinung nach führen verheiratete Frauen hier ein viel angenehmeres Leben als unverheiratete. Ist das in England nicht ebenso? Ich verstehe nicht, was schlecht daran sein soll, in einer Familie zu leben, in der man nicht nur einen Mann, sondern auch Freundinnen hat, die sich ebenfalls um diesen Mann kümmern.“
„Freundinnen?“, entfuhr es Celia. Rivalinnen wäre wohl passender gewesen! Sie biss sich auf die Unterlippe. Ihr war klar, dass es nicht klug war, sich zu etwas zu äußern, über das sie so wenig wusste. Trotzdem konnte sie den Mund nicht halten. Die Vorstellung, gemeinsam mit anderen Frauen demselben Mann zu gehören, war einfach zu schockierend. Gut, vielleicht lag das allein an ihrer Naivität. Vielleicht war es ein typisch englisches Vorurteil. Vielleicht machte Ramiz sich auch nur ein bisschen über sie lustig. Sie musste wirklich vorsichtig sein mit dem, was sie sagte. „Ich hätte meinen Gemahl nicht gern mit anderen Frauen geteilt.“
„Ihr Gemahl hätte auch weder die Neigung noch die Kraft gehabt, für mehrere Frauen zu
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