Verführt im Harem des Scheichs
solle. Ihr Herz schlug zum Zerspringen, aber sie ließ sich ihre Furcht nicht anmerken. Äußerlich ruhig und gefasst folgte sie den beiden ins Haus. Der Weg führte durch mehrere lange Flure. Schwere Türen wurden geöffnet und wieder geschlossen, bis sie schließlich einen zweiten Innenhof erreichten.
Er ähnelte dem ersten so sehr so, dass Celia einen Moment lang glaubte, sie seien wieder an ihren Ausgangspunkt zurückgekehrt. Doch nein, dieser Hof war etwas kleiner und die Vorhänge vor den Türen wiesen andere Muster auf. Die blauen Kacheln allerdings, die zwei Türme, die Springbrunnen rechts und links hätten ein Spiegelbild des ersten Hofes sein können. Celia machte einen Schritt nach vorn, um sich genauer umzuschauen. In diesem Augenblick schlossen die beiden Männer die Tür hinter ihr und ließen sie allein zurück.
Da begriff sie, wo sie sich befand. Sie war, genau wie Ramiz angekündigte hatte, in seinem Harem!
Der Harem entsprach genau ihren Vorstellungen und war doch gleichzeitig ganz anders.
Das Überraschendste war, dass sie dort, abgesehen von zwei Dienerinnen, ganz allein war. Es gab keine anderen Frauen.
Adila und Fatima verhielten sich zunächst ein wenig kindisch. Sie kicherten beim Anblick von Celias ungewohnter Kleidung, berührten neugierig und scheu zugleich ihr kupferfarbenes Haar und waren geradezu schockiert, als sie das Schnürmieder entdeckten.
Celia wiederum, die daran gewöhnt war, sich selbständig an- und auszukleiden, schämte sich zunächst, als die beiden ihr zu verstehen gaben, dass sie sie ausziehen und baden wollten. Sie wollte sich gegen diese Art der Fürsorge wehren, gab aber nach, als sie begriff, dass sie die Dienerinnen mit ihrer ablehnenden Haltung kränkte.
Tatsächlich fiel es ihr nicht leicht, ihr Schamgefühl zu überwinden. Das Erlebnis im Teich der Oase erschien ihr inzwischen so unwirklich, dass sie überlegte, ob es nur ein Traum gewesen sei. Es war doch undenkbar, dass sie sich vollkommen nackt unter einen Wasserfall gestellt hatte, obwohl sie wusste, dass ein Mann in der Nähe war. Zeit ihres Lebens hatte sie nicht einmal gemeinsam mit ihren Schwestern gebadet. Und nun sollte sie sich von zwei Dienerinnen ausziehen und waschen lassen? Das Ganze erschien ihr so intim, dass sie, als sie bereits in dem angenehm temperierten Wasser saß, noch immer hochrote Wangen hatte.
Während der nächsten Tage allerdings gewöhnte sie sich daran. Ja, sie begann es sogar zu genießen, dass man sie so verwöhnte. Sie wusste, dass niemand sie im Harem stören würde. Männern war der Zutritt verboten. Die Tür zur Außenwelt wurde von diesen beiden riesigen Wächtern bewacht, die unter ihrem schwarzen Turban stets irgendwie mürrisch dreinblickten.
Celia mochte die zwei nicht. Dennoch gab ihre Anwesenheit ihr ein Gefühl der Sicherheit, sodass sie den Luxus, der ihr geboten wurde, nicht mehr als bedrückend oder gar bedrohlich empfand. Es war angenehm, in dem nach Rosen- und Orangenblüten duftenden Wasser zu baden, sich dann von Adila abtrocken und von Fatima frisieren zu lassen. Auch war es ein ganz besonderer Genuss, sich von den Dienerinnen sanft mit wohlriechenden Ölen massieren zu lassen. Nie zuvor hatte sie ein solches Gefühl der Entspannung gekannt.
Was das Essen betraf, so hatte sie von Anfang an beschlossen, alles wunderbar zu finden. Das exotische Obst, das man ihr im Überfluss anbot, schmeckte köstlich. Auch die mit unbekannten Gewürzen angerichteten Speisen gefielen ihr. Sie liebte die eiskalten süßen Erfrischungen, die wie von Zauberhand plötzlich auftauchten, wenn ihr heiß war. Und sie mochte auch den Tee, der ganz anders zubereitet wurde als in England.
Nachdem sie die erste Scheu überwunden hatte, begann sie den Harem zu erforschen. Er war erstaunlich groß und umfasste drei Stockwerke. Die ineinander übergehenden Räume waren mit kostbaren Teppichen und Diwanen ausgestattet, und es gab Unmengen von Kissen mit Bezügen aus Samt und Seide. Spiegel schmückten einige der Wände, aber nirgends waren Bilder aufgehängt. Alle Fenster öffneten sich zum Innenhof, in dem es dank der Springbrunnen und der Schatten spendenden Bäume bei Weitem nicht so heiß wurde wie in der Wüste. Angenehm war es auch auf der Dachterrasse, da dort meist ein leichter Wind wehte. Man erreichte sie über schmale Treppen innerhalb der Türme, die Celia oft hinaufstieg, um weit fort von allem über ihre Situation nachdenken zu können.
Nachdem ihr klar geworden war,
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