Verführt im Harem des Scheichs
länger man es vor sich herschob?
Sie mochte George und wäre ihm gern in allen Bereichen eine gute Gemahlin gewesen. Zudem hatte sie immer davon geträumt, eines Tages Kinder zu haben. Gewiss würde sie im Laufe der Zeit beginnen, ihren Gatten zu lieben. Und irgendwann würde er ihre Gefühle erwidern, auch wenn sie beide zunächst aus praktischen Erwägungen heraus geheiratet hatten. In ihrer Vorstellung allerdings waren gemeinsame Nächte untrennbar mit dem Gefühl der Liebe verbunden. Auch wusste sie natürlich trotz ihrer Unerfahrenheit, dass bestimmte Aktivitäten nötig waren, um Kinder zu zeugen. Ihre Unsicherheit und Unzufriedenheit wuchsen daher, je öfter sie ihr Bett allein aufsuchen musste.
Nach einer langen und anstrengenden Reise hatten sie Kairo endlich erreicht. Nach einer Woche dort war George wieder zu dem liebenswürdigen, aufmerksamen Gentleman geworden, den sie aus England kannte. Das Bett hatte er aber noch immer nicht mit ihr geteilt. Sie hatte daraufhin all ihren Mut zusammengenommen und das Thema vorsichtig angesprochen. Stotternd und mit vor Scham geröteten Wangen hatte sie die entsprechenden Andeutungen gemacht, was besonders schwierig gewesen war, da sie so wenig Konkretes über die sogenannten ehelichen Pflichten wusste.
Statt ihr zu Hilfe zu kommen, hatte George gekränkt auf ihren schüchternen Vorstoß reagiert. Er hatte ihr vorgeworfen, sie wisse seine Bemühungen, sich rücksichtsvoll zu benehmen, nicht zu schätzen. Auch sei es unnatürlich für eine Frau, ein so krankhaftes Interesse an Dingen zu zeigen, an denen eine echte Dame niemals Gefallen finden würde. Er habe gehofft, sie sei ihm dankbar für seine Zurückhaltung. Mit Vorhaltungen habe er wahrhaftig nicht gerechnet!
Verwirrt, beschämt und verletzt hatte Celia sich in ihr einsames Schlafzimmer zurückgezogen. War irgendetwas mit ihr nicht in Ordnung? George jedenfalls schien das zu glauben. Oder war etwas mit ihm nicht in Ordnung?
Die Vorstellung erschreckte sie. Durfte sie als Ehefrau so etwas überhaupt denken? Sie bemühte sich, Klarheit in ihre Gefühle und Gedanken zu bringen. Gern hätte sie mit einer anderen Frau über ihr Problem gesprochen. Aber niemals hätte sie sich überwinden können, sich vertrauensvoll an Lady Winchester zu wenden, die kühle, hochmütige Gattin des britischen Generalkonsuls in Ägypten. Und Tante Sophia war weit fort und vermutlich ebenfalls nicht die richtige Ansprechpartnerin. Ebenso wenig konnte sie Cassie mit ihren Sorgen belasten. Und so hatte sie letztendlich einen scheinbar unbeschwerten Brief an ihre Schwestern geschrieben, in dem sie sich darauf beschränkte, ihre exotische Umwelt in den lebhaftesten Farben zu schildern.
Dann hatte sie von der speziellen Aufgabe erfahren, mit der man George betraut hatte. Er sollte Verhandlungen mit dem Herrscher des kleinen Landes A’Qadiz am Roten Meer führen. Celia hatte sich sogleich in die Reisevorbereitungen gestürzt und darauf bestanden, ihren Gatten zu begleiten. Der Generalkonsul hatte sich bemüht, sie davon abzubringen, weil A’Qadiz laut seiner Aussage kein für Damen geeigneter Ort war. Aber in diesem Fall hatte George sich auf ihre Seite gestellt und erklärt, er werde Kairo nicht ohne seine Gattin verlassen.
Lord und Lady Winchester hatten seine Dickköpfigkeit darauf zurückgeführt, dass er noch nicht lange verheiratet war und die Vorstellung, von seiner jungen Gattin getrennt zu werden, nicht ertragen konnte. Celia hingegen hatte genau gewusst, dass George sie mitnahm, weil er in ihr so etwas wie eine verlässliche Sekretärin, Krankenschwester und Beraterin sah.
Celia genoss die Reise dennoch und trotz der Strapazen. Zwar hatten sie die Strecke vom Nil zum Roten Meer auf miserablen Wegen und bei größter Hitze zurücklegen müssen, was Georges Laune rasch wieder verschlechtert hatte. Sie selbst jedoch hatte sich ihre Neugier und ihre Freude über alles Neue bewahrt. Voller Begeisterung war sie in einem kleinen ägyptischen Hafen an Bord der Dau gegangen, die sie nach A’Qadiz bringen sollte.
Das Rote Meer faszinierte sie. In seinem klaren Wasser konnte man Fische aller Art beobachten. Wenn am Ufer Palmen, Feigen- und Olivenbäume auftauchten, glaubte sie sich in eine Landschaft aus 1001 Nacht versetzt. Die fremden Pflanzen, Büsche und Kräuter strömten einen berauschenden Duft aus, der bis zum Schiff zu ihnen drang, sodass sie eines Abends zu George sagte, es käme ihr vor, als habe jemand einen riesigen
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